Am 12. Januar startet der Roboter-Horror „M3GAN“ in den deutschen Kinos. Warum die Schock-Effekte nicht das Gruseligste daran sind, erfahrt ihr in unserer Kritik!
James Wan hat es mal wieder geschafft: Mit „M3GAN“ liefert er einen innovativen dystopischen Grusel-Hit und haucht damit dem zuletzt eher vor sich hin schwächelnden Puppen-Horror-Genre neues Leben ein. Zudem schuf der Macher von modernen Horror-Klassikern wie der
„Saw“- oder der
„Conjuring“-Reihe eine beißende Satire zu Themen wie Technologie, Digitalisierung und Erziehung – und das ist es, was das wahre Grauen in „M3GAN“ ausmacht.
Handlung von „M3GAN“: Darum geht’s
Gemma (Allison Williams) ist eine geniale Ingenieurin, die ihr Talent jedoch bislang eher an stumpfsinnige, wenn auch sehr massentaugliche Elektro-Spielzeuge verschwenden musste. Im Geheimen arbeitet sie mit ein paar Verbündeten aber an einem weitaus ambitionierteren Projekt: Einer dem Menschen nahezu identischen Roboter-Puppe namens M3GAN (steht für „Modell 3 Generativer Android“), die das „ultimative Spielzeug“ sein soll.
Als ideales „Testobjekt“ bietet sich ihre Nichte Cady (Violet McGraw) an, deren Fürsorge Gemma nach dem tragischen Unfalltod von Cadys Eltern übernimmt. Mit ihrer neuen Rolle als Ersatzmutter kann sie sich aber kaum identifizieren. Da kommt ihr M3GAN sehr gelegen, die für Cady nicht nur die zentrale Bezugsperson wird, sondern auch lästige Aufgaben wie die Erinnerung an verschiedene Haushaltspflichten übernimmt. Doch bald schon entwickeln sich M3GANs Fähigkeiten weit über den Status des nützlichen Helferleins hinaus – mit tödlichen Konsequenzen.
Im Trailer zu „M3GAN“ bekommt ihr schon mal einen Vorgeschmack auf das unheilige Treiben der Grusel-Androidin:
Emotionale Manipulation in „M3GAN“: Können Roboter fühlen?
Der Film verleiht dem Unbehagen angesichts der fortschreitenden Entwicklung von KI einen Ausdruck und erinnert damit an Technologie-Satiren wie
„Black Mirror“. Er wirft unter anderem die Frage auf: Könnte eine künstliche Intelligenz so etwas wie Gefühle und echte Empathie entwickeln? In M3GANs Fall lautet die Antwort klar: Nein! Denn sie ist letztendlich darauf programmiert, ihre Hauptbezugsperson Cady vor Schaden zu bewahren – und das um jeden Preis.
Die Puppe lernt durch ihre Anbindung an das unendliche Wissen des Internets schnell die Regeln der menschlichen Psychologie und wird so zu einer Meisterin der emotionalen Manipulation. Sie legt eine unheimliche, aber effektive Mischung aus Charme, Allwissenheit, vorgetäuschter Empathie und toxischer Positivität an den Tag, sodass die Beziehung zwischen M3GAN und ihrer Haupt-Bezugsperson und „primären Benutzerin“ Cady schon bald ungesunde und beinahe kodependente Züge annimmt. Die Kleine wird geradezu abhängig von ihrem „Spielzeug“, das sie aber immer mehr als engste Freundin und Vertraute wahrnimmt.
Der wahre Horror in „M3GAN“: Die Puppe hält uns den Spiegel vor
In überspitzter Form spiegelt dies unser immer enger werdendes Verhältnis zur Technologie wider, was wohl alle zumindest im Ansatz nachvollziehen können, die schon mal das seltsam hilflose Gefühl erlebt haben, wenn man das Smartphone zuhause vergessen hat. Oder alle, die einer Suchmaschine schon mal eine Frage gestellt haben, die man einem anderen Menschen niemals anvertrauen würde.
Auch etwas Kapitalismuskritik klingt an, nutzt hier doch ein allein auf Profit ausgerichteter Konzern das Trauma eines jungen Mädchens schamlos aus, um sein neuestes Prestigeprojekt zu vermarkten. Auch Gemma macht sich hier mitschuldig – doch im Laufe des Films entwickelt sich die Beziehung zwischen ihr und Cady positiver und letztlich siegt die Verbindung zwischen zwei Menschen über den emotionalen Kontakt zur Maschine.
Wann „M3GAN“ im Stream verfügbar sein wird, ist noch nicht bekannt. Die Wartezeit könnt ihr euch mit weiteren Filmen von James Wan vertreiben, z.B. mit „Conjuring – Die Heimsuchung“:
Auch der klassische Horror kommt in „M3GAN“ nicht zu kurz
In „M3GAN“ stecken wir richtig tief im „Uncanny Valley“ fest, also dem Bereich anthropomorpher Animation, in der die Menschenähnlichkeit eher Befremden als Akzeptanz auslöst. Was in manchen Filmen unabsichtlich missglückt – man denke etwa an die eher bizarr anmutenden Figuren in „Der Polarexpress“ – wird hier mit voller Absicht eingesetzt, um die Beklemmung angesichts M3GANs beunruhigend menschenähnlicher Gestalt für den permanenten Gruseleffekt zu nutzen.
Die mörderische Veranlagung der Roboter-Puppe sorgt für den klassischen Horror-Anteil des Films und schafft hier einige denkwürdige Szenen, die sich ins Gehirn einbrennen: Beispielsweise, wenn M3GAN in einer an „Der Exorzist“ erinnernden Sequenz auf allen Vieren hinter einem Opfer herrennt oder kurz vor der Verfolgung eines anderen Todgeweihten ihren unheilvoll perfekt wirkenden Tanz aufführt, der nicht umsonst bereits in den sozialen Medien viral geht (via Syfy).
Dennoch machen diese Momente nicht den Hauptteil der Handlung aus. Eingefleischte Splatter-Fans könnte der Film womöglich eher langweilen, denn wirklich blutige Szenen kommen nur hin und wieder vor. Schließlich ist die Altersfreigabe von „M3GAN“ laut FSK bereits ab 16 Jahren. Wer aber auf intelligent gemachten Horror steht, der gesellschaftliche Entwicklungen gekonnt aufs Korn nimmt, wird an „M3GAN“ nicht vorbeikommen.
Ab dem 12. Januar könnt ihr euch mit „M3GAN“ im Kino gruseln. Die aktuellen Spielzeiten findet ihr hier:
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