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„Woke“ Serien und Filme: Gut oder schlecht?

„Woke“ Serien und Filme: Gut oder schlecht?
© IMAGO / ZUMA Wire

Häufig hört man im Internet die Bezeichnung „woke“. Besonders auf Filme und Serien bezogen: „Die Serie ist mir zu woke.“ Doch was bedeutet der Ausdruck und ist er eher positiv oder negativ? Wir klären euch auf.

„Woke“ – das steckt hinter dem Begriff

Wörtlich übersetzt bedeutet „woke“ „wach“ oder auch „erwacht“ und ist tatsächlich kein Begriff der Neuzeit, sondern stammt aus den 1930ern Jahren. Er beschreibt ein „erwachtes Bewusstsein“ für die sozialen Ungerechtigkeiten der Welt, wie zum Beispiel Rassismus und Sexismus. In der heutigen Zeit kam der Begriff wieder 2014 auf, nachdem der Afroamerikaner Michael Brown von Polizist Darren Wilson erschossen wurde. Das Urban Dictionary beschreibt den Begriff zusätzlich so: „(...) Im Prinzip jede aktuelle Situation, welche auf einer voreingenommener Haltung, Diskrimination oder Doppelstandard beruht“.

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Mittlerweile ist der Begriff „woke“ eher negativ behaftet. Das kommt daher, dass Rechte und Konservative diese Bezeichnung inflationär für Dinge benutzen, die ihr eigenes gefestigtes Weltbild erschüttern. Diese Dinge können noch so klein und eigentlich unbedeutend für ihr persönliches Leben sein. Häufig reicht es schon, wenn zum Beispiel eine homosexuelle Beziehung in den Medien dargestellt wird, aber dazu später mehr.

In unserem Video stellen wir euch die besten LGBT-Serien vor:

Die besten LGBT-Filme und Serien

Queere Darstellungen in den Medien

In den Medien, sowohl in Serien als auch Filmen, finden immer mehr queere Darstellungen ihren Platz. Gut so, denn die Welt besteht nicht nur aus heterosexuellen Beziehungen. Eine diversere Abbildung ist lehrreich für alle. Allerdings wird des Öfteren aus Frust über eben solche queeren Darstellungen ein sogenanntes „Review Bombing“ betrieben. Menschen schließen sich online zusammen und bewerten eine Serie absichtlich mit einer der niedrigsten oder der niedrigsten Bewertung, um die Serie oder den Film schlechter dastehen zu lassen.

+++ Achtung! Es folgen Spoiler für das Videospiel und die HBO-Serie „The Last of Us“! +++

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Jüngstes Beispiel für ein solches „Review Bombing“ aus homofeindlichen Gründen ist die dritte Episode der Serie „The Last of Us“. Mit jedem Release einer weiteren Folge auf WOW waren die Fans begeistert. Die Serie hielt sich an die Videospielvorlage und machte nur einige kleine Veränderungen, welche aber logisch erschienen. In dem Videospiel kommt unter anderem der Charakter Bill vor, mit welchem man einen kleinen Teil des Spiels zusammen bestreitet. Mit ihm zusammen macht man sich auf die Suche nach seinem Ex-Partner Frank, welchen man aber leider verstorben vorfindet. Die Beziehung der beiden ist nur ein kurzes Nebenthema, es ist aber klar, dass Bill und Frank ein Paar waren.

In der HBO-Serie wird der Beziehung der beiden eine ganze Episode, nämlich die dritte, gewidmet, in der mit viel Zeit ihre Liebesgeschichte erzählt wird. Vom Kennenlernen bis zum gemeinsamen Selbstmord, da Frank tödlich krank ist. Durchschnittlich wurde jede Episode auf IMDb mit neun Sternen von zehn möglichen bewertet. Die dritte Episode verursachte jedoch eine große Diskussion in den sozialen Netzwerken. Neben konstruktiver Kritik, wie zum Beispiel dem Argument, dass die Episode einen Handlungsstrang neu erfunden hat, den es so im Videospiel nicht gab, wurden auch offensichtlich homofeindliche Kommentare zu der Episode abgegeben. Eine homofeindliche Gruppe von Menschen, abgesprochen oder nicht, fand sich in den Bewertungen zusammen und bewertete die Episode mit nur einem Stern.

Bewertungen der Episode „Long, Long Time“ der HBO-Serie „The Last of Us“
Bewertungen der Episode „Long, Long Time“ der HBO-Serie „The Last of Us“ (© Screenshot IMDb)

Ebenfalls interessant: in Saudi-Arabien, ein Land, in welchem Homosexualität strafbar ist, wurde die erste Folge „When You're Lost in the Darkness“ auf IMDb mit 9,4 Sternen bewertet und die dritte Episode „Long, Long Time“ mit nur 1,3 Sternen von zehn möglichen.

+++Achtung! Es folgen Spoiler zu dem DLC „Burning Shores“ des Videospiels „Horizon: Forbidden West“!+++

Auch Videospiele sind von „Review Bombing“ betroffen. So auch das PlayStation-Spiel „Horizon Forbidden West“. Bei Release des Spiels waren einige Menschen unzufrieden, dass die Protagonistin Aloy nicht „weiblich“ genug aussah und nicht genug Make-Up trug. Dass sie eine Kämpferin ist, die in der Wildnis gegen tödliche Maschinen kämpfen muss und wahrscheinlich andere Probleme als ihr makelloses Aussehen hat, kam den „Kritiker*innen“ nicht in den Sinn. Als Aloy dann im DLC „Burning Shores“ am Ende in eine Frau verliebt war und die Spieler*innen sogar die Möglichkeit hatten, sie zu küssen, bekam das DLC ebenfalls auf Metacritic eine Welle von schlechten Bewertungen.

Wie wird der Begriff „woke“ benutzt?

+++ Dieser Text stellt die Meinung einer einzelnen kino.de-Autorin dar und nicht zwangsläufig der gesamten kino.de-Redaktion!+++

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Aber genau da ist der Knackpunkt: Den meisten Menschen geht es, vor allem beim „Review Bombing“, nicht darum, eine wirkliche Bewertung abzugeben oder etwas sachlich und konstruktiv zu kritisieren, sondern darum, ihr homo- oder transphobes Weltbild nicht überdenken zu müssen. Anstatt Dinge, die außerhalb ihres bisherigen Horizonts liegen, verstehen zu wollen, lehnen sie es automatisch ab und gleiten schnell in Wut ab. So wird der Begriff „woke“ um sich geschmissen. Man kann den Begriff „woke“ wie einen Schwamm sehen. Zunächst haben die Menschen, die ihn erfunden haben, den Schwamm mit normalem Wasser „bespritzt“, was eine positive oder neutrale Wertung des Begriffs darstellt. Doch dann haben immer mehr Rechte und/oder Konservative den Schwamm mit rotem Wasser (also einem schlechten Kontext) verfärbt. Und jetzt ist der Schwamm im Prinzip „unbrauchbar“ und negativ behaftet. Obwohl der Begriff „woke“ ursprünglich eine gute Absicht hatte, ist er mittlerweile zu sehr „durch den Dreck gezogen worden“, als dass diese gute Intention noch übrig ist. Die meisten Menschen lernen nur die „negative Definition“ und wissen über die Ursprünge des Begriffs gar nicht Bescheid. Deswegen ist es wohl eher negativ behaftet, wenn eine Serie oder ein Film im Internet als „woke“ bezeichnet wird.   

Grundsätzlich kann man die Diskussion ums „Woke sein“, wie jede andere Diskussion (im Internet) auch, abschreiben, denn es existieren nur zwei Extreme. Bist du für „woke“, bist du in den Augen der Gegenseite eine linksradikale Person, die alle alten Traditionen verabscheut. Bist du gegen „woke“, bist du eine rechtsextreme Person, die alles Neue verabscheut. Eine gemeinsame sachliche Basis für eine Diskussion (gerade im Internet) zu finden oder zu schaffen, ist heutzutage sehr schwierig geworden.

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