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„Tatort: Zerrissen“ (Episode 1258): Kritik

„Tatort: Zerrissen“ (Episode 1258): Kritik
© SWR / Benoît Linder

Nachdem das neue Jahr mit drei starken Krimis am Stück eingeläutet wurde, schwächelt nun ausgerechnet der ansonsten so zuverlässige „Tatort“ aus dem Ländle. Warum der neuste Auftritt der Kommissare Lannert und Bootz dennoch kein Rohrkrepierer geworden ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Zerrissen“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Zerrissen“?

Vor zwei Monaten überraschte der Stuttgarter „Tatort“ mit einem ungewohnten Rollentausch und beförderte Dr. Vogt zum Hauptdarsteller eines mitreißenden Thrillers, der tief in die dunkle Vergangenheit des sonst so kontrollierten Gerichtsmediziners eintauchte. Dessen Darsteller Jürgen Hartmann bedankte sich mit einer schauspielerischen Tour de Force und kehrt nun wie zu erwarten ins zweite Glied zurück. Auf die Eskapaden seiner Figur aber nicht einmal in einem Nebensatz einzugehen, ist dann doch verwunderlich.

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Dass der Mediziner im echten Leben nie wieder in Amt und Würden zurückkehren dürfte, ist freilich nicht der Rede wert, immerhin befinden wir uns in einer fiktiven Welt, in der auch ein gewisser Peter Faber nach wie munter mit einer Dienstwaffe herumfuchteln darf. Die Ereignisse aber einfach so auf sich beruhen zu lassen, während beispielsweise die Scheidung von Kommissar Bootz über viele Krimis hinweg konsequent weitererzählt wurde, ist dann doch eine verschenkte Möglichkeit, zumal die eigentliche Geschichte des „Tatorts“ nicht gerade mit einem Überangebot an Spannung glänzen kann. Als gut gespieltes Jugenddrama funktioniert er aber dennoch, auch weil der erst 17 Jahre alte Louis Guillaume als gepeinigtes Kind eine starke Vorstellung abliefert.

Eine Reise in die Vergangenheit des „Tatorts“ könnt ihr im Video antreten.

Worum geht es im „Tatort: Zerrissen“?

Der dreizehnjährige David steht für seine Cousins Mikel und Alan Maslov Schmiere, als diese ein Juweliergeschäft überfallen. Als er auf der andren Straßenseite einen Zeugen entdeckt, verliert er kurz den Überblick und das Drama nimmt seinen Lauf. Eine unbescholtene Kundin begibt sich unbemerkt in den Laden und findet sich zur falschen Zeit am falschen Ort wieder. Die Polizei kann wenige Augenblicke später nur noch ihre erdrosselte Leiche bergen.

Lannert und Bootz stoßen schnell auf die Täter, aber die Berufskriminellen sind mit allen Wassern gewaschen. Kommt es hart auf hart, so haben sie den minderjährigen David als Ass im Ärmel, der strafrechtlich nicht belangt werden kann. Ihn zu knacken lautet fortan die Devise von Thorsten Lannert, doch sein Kollege Bootz bekommt zunehmend Skrupel, den Jugendlichen unter Druck zu setzen. Beeinflusst wird er von dessen Betreuerin Annarosa, die ihren Schützling konsequent vor der Polizei abschirmt und auch den Konflikt mit dessen Cousins nicht scheut. Am Ende liegt es allein in Davids Hand, für welchen Weg er sich entscheidet, zumal sich der Zeuge des Überfalls mittlerweile in der Gewalt von Mikel und Alan Maslov befindet.

Mareks „Tatort“-Kritik: Berührendes Drama, das als Krimi nicht recht zünden mag

Schon in Clint Eastwoods „Gran Torino“ zerrte eine verlotterte Gang an ihrem minderjährigen Cousin herum und auch in der Realität dürfte ein solches Vorgehen in einschlägigen Kreisen immer wieder vorkommen. Schlimm genug und entsprechend ein Thema mit Substanz, das die Autoren Sönke Lars Neuwöhner und Martin Eigler zum Herstück ihres neusten „Tatorts“ erkoren haben. Von Louis Guillaume sowie Caroline Cousin als dessen Rettungsanker überzeugend vorgetragen punktet ihre Geschichte dann auch als berührendes Drama über ein innerlich zerrissenes Kind kurz vor der Pubertät, das zum Spielball seiner bösartigen Verwandtschaft wird, womit wir allerdings zum ersten Problem des Films kommen. Zwar sind der inhaftierte Vater sowie die zugedröhnte Schwester in ihrer Empathielosigkeit erschreckend realistisch gezeichnet, der federführende Mikel Maslov wirkt jedoch, als wäre er direkt aus dem Klischeebuch für unterkühlte osteuropäische Gewaltverbrecher abgepaust worden.

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Auf der Sollseite befindet sich auch der kaum vorhandene Spannungsbogen der eigentlichen Kriminalgeschichte, die dann doch arg vorhersehbar geraten ist, zumal das kurzfristig eingeschobene Ablenkungsmanöver um die mögliche Täterschaft des Ladenbesitzers nicht aufgeht. Gelungen präsentiert sich hingegen die Zerrissenheit zwischen den Kommissaren Lannert und Bootz, die ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen, um die Raubmörder zu überführen. Während Lannert zu den denkbar konservativsten Mitteln greift und David sogar seinen Porsche lenken lässt, will sein Kollege den Jungen nicht auch noch zum Spielball der Polizei machen. Dass am Ende beide Wege ans Ziel führen, das Finale aber dennoch eine dramatische Wendung bereit hält, dürfte schnell allen klar sein, die auch nur gelegentlich am Sonntagabend bei der ARD vorbeischauen. So bleibt unterm Strich ein gelungenes, in vielen Punkten stark vorgetragenes Drama, das vielleicht in einem anderen Format besser aufgehoben wäre. Als Krimi bleibt der neuste Stuttgarter „Tatort“ weit hinter seinen Möglichkeiten.

Warum euch Caroline Cousin bekannt vorkommen könnte, erfahrt ihr hier in einem Porträt der Schauspielern.

Der „Tatort: Zerrissen“ wurde am Sonntag, dem 21. Januar 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es zu den Saarbrücker Kommissaren Schürk und Hölzel, deren neuster „Tatort: Der Fluch des Geldes“ war nach wie vor unter dem absurden Saarländer Grundgerüst leidet, aber immerhin als durchaus spannender Krimi überzeugen kann

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