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Schlimmer Hollywood-Vorwurf: „Harry Potter“- und Netflix-Stars kritisieren Streaming und Studios

Schlimmer Hollywood-Vorwurf: „Harry Potter“- und Netflix-Stars kritisieren Streaming und Studios
© Imago/Landmark Media

Seit dem 14. Juli befinden sich die Gewerkschaft SAG-AFTRA und ihre Mitglieder im Arbeitskampf für bessere Rahmenbedingungen. Warum, berichten Betroffene.

Auf den nächsten Filmpremieren zu großen Hollywoodfilmen werden Fans auf die obligatorischen Influencer*innen, eventuell heimische Stars und Sternchen aus der Unterhaltungsbranche sowie im besten Fall auf Filmverantwortliche wie Regisseur*innen und Produzent*innen stoßen. Die eigentlichen Stars der jeweiligen Filme werden jedoch nicht dabei sein, denn in Hollywood streikt die Gewerkschaft Screen Actors Guild-American Federation of Television and Radio Artists (SAG-AFTRA) seit dem 14. Juli dieses Jahres – PR-Arbeit beziehungsweise Marketingkampagnen zu unterstützen, gehört zu den Tätigkeiten, die jetzt für die rund 160.000 Mitglieder tabu sind.

Aber Moment einmal, werden einige jetzt denken: Hollywood steht doch für Glanz, Glamour und Protz!? Die Stars schwimmen doch alle in Geld und verdienen sich eine goldene Nase allein mit Werbung – für Filme kassieren Dwayne Johnson und Co. 20 Millionen US-Dollar plus Beteiligung am Gewinn? Die leben in Luxusvillen, fliegen per Privatflugzeug zu einer Klimakonferenz und lassen sich von Salt Bae verköstigen! Warum streiken die jetzt? Ist das ein schlechter Witz? Unsereins erhält für harte Arbeit nicht einmal den Mindestlohn und die müssen dafür nur in die Kamera grinsen!

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Aber genau das ist der Grund, warum die Gewerkschaft nun den Streik ausgerufen hat: Es geht um diejenigen, die das Kinopublikum nicht sieht, nicht erkennt und nicht anhimmelt. Es geht um die Abertausenden an Schauspielenden, die in Nebenrollen, als Statist*innen, ja, nicht selten sogar nur als Stand-Ins, als sogenannte (Licht-)Doubles für die teuren Stars ihr täglich Brot verdienen müssen. Diese Menschen können von ihrem Beruf nicht leben, sie jonglieren mehrere Jobs, um ihren Traum vom großen Hollywood-Durchbruch zu verfolgen. Sie leben von Gehaltscheck zu Gehaltscheck und wissen häufig nicht, wie und wovon sie die nächste Miete bezahlen sollen. Beim Streik der SAG-AFTRA geht es um bessere Rahmenbedingungen unter anderem in Bezug auf Essenzielles wie Krankenversicherung und Altersvorsorge.

Passend zum Thema könnt ihr den Disney-Klassiker „Newsies – Die Zeitungsjungen“ mit Christian Bale in der Hauptrolle über den Streamingdienst Disney+ anschauen: Hier geht es zum Abo

Es ist der erste Streik seit 43 Jahren und der erste Doppelstreik seit 63 Jahren gemeinsam mit der Writer’s Guild of America (WGA), der Autor*innengewerkschaft, die sich seit Mai dieses Jahres im Arbeitskampf befindet. Es ist also durchaus verständlich, dass viele gar nicht im Klaren darüber sind, warum die Schauspielenden in Hollywood, der größten Filmunterhaltungsbranche der Welt, überhaupt auf die Barrikaden gehen und die Produktion von Filmen und Serien über Wochen, wenn nicht über Monate zum Stillstand bringen. Auch Hollywoodstars haben in schlechten Produktionen mitgewirkt, wie unser Video beweist.

Die schlechtesten Filme der Hollywoodstars

Schauspielerin prangert an: Netflix bezahlte nicht einmal die Fahrt zum Set

Umso wichtiger ist es, dass sich neben den großen Stars auch die wirklich Betroffenen aus der Branche zu Wort melden und von den teils unmenschlichen und entsetzlichen Bedingungen gerade durch das Aufkommen börsennotierter Streamingdienste berichten:

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Luke Cook, bekannt durch kleine Rollen in Serien wie „Chilling Adventures of Sabrina“ und „Dollface“, betonte in einem TikTok-Video, dass er keineswegs ein Millionär sei. Er fahre einen alten 2010 Mazda 3 und habe mehrere Jobs, um seine Tätigkeit als Schauspieler zu unterstützen. Er habe zwei Kinder und es sei keineswegs sein Anliegen, so viel bezahlt zu bekommen wie die großen Stars, er wolle nur angemessen vergütet werden als Schauspieler. Es könne nicht sein, dass er als Schauspieler in Serien mit weltweitem Millionenpublikum mehrere Jobs nebenbei machen müsse:

„Bei diesem Streik geht es nicht um Millionär*innen. Wie ich schon gesagt habe, können 95 Prozent der SAG-Schauspielenden nicht überleben, wenn sie nur diesem Job nachgehen. Eure Lieblingsschauspielenden werden vielleicht nicht einmal davon betroffen sein… […] Als Kämpfer und jemand, der einen Nebenjob hat, verlange ich nur, dass ich mehr dafür bezahlt bekomme, dass ich eure Lieblingssendung im Fernsehen gestalte. Wenn ihr mich im Fernsehen seht, sollte ich nicht zwei Nebenjobs haben müssen, nur um zu überleben.“

Kimiko Glenn war Teil des großartigen Ensembles von „Orange is the New Black“, einer von Netflix‘ ersten großen Eigenproduktionen, und hat zahlreiche Fans auf der ganzen Welt. Im Riesenhit „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ mit weltweiten Einnahmen in Höhe von rund 650 Millionen US-Dollar, ist sie die Originalstimme der quirligen Peni Parker. Glenn sprach einen enorm wunden Punkt an. Schauspielende erhalten für ihr Mitwirken in Filme und Serien Tantiemen. Im klassischen und linearen Fernsehen ließ sich das leicht nachvollziehen: Wann immer eine Produktion erneut ausgestrahlt wurde, erhielten sie ihre Tantiemen. Streamingdienste wie Netflix zahlen allerdings laut den Ausführungen Betroffener lächerlich marginale Summen, die im Grunde nicht der Rede wert seien. Sie habe Tantiemen in Höhe von 27,30 US-Dollar erhalten, erzählte Glenn über TikTok:

„Wir wurden nicht gut bezahlt, niemals. Und wenn ich sage ‚nicht gut bezahlt‘, dann würdet ihr sterben. Die Leute waren noch immer Barkeeper. Die Leute hatten noch immer ihre Zweitjobs. Sie waren verdammt berühmt, international berühmt, konnten nicht aus dem Haus gehen, aber sie mussten ihre Zweitjobs behalten, weil sie es sich nicht leisten konnten, sie nicht zu haben. Sie konnten sich keine Taxis zum Set leisten.“

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Sean Gunn, Bruder vom DCU-Boss James Gunn und Marvel-Star, zeigte sich im Gespräch mit The Hollywood Reporter äußerst unzufrieden mit der Art und Weise, wie Streaming-Gigant Netflix seine Schauspielende vergütet. Für „Gilmore Girls“ habe er so gut wie keine Tantiemen erhalten:

„Ich war lange Zeit Teil einer Fernsehserie mit dem Titel ‚Gilmore Girls‘, die Netflix enorme Gewinne eingebracht hat. Sie ist seit Langem, seit über einem Jahrzehnt, eine der beliebtesten Serien. Sie wird immer und immer wieder gestreamt; und ich sehe fast nichts von den Einnahmen, die damit erzielt werden.“

Hollywoodstars wie George Clooney und Star-Regisseure wie Christopher Nolan melden sich zu Wort

Wie wichtig Tantiemen gerade für die zahllosen Schauspielenden sind, die entweder gerade erst diesen Beruf ergriffen haben oder noch immer versuchen, sich einen Namen zu machen, verdeutlichte Glen Powell („Top Gun: Maverick“), der seit 2003 als Schauspieler arbeitet, aber dessen Karriere erst in den vergangenen Jahren so richtig an Fahrt aufgenommen hat:

„Jahrelang habe ich von Tantiemen gelebt, während ich versucht habe, mich als Schauspieler durchzuschlagen. Dieses Geschäft entwickelt sich ständig weiter und der Lebensunterhalt von Schauspielenden sollte auf Schritt und Tritt geschützt sein. Ich stehe für meine Kolleg*innen ein.“

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Daniel Radcliffe gehört zu den ganz, ganz wenigen Hollywoodstars, die nicht vom bloßen Überlebenskampf betroffen sind. Er hatte Glück, denn die Rolle des Harry Potter in der Verfilmung der weltberühmten Romane von J.K. Rowling hat ihn schon mit jungen Jahren den Weg geebnet und finanziell abgesichert. Und das wisse er (via Vanity Fair):

„Ich bin einer der sehr, sehr wenigen glücklichen und seltenen Schauspielenden, die eine starke Verhandlungsposition haben, wenn ich arbeite. Das ist nicht die Erfahrung der meisten Menschen. Und ich denke, dass sowohl die Schauspielenden als auch die Autor*innen, die aktuell streiken, niemand will, dass diese Dinge passieren – aber ich denke, sie sind unglaublich notwendig für die Art und Weise, wie sich die Branche entwickelt.“

Margot Robbie, die ab dem 20. Juli 2023 als Barbie in den deutschen Kinos zu sehen sein wird, betonte auf die Frage von Sky News, dass sie hinter der Entscheidung stehe, gegen die Hollywoodstudios und Streamingdienste zu streiken:

„Absolut. Ich unterstütze alle Gewerkschaften. Ich bin Mitglied bei SAG[-AFTRA], also stehe ich absolut dazu.“

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Auch George Clooney, der ein geschätztes Vermögen von einer halben Milliarde US-Dollar besitzen soll (via Celebrity Net Worth), hat sich zum Streik zu Wort gemeldet. Immerhin hat auch er seine Karriere mit kleinen und bescheidenen Schritten begonnen, spielte etwa im Super-Trash „Die Rückkehr der Killertomaten“ und musste sich Geld von seinen Freunden leihen, um zu überleben (via The Hollywood Reporter):

„Dies ist ein Wendepunkt in unserer Branche. Wenn unsere Branche überleben soll, muss sich etwas ändern. Für die Schauspielenden beginnt diese Reise jetzt. […] Der Großteil der Schauspielenden und Autor*innen hat die Möglichkeit verloren, den Lebensunterhalt zu bestreiten.“

In Solidarität zum Arbeitskampf der SAG-AFTRA und der WGA hat Star-Regisseur Christopher Nolan, der ab dem 20. Juli 2023 mit seinem neuen Film „Oppenheimer“ in den deutschen Kinos vertreten sein wird, gegenüber BBC News angekündigt, an keiner neuen Produktion zu arbeiten, solange keine gütliche Einigung erzielt ist. Und das, obwohl seine eigene Gewerkschaft, die Directors Guild of America (DGA), sich bereits mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) einigen konnte, die etwa für die Interessen der Filmstudios und Streamingdienste eintritt:

„Es ist sehr wichtig, dass alle verstehen, dass dies ein Schlüsselmoment in den Beziehungen zwischen den Arbeitnehmenden und Hollywood ist. […] Es geht um arbeitende Schauspielende, um Redakteur*innen von Fernsehprogrammen, die versuchen, eine Familie zu gründen und Essen auf den Tisch zu bringen. […] Es geht um diese neue Welt des Streamings und um eine Welt, in der sie ihre Produkte nicht an andere Sender lizenzieren, sondern sie für sich behalten.“

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