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„Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ (Episode 406): Kritik

„Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ (Episode 406): Kritik
© MDR / Felix Abraham

Kaum hat die Sommerpause begonnen, schon sind zwei Monate vergangen und uns erwartet dennoch kein neuer „Tatort“. Klingt komisch, ist es aber ganz und gar nicht, denn der neuste Magdeburger „Polizeiruf 110“ gleicht einem Schlag in die Magengrube. Warum die Stephen-King-Hommage an die Nieren geht, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Du gehörst mir“.

Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“?

Als Claudia Michelsen vor vier Jahren die Ehre zuteilwurde, eine neue Krimi-Saison zu eröffnen, befand sich der mitteldeutsche „Polizeiruf 110“ noch im bräsig dahinplätschernden Dornröschenschlaf. Erst als Kommissarin Doreen Brasch zur Einzelkämpferin umgedeutet wurde, löste sich die angezogene Handbremse. Mittlerweile ist nahezu jeder Magdeburger Krimi ein Treffer und auch der neuste Fall ist eine im wahrsten Sinne des Wortes fesselnde Angelegenheit.

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Dabei muss die gewohnt souverän auftretende Schauspielerin gar nicht aus dem Vollen schöpfen. Das garstige Drehbuch von Khyana el Bitar sowie die beängstigend unberechenbar gezeichnete Figur der Kindesentführerin Inga reichen völlig aus, um den ersten Krimi nach der Sommerpause zu einem echten Ausrufezeichen zu machen, von Braschs malträtiertem Chef Uwe Lemp ganz zu schweigen. Locker flockig ist die Sichtung des „Polizeirufs 110“ entsprechend nicht, was aber beabsichtigt sein dürfte. Besonders Eltern sollten sich auf einen unangenehmen Abend gefasst machen.

Dank des packenden Thrillers muss niemand den „Tatort“ vermissen, der kommende Woche wieder auf Sendung geht. Die beliebtesten Teams findet ihr im Video.

Worum geht es im „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“?

Die junge Studentin Lana möchte einen Streit in der Magdeburger Innenstadt schlichten und lässt ihr gerade einmal sieben Wochen altes Baby für einen kurzen Moment unbeaufsichtigt. Das nutzt Uwe Lemps Nachbarin Inga und nimmt das Kind an sich. Während die verzweifelte Mutter einen zurückgewiesenen Ex-Freund verdächtigt, betritt der nichtsahnende Revierleiter die Wohnung der Entführerin. In einer Panikreaktion greift diese zum Golfschläger und zertrümmert ihm die Kniescheiben.

Ans Bett gefesselt muss Uwe Lemp mit ansehen, wie Inga Werner das Baby zum Ersatz ihres eigenen, gerade verstorbenen Kindes werden lässt und ihre gemeinsame Flucht nach Finnland vorbereitet. Da Doreen Brasch ihren Chef im Urlaub wähnt und es keinerlei Anhaltspunkte gibt, die zur Täterin führen, schwinden die Aussichten auf eine baldige Rettung zusehends. Bleibt nur die Hoffnung, dass Inga Werner in ihrem Wahn einen Fehler macht.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Unangenehme „Misery“-Variante, die uns nichts erspart

Im vergangenen Jahr wurde der Dresdner Revierleiter Peter Schnabel Opfer eines fanatischen Querdenkers, nun hat es seinen Magdeburger Kollegen erwischt und das nicht zu knapp. In bester „Misery“-Manier drischt seine Nachbarin auf ihn ein und die Kamera macht keine Anstalten, die Tortur auszublenden. Selten wurde die Brutalität einer Geiselnahme am Sonntagabend so konsequent in Szene gesetzt wie in diesem Thriller, der seinen Figuren keine Demütigung erspart. Unbehagen löst natürlich auch der Kindesraub aus, spätestens wenn das Baby zum Trinken an der fremden Brust genötigt wird, will man am liebsten in den Fernsehapparat springen und dem Schrecken ein Ende setzen.

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Dass der alptraumhafte Thriller solche Emotionen auslöst, hat er natürlich seinem Personal vor und hinter der Kamera zu verdanken. Die Entscheidung, auf das übliche Rätselraten zu verzichten und die Täterin in den Vordergrund zu rücken, erweist sich als goldrichtig und wird mit einer herausragenden Vorstellung von Schauspielerin Franziska Hartmann belohnt. Auch wenn das Finale ein wenig zu konstruiert daherkommt, stellt der neuste Magdeburger „Polizeiruf 110“ eindrucksvoll unter Beweis, dass er mittlerweile zu den besten seiner Zunft gehört und so manches „Tatort“-Gespann locker in die Tasche steckt.

Die Eröffnung der neuen Krimisaison ist unterm Strich nichts weniger als ein Paukenschlag, der die Messlatte für alles, was in den nächsten Wochen und Monaten kommen wird, in die Höhe treibt. Für Lena Odenthal, die kommende Woche auf Sendung geht, wird es schwer, diesen Einstand zu übertreffen.

Der „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ wurde am Sonntag, den 27. August 2023, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es zu Lena Odenthal und den ersten frischen „Tatort“ der neuen Krimi-Saison. Wie gut sie sich schlägt, erfahrt ihr hier in der ausführlichen Kritik zur Episode „Gold“.

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