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Hinter der Kulissen von „1917“: So entstand der Oscar-Kandidat (fast) ohne Schnitt

Hinter der Kulissen von „1917“: So entstand der Oscar-Kandidat (fast) ohne Schnitt
© Universal

„1917“ ist zweifellos eine beeindruckende filmische Leistung. Doch wie war das überhaupt möglich?

Seit dem 16. Januar 2020 kommt auch das deutsche Publikum in den Genuss von „1917“. Der Kriegsfilm von Regisseur Sam Mendes („Skyfall“) gilt als aussichtsreicher Kandidat für einige Oscars und vor allem in den technischen Kategorien darf er auf eine Trophäe hoffen. Schließlich kommt der Film scheinbar fast ohne einen einzigen Schnitt aus. Doch wie war es möglich, solch ein aufwendiges Werk über den Ersten Weltkrieg in einer einzigen Einstellung zu drehen?

Die einfache und vielleicht etwas enttäuschende Antwort: Es war nicht möglich. Im Film selbst ist zwar nur ein einziger Schnitt bewusst zu entdecken, wenn eine der beiden Hauptfiguren ohnmächtig wird. In Wahrheit sind im Film aber natürlich zahlreiche Schnitte versteckt. Wenn man weiß, wonach man suchen muss, findet man diese Unterbrechungen auch. Denn Sam Mendes bediente sich bei einem klassischen Trick, den schon Regie-Legende Alfred Hitchcock in seinem scheinbaren One-Take-Film „Cocktail für eine Leiche“ von 1948 anwandte: Jede Mal, wenn das Bild komplett durch ein ruhendes Objekt verdeckt oder kurz völlig in Dunkelheit getaucht wird, versteckten die Macher hier einen Schnitt.

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Nicht nur „1917“ ist im Rennen um den begehrtesten Filmpreis:

OSCARS 2020 - Die Nominierungen für den Besten Film

Hier versteckte „1917“ die Schnitte zwischen Szenen

Das geschieht beispielsweise, wenn die beiden Hauptfiguren Blake (Dean-Charles Chapman) und Schofield (George MacKay) am Anfang in den Unterstand des Generals (Colin Firth) gehen. Ein Vorhang verdunkelt für wenige Bilder alles und genau hier ist die Grenze zwischen zwei Szenen. Wenn die beiden später durch das Niemandsland des Schlachtfeldes gehen, findet sich ein weiteres Beispiel: Die Kamera entfernt sich für wenige Sekunden von ihnen und fliegt an einem Matschhügel vorbei, der kurz das ganze Sichtfeld ausfüllt. Auf der anderen Seite treffen wir dann Blake und Schofield wieder und das ohne einen Schnitt zu sehen.

In solchen Situationen lässt sich eine Unterbrechung leicht verstecken. Ein Matschhügel bewegt sich nicht, entsprechend müssen die Macher hier nicht so stark auf die Kontinuität achten, die durch leichte Änderungen schon zerstört werden könnte. Folglich können Mendes und seine Crew deutlich einfacher zwei verschiedene Szenen gefühlt zu einer vereinen.

Trotz dieses vermeintlich simplen Tricks ist die Produktion von „1917“ aber natürlich nicht minder beeindruckend, schließlich ist sie weiterhin deutlich aufwändiger als andere Filme. Inflationär kann dieser Kniff immerhin nicht benutzt werden, weswegen einzelne Aufnahmen teils mehrere Minuten dauern können, was bei Filmen extrem selten geschieht.

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Making-of-Video zeigt euch, was hinter den Kulissen von „1917“ geschah

Ein eindrucksvolles Video lässt euch hinter die Kulissen des Kriegsfilms blicken und ein Gefühl für die unglaublichen Ausmaße der Arbeit gewinnen.

Kameramann Roger Deakins („Blade Runner 2049“) wurde bei „1917“ vor zahlreiche Probleme gestellt. Eine dauerhafte Herausforderung war das Licht. In Hollywood-Produktionen werden Filmsets normalerweise großzügig ausgeleuchtet. Da die Kamera sich hier allerdings teilweise um 360-Grad in den Schützengräben drehen musste, konnten nirgendwo Lichter angebracht werden, da man sie sonst im Film gesehen hätte. Entsprechend konnte nur natürliches Licht genutzt werden, wobei die Filmcrew stets auf Wolken warten musste, da Sonnenlicht durch die vielen Schatten für noch mehr Probleme in der Kontinuität gesorgt hätte.

Die Wartezeit konnten alle Beteiligten aber auch gut gebrauchen, denn jede Szene wurde zigfach geprobt, bevor sie letztlich gedreht wurde. Allein hier erwartete die Schauspieler und die Crew ein enormer Aufwand, da schließlich jede Bewegung sitzen musste und nichts dem Zufall überlassen werden konnte.

Welche Ausmaße diese Präzision annehmen konnte, wird vor allem in den Szenen in dem zerstörten Dorf Écoust deutlich. Diese Momente spielen nachts, für Licht sorgen lediglich einige Leuchtfackeln. Allerdings konnten nicht einfach auf gut Glück Leuchtfackeln abgeschossen werden. Die Macher mussten wissen, wie diese Lichtquelle sich bewegt, wo sie Schatte wirft und wie lange sie brennt, um ein stimmiges Bild zu ermöglichen. Deswegen wurden die Leuchtfackeln an Drähten befestigt, um sie kontrolliert über das Set schweben lassen konnte. Vor diesem enorm komplizierten Schritt wurde aber bereits das ganze Set als Modell gebaut und mit einer Lampe an einer Schiene aus unterschiedlichen Richtungen beleuchtet.

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Andere Filme setzen deutlich stärker auf Spezialeffekte:

Die cleveren Kamera-Tricks von „1917“

Auch die Kameraarbeit stellt eine unglaubliche Leistung dar. In einer einzelnen Szene in Écost, in der Schofield flieht und anschließend in einen Fluss springt, wurden Aufnahmen zusammengefügt, die aus mehreren Quellen stammten. Am Anfang, als Schofield durch die Straßen schleicht, folgte ihm ein Kameramann zu Fuß. Bei der Verfolgungsjagd befand sich die Kamera auf einem Motorrad und am Ende, beim Sprung, war sie an einem Kran befestigt.

Für andere Szenen wurde die Kamera, ohne dass das Publikum es bemerkt, von einem Kran abmontiert und an einen andere befestigt und das alles ohne Schnitt. Dies ist der Fall, wenn Schofield auf das Schlachtfeld tritt und Artilleriegeschosse um ihn herum einschlagen. Ein Kran begleitete ihn am Anfang, mehrere Personen montierten sie schließlich ab und befestigten sie an einen zweiten Kran, der seinen Lauf bis zum Ende verfolgte. Die dafür zuständigen Crewmitglieder trugen bei ihrer Arbeit übrigens auch Kostüme, um sich direkt als Soldaten stimmig in das Bild einfügen zu können.

Ihr seht also, der Aufwand hinter „1917“ war wahrlich gigantisch und dabei haben wir noch nicht einmal die über 1,5 Kilometer an Schützengräben, die extra für den Film konstruiert wurden, erwähnt. Ob sich die Arbeit letztlich in Oscar-Auszeichnungen umwandelt, erfahren wir Anfang Februar. Derweil könnt ihr den Kriegsfilm natürlich noch sehen. Wann und wo „1917“ in einem Kino in eurer Nähe läuft, erfahrt ihr hier.

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Seid ihr schon fit für das Kinojahr 2020 oder sind euch einige potentielle Hits entgangen? 

Quiz zum Kinojahr 2020: Erkennst du die Filme anhand eines Bildes?

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