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„Tatort: Seilschaften“ (Episode 1235): Kritik

„Tatort: Seilschaften“ (Episode 1235): Kritik
© ARD Degeto /SRF / Sava Hlavacek / Pascal Mora

Nachdem sich der Schweizer „Tatort“ zuletzt wieder arg betulich präsentierte, kann auch der Anfang des neusten Krimis nicht gerade mit einem Überangebot an Esprit punkten. Warum sich das nach einer halben Stunde überraschend ändert, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Seilschaften“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Seilschaften“?

Vor einem Jahr schien der Effekt des Züricher Neustarts bereits verpufft. Statt an ihr gelungenes Debüt anzuknüpfen, machten die Kommissarinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott auf einmal ihrem Vorgänger Reto Flückinger alle Ehre und schnarchten sich durch einen „Tatort“, der in etwa so aufregend in Szene gesetzt war wie das Ausfüllen einer Spesenabrechnung während einer Diät. Ungewürzt muten nun auch die ersten Minuten ihres neuen Falls an, sodass man fast geneigt sein könnte, zur Fernbedienung zu greifen und dem trüben Treiben ein Ende zu setzen. Das wäre allerdings ein fataler Fehler.

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Wie ein verfrühtes Pfingstwunder nehmen die bis dahin steril abgearbeiteten Ermittlungen um eine Mordserie im Umfeld einer Wohltätigkeitsorganisation eine ungeahnte Wendung, die wie ein Weckruf für alle Beteiligte fungiert und dem gesamten Krimi eine ganz neue, dramatische Tonalität verpasst, die ihn tatsächlich zum fesselnden Ereignis werden lässt. Selbst das zwischenzeitlich irritierend kratzbürstige Benehmen der emotional betroffenen Kommissarin Tessa Ott ergibt plötzlich Sinn und der Züricher „Tatort“ verwandelt sich in einen waschechten Thriller, von dessen Verve sein trister Vorgänger nur träumen konnte. Geht doch.

Die größten Aufreger aus über 50 Jahren „Tatort“-Geschichte finden dennoch nicht in der Schweiz statt, dafür aber im Video.

Worum geht es im „Tatort“„Seilschaften“?

Während eines Charity-Events wird der prominente Moderator der Gala erschossen, seine abgetrennten Zehen landen beim Veranstalter im Briefkasten. Kurz darauf wird die Leiche eines einflussreichen Geldgebers aus dem Zürichsee geangelt. Die Inszenierung beider Morde deutet auf die kalabrische Ndrangheta als Auftraggeberin hin und tatsächlich findet die Polizei heraus, dass die vermeintlich wohltätigen Firmen in Wirklichkeit nur als Vorwand für Geldwäsche ins Leben gerufen wurden.

Dann wird die Leiterin eines Kinderheims ermordet, was auf den ersten Blick nicht recht zu den ersten beiden Opfern passen mag. Nur Tessa Ott ist sich sicher, dass es sich um keinen Zufall handelt. Sie beginnt, an der Mafia-Theorie zu zweifeln und begibt sich auf eine ganz andere Spur, die auf ein Verbrechen hindeutet, welches vor vielen Jahren vertuscht wurde. Ab jetzt wird es spannend.

Mareks „Tatort“-Kritik: Am Ende ist der neuste Züricher „Tatort“ eine der besten Schweizer Folgen überhaupt

Ein paar schöne Aufnahmen vom Zürichsee, dazwischen eine höflich geführte Anhörung in Zimmerlautstärke und als Sahnehäubchen eine kleine Tour mit dem Fahrrad, die das Freigeistige am Charakter von Kommissarin Tessa Ott unterstreichen soll. Flippiger wird es nicht mehr und das Warten auf den Abspann entwickelt sich zur Herausforderung. So in etwa hätte man den neusten Schweizer „Tatort“ zusammenfassen können, wenn sich der anfängliche Mafiaverdacht erhärtet hätte. Dass es in unserem Nachbarland nicht automatisch gediegen und träge zugehen muss, beweisen aber zum Glück die beiden letzten Drittel dieses Thrillers, die locker zum Besten gehören, was je vom SRF am Sonntagabend ausgestrahlt wurde.

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Die überraschend drastische Inszenierung des dritten Mordes, die fast schon ein wenig an den legendären Mittelteil von Michael Hanekes „Caché“ erinnert, bildet die entscheidende Bruchstelle und zeigt, was alles möglich sein kann, wenn man erst einmal die Handbremse löst. Carol Schulers zupackendem Spiel kommt der Tritt aufs Gaspedal natürlich entgegen und so entsteht eine Dynamik, die hoffentlich auch in die nächsten Fälle aus Zürich überschwappt. Doch Vorsicht: Auch Reto Flückinger hatte mit dem rasanten Echtzeitthriller „Die Musik stirbt zuletzt“ ein Ass im Ärmel, dem er im Anschluss allerdings kein weiteres Gewinnerblatt hinzufügen konnte. Hoffen wir also, dass Isabelle Grandjean und Tessa Ott mehr im Tank haben als 60 überragende Minuten.

Die „Tatort“-Episode „Seilschaften“ wurde am Sonntag, dem 30. April 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für einen Monat in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Kommende Woche geht es zu Klaus Borowski und dem stimmungsvollen „Tatort: Borowski und die große Wut“.

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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