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„Die letzte Fahrt der Demeter“-Kritik: Ein atmosphärischer Horrorfilm trotz vieler Freiheiten

„Die letzte Fahrt der Demeter“-Kritik: Ein atmosphärischer Horrorfilm trotz vieler Freiheiten
© Universal

Der neueste Dracula-Film ist anders als alle vor ihm und adaptiert nur ein Kapitel der Vorlage von Bram Stoker. Ob dies funktioniert, erfahrt ihr in unserer kino.de-Kritik.

Am 17. August 2023 erwartet uns ein Dracula-Film der etwas anderen Art im Kino: Die letzte Fahrt der Demeter basiert auf der Buchvorlage von Bram Stoker, fokussiert sich jedoch nur auf das siebente Kapitel, in dem Dracula auf der Überfahrt von seiner transsilvanischen Heimat nach England die Crew eines Handelsschiffs in Angst und Schrecken versetzt und systematisch ausschaltet.

Von Regisseur Andre Øvredal („Scary Stories to Tell in the Dark“) inszeniert, spielen die Stars rund um Corey Hawkins („Straight outta Compton“), Liam Cunningham („Game of Thrones“), David Dastmalchian („The Suicide Squad“), Aisling Franciosi („Black Narcissus“) und Javier Botet („REC“-Reihe) als Graf Dracula die Hauptrollen. Wir verraten euch in unserer Kritik, wie gut der Horrorstreifen bei uns abschneidet und ob die kreativen Freiheiten im Gegensatz zur Buchvorlage funktionieren.

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Als Einstimmung gibt euch der Trailer einen guten Vorgeschmack:

Die letzte Fahrt der Demeter - Trailer Deutsch

„Die letzte Fahrt der Demeter“ – darum geht es:

Im späten 19. Jahrhundert strandet ein Geisterschiff an der Küste von Whitby – die Segel zerfetzt und Blut verschmiert. Im Logbuch des Kapitäns wird klar, welches böse Wesen das Handelsschiff namens Demeter von seiner Überfahrt übers Mittelmeer nach England gebracht hat.

Vier Wochen zuvor sucht die Crew von Kapitän Eliot (Liam Cunningham) und dem ersten Maat Wojchek (David Dastmalchian) neue Besatzungsmitglieder an einem Hafen im Mittelmeer. Sie bringen neue Ladung aufs Schiff, der Arzt Clemens (Corey Hawkins) heuert an, nachdem er dem Enkel des Kapitäns, Toby (Woody Norman), aus der Patsche geholfen hat. Erst einmal an Bord, werden nach wenigen Tagen böse Omen gesichtet. Eine Frau namens Anna (Aisling Franciosi) wird als blinde Passagierin entdeckt, doch damit nicht genug. Eine schauerliche dürre Gestalt (Javier Botet) ist an Bord und macht Jagd auf Viehzeug und später auf die Besatzungsmitglieder der Demeter. Niemand scheint sicher zu sein. Wie will man auch eine Schreckgestalt bekämpfen, die im nächsten Moment spurlos verschwindet?

Wenn sogar die Ratten sterben – stimmige, maritime Gruselatmosphäre

Wie hieß es bereits im Angesicht von Gefahr im Blockbuster „Titanic“: „Wenn die Ratten in die Richtung fliehen, dann stimmt der Weg.“ Doch was, wenn es keine Ratten mehr auf dem Schiff gibt? Dieses Szenario präsentiert uns „Die letzte Fahrt der Demeter“ mit fortlaufender Handlung.

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Die Gruselatmosphäre nimmt stetig zu, Schreckmomente sind im Kinosessel garantiert und die Jumpscares sitzen. Ob man Fan davon ist oder nicht – die gruselige maritime Atmosphäre wird hervorragend eingefangen. Unterstützt wird dies nicht nur von der Musik von Bear McCreary („God of War“-Spiele). Regisseur Andre Øvredal hat sich sichtlich von alten Klassikern wie F.W. Murnaus „Nosferatu“ inspirieren lassen und zeigt erst zum späten Verlauf mehr von Graf Dracula.

Ebenso gut sind die konträren Meinungen der Besatzungsmitglieder, die entweder rational eine Lösung finden wollen, sich ihrem Schicksal hilflos ausgesetzt sehen oder schlicht ein taubes Ohr für die Anzeichen des Horrors aufweisen. Genau hier hätte man jedoch im Vergleich zur Buchvorlage anders agieren können – vielleicht sogar müssen, sodass der Film die Thematik der Buchvorlage wie den beginnenden Wahnsinn der Crewmitglieder, die Trostlosigkeit und das Mysterium der Kreatur an Bord, noch besser hätte einfangen können.

Die Logik ist der größte Fauxpas

Der größte Fauxpas im Film ist bei seinen Charakteren und der Logik zu finden. Obwohl die Crew nach kürzester Zeit genau weiß, dass sich ein schreckliches Wesen an Bord befindet, kommt niemand auf die Idee, vom Kurs abzurücken oder vielleicht sogar das Schiff auf offener See zu versenken. Zu sehr wird auf die Erfüllung des Auftrags gepocht, selbst als sich die schrecklichen Hinweise nicht mehr von der Hand weisen lassen. Das Argument, dass „London der nächstgelegene Hafen“ sei, ist bei einer Überfahrt vom Mittelmeer nach England Ende des 20. Jahrhunderts nicht zu halten. Man hätte schlicht in Frankreich halten oder gen Ende der Handlung alternativ die Selbstmordroute in die Tiefen des Atlantiks wählen können - so drastisch schienen sich die Charaktere ihrem Schicksal hingegeben zu sein.

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Im Vergleich zur Buchvorlage, die nur aus der Perspektive des Kapitäns (Cunningham) geschrieben ist und den Fokus auf die Trostlosigkeit, Isolation und den einsetzenden Wahnsinn der Besatzungsmitglieder setzt, kann der Film nicht punkten. Zugegeben: Das entsprechende Kapitel ist in 15 Minuten gelesen, für einen Film von 114 Minuten Laufzeit braucht es mehr als einige Logbucheinträge und die Debatte über die Integrität des Kapitäns. Zwar wird durch Clemens (Hawkins), dem rational denkenden Arzt – eine von drei Figuren, die für den Film ergänzt wurden –, ein interessanter Charakter für den Film erschaffen, der definitiv mehr Tiefe in die Geschichte bringt. Die eben benannten Themen des Buches kommen im Film dennoch viel zu kurz. Besser gelang dies Netflix in der Animations-Anthologie-Serie „Love, Death + Robots“ in der Folge „Schlechte Reise“ mit 21 Minuten Länge, die eine ähnliche Grundprämisse aufweisen kann.

Durch gleich drei neue Charaktere (Clemens, Anna und Toby) werden auf der einen Seite zu viele Mysterien um Dracula zu schnell gelöst, auf der anderen Seite werden die wichtigsten und stimmungsvollsten Szenen von diesen drei Charakteren getragen. Buch-Puristen werden sich an diesen Änderungen die Zähne ausbeißen, während diejenigen, die das Buch bisher nicht gelesen haben, einen stimmungsvollen Horrorfilm sehen werden, der beim ein oder anderen vielleicht sogar Lust auf mehr macht.

Ob der Fauxpas der Charakterzeichnung und der damit einhergehenden Logiklöcher nur in der Tatsache begründet liegt, dass das Drehbuch fast zwanzig Jahre lang unverfilmt blieb und in dieser Zeit häufig neue Drehbuch-Varianten vorlagen, ist nach der Sichtung nicht ganz klar. Doch in einem Punkt wagt sich der Horrorfilm an ein Novum: Die Besetzung von Graf Dracula durch Javier Botet.

Das ist Dracula: Eine „Hauptrolle“ für Javier Botet – es ist an der Zeit!

Bereits seit mehr als 15 Jahren im Geschäft besticht der spanische Darsteller Javier Botet meist in der Verkörperung von Kreaturen auf der großen Leinwand. Den Anfang machte er im spanischen Zombie-Franchise „REC“, in dem er das spindeldürre Medeira-Mädchen verkörperte und vor allem in den ersten beiden Filmen für die größten Schreckensmomente sorgte.

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Seitdem blickt Botet auf eine beeindruckende Karriere im Horrorgeschäft zurück, hatte Rollen als Horrorgestalten im „Conjuring“-Franchise als Crooked Man, für Guillermo del Toro in „Crimson Peak“, war im Stephen-King-Klassiker „ES“ zu sehen und verkörperte die titelgebende Schauergestalt „Slender Man“. In „Die letzte Fahrt der Demeter“ wird er nun zu Graf Dracula – eine Hauptrolle, wenn man sagen möchte.

Mit 2,05 m Körpergröße darf Botet einmal mehr seinen langen Körper zur Schau stellen, der vom Make-up-Department erneut schaurig gut inszeniert wird. Bereits im Vorfeld war klar, dass das Publikum in „Die letzte Fahrt der Demeter“ nicht einen romantisierten Gentlemen-Dracula präsentiert bekommen wird. Botet spielt seine Inkarnation als Dracula als schauerliche Bestie, die sich ganz an Max Schrecks „Nosferatu“ orientiert, menschliche Züge jedoch durch groteske Bewegungen austauscht. Mehr Schreckensgestalt als Gentlemen geht nicht. Für Botet vor allem deshalb ein Meilenstein, denn endlich darf er in einer Rolle reden – und wir hoffen, dass es nicht die letzte große „Hauptrolle“ in seiner Karriere bleiben wird!

Unterm Strich bleibt: Gruseliger Dracula-Film, der jedoch nicht nachhallt

Wer sich im beginnenden Kino-Herbst 2023 im Kinosessel gruseln möchte, macht mit einem Kinoticket für „Die letzte Fahrt der Demeter“ nichts falsch. Stimmige Jumpscares, ein fantastischer Javier Botet als Dracula und die gruselige maritime Stimmung werden von Regisseur Andre Øvredal gut eingefangen. Besonders langjährige Fans von Javier Botet werden hier auf ihre Kosten kommen. Man sollte sich jedoch vor Augen halten, dass durch drei neue Charaktere im Vergleich zur Dracula-Buchvorlage von Bram Stoker zahlreiche kreative Freiheiten gewählt wurden. Auf der einen Seite sorgen diese Charaktere für die stimmigsten Momente im Film, einige Logiklöcher bleiben trotzdem zurück.

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Wie gut ihr euch mit Monstern in der Welt der Horrorfilme auskennt, könnt ihr im Quiz erfahren:

Quiz: Kannst du diese 25 Monster dem Horrorfilm zuordnen?

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