Als die Serie 1998 in den USA erschien, wurde sie von den einen mit Begeisterung von den anderen mit Verachtung aufgenommen. Während sich eine Hälfte der (zumeist weiblichen) Zuschauer dafür begeisterte, hier nun endlich selbstbewusste und selbstbestimmt lebende Frauen jenseits der 30 zu sehen, die sich lachend über die seltsamen sexuellen Angewohnheiten ihrer zahlreichen Liebhaber ausließen, betonte die andere Hälfte, dass es doch eher ein Rück- als ein Fortschritt und schon gar kein Vorbild sei, aufgestylten Modefetischistinnen bei der Suche nach dem perfekten Traummann zuzusehen, den zu ehelichen höchstes Ziel sei.
Fest steht, beide Ansichten sind zu einseitig, um das Phänomen "Sex and the City" zu erklären. Natürlich, Labels und Liebe stehen im Vordergrund, Kleidung und Accessoires, die von den vier Frauen stöckelnderweise durchs Bild getragen werden überschreiten locker die Millionen-Dollar-Grenze. Doch wer glaubt denn ernsthaft, dass es sich hier NICHT um fiktive Kunstfiguren handelt? Carrie, Miranda, Samantha und Charlotte sind so wenig "typische Frauen" wie James Bond ein "typischer Mann" ist. Das Ganze sollte man einfach nicht so ernst nehmen.
Die Serie war und der Film ist ein einziges glamouröses Schaulaufen, der oberflächlichen Warenwelt und dem eigenen Aussehen werden höchste Bedeutung zugemessen. Doch wäre das alles, hätte die Serie wohl kaum einen solchen Erfolg einfahren können. Auch wenn es den Anschein hat, die Figuren bestünden bloß aus blankpolierter, aufgehübschter Oberfläche, so ist es nicht. Im Laufe der Jahre ist es den Drehbuchautoren (kaum Autorinnen wohlgemerkt) gelungen, aus ihren Figuren komplexe Persönlichkeiten zu machen mit jeder Menge Stärken und Schwächen, extravaganten Spleens und sympathischen Fehlern. Diese Persönlichkeiten sollte man als Zuschauer allerdings schon kennen, wenn man sich den Film zur Serie ansieht. Denn er funktioniert über weite Strecken nur, wenn man mit den Figuren vertraut ist. Dann ist der Film allerdings wie ein Klassentreffen, bei dem man alten Freundinnen begegnet, die man schon fast aus den Augen verloren hat.
Dass es sich um vier Hauptfiguren handelt, bereitet dem Film ziemliche Schwierigkeiten. In der Serie gab es genug Platz für alle, im Film nicht. Carrie wird der meiste Platz eingeräumt, alle anderen kommen eindeutig zu kurz. Und so wirken die Geschichten um Miranda, Samantha und Charlotte ziemlich halbgar. Unverständlicherweise wird dann mit Jennifer Hudson in der Rolle der "Louis aus St. Louis" auch noch eine fünfte Frau mit an Bord geholt, und das, obwohl die Zeit noch nicht einmal für vier reicht.
Der Sex, der die Serie anfänglich zu einem Hit machte, rückt in den Hintergrund. Viel wichtiger als die Suche nach dem richtigen Mann, dem richtigen Outfit und der richtigen Party werden nun Freundschaft, Treue und der schwierige Spagat zwischen romantischen Ideen und der Realität. Die Probleme sind dabei ein bisschen erwachsener geworden, immerhin befinden sich die Frauen mittlerweile in den Vierzigern
Die Männer kommen kaum vor und noch weniger zu Wort. Wenn sie mal auftreten, dann als Weichei, unsicherer Macho oder überpotentes Sexsymbol, was ja zu den Klischee-Frauen (Die Nymphomanin, Die Zynikerin, Die Mutter, Die Weise) bestens passt.
Was den Humor angeht, steht der Film der Serie in nichts nach. Samantha hütet selbstverständlich auch mit knapp 50 ihre Zunge nicht, Miranda ist so zynisch wie eh und je, Charlotte stapft zielbewusst in jedes Fettnäpfchen und Carrie kann ihren Mund natürlich auch nicht halten. Sie sind laut, sie sind bunt, sie sind unverschämt und liebenswert. Für Fans der Serie ist er ein Muss.
Fazit: Wer "Sex and the City" als Serie mochte, der wird auch vom Film begeistert sein. Zwar platzt er was die Handlung betrifft aus allen Nähten, dafür passen Carrie, Miranda & Co umso besser in ihre teuren Outfits.