Iron Man 2: Fortsetzung der sensationell erfolgreichen Adaption der Marvel-Comics-Figur, in der Iron Man sich mit den Bösewichten Whiplash und Black Widow messen muss.
Höheres Tempo, mehr Action, genauso viel Witz, etwas weniger Charme: „Iron Man 2“ ist eine Fortsetzung, die wirklich alles bietet, was die Fans erwarten.
„Iron Man 2“ ist nicht „Iron Man“, das steht fest. Das Original kam einer Revolution gleich, läutete zu Beginn der Sommersaison 2008 eine neue Ära des Genres des Comic-Verfilmung ein und wäre auch immer noch ihr einsamer Höhepunkt, wenn ein paar Monate später nicht „The Dark Knight“ die Latte noch einmal höher gelegt hätte. Der Film machte aus einer Marvel-Figur aus der zweiten Reihe des Comic-Imperiums eine weltweit gefeierte Figur der Popkultur, etablierte Jon Favreau als führenden Regisseur einer neuen Generation von Mainstream-Filmemachern und ließ den zuvor wegen Drogenexzessen und anderen Entgleisungen geächteten Robert Downey Jr. als Superstar wie Phönix aus der Asche auferstehen. Soviel kann die rasend schnell realisierte Fortsetzung nach einem Drehbuch von „Tropic Thunder“-Autor Justin Theroux unmöglich leisten - der betörende Rausch des Neuen ist unwiederbringlich passé. Aber „Iron Man 2“ wird noch mehr Geld einspielen (585 Mio. Dollar waren es bei „Iron Man“ weltweit), weil der Film so clever ist, auf all den Neuerungen des Originals aufzubauen, auf dessen Stärken zu vertrauen und die Karten genau richtig auszuspielen. Ein bisschen mag man die Eleganz und coole Entspanntheit des ersten Teils vermissen. Aber das liegt auch daran, dass man sich nicht mehr Mühe geben muss, ein ganzes Universum und sein Personal vorzustellen und gleich mit Vollgas mitten in die Handlung einsteigen kann. Hit the ground running, wie der Amerikaner sagt.
Tatsächlich setzt „Iron Man 2“ nahezu zeitgleich mit dem Ende des ersten Films ein, als der Multimilliardär und geläuterte Waffenfabrikant Tony Stark vor laufenden Kameras offenbarte, er sei der Mann, der sich hinter der Maske von Iron Man verbirgt. Die Bilder der Pressekonferenz flimmern über einen Fernsehbildschirm in Moskau, wo sich Ivan Vanko an die Arbeit macht, den eisernen Mann für immer auf den Schrotthaufen der Geschichte zu befördern. Sechs Monate später beginnt die eigentliche Handlung, die ihrem Helden so viele Hindernisse in den Weg stellt, wie es die 124-minütige Laufzeit zulässt. Seinem lebensspendenden Elektrotransmitter geht der Saft aus, ein Ersatz ist trotz intensiver Forschungsarbeit nicht in Sicht. Das Erbe des Vaters Howard Stark wiegt schwer. Die Beziehung zur getreuen Assistentin Pepper Potts und seinem Kumpel James „Rhodey“ Rhodes verschlechtert sich. Die amerikanische Regierung übt Druck auf ihn aus, die Iron-Man-Technologie dem Militär zu übergeben. Der überhebliche Westentaschen-Stark Justin Hammer drängt sich in Tonys Position. Und dann kommt Vanko in Gestalt seines Alterego Whiplash, um sich Stark beim Grand Prix von Monaco in einer der spektakulärsten Sequenzen des Films entgegenzustellen und mit einem furiosen Peitschenhieb die Einzelteile der Handlung richtig in Bewegung zu setzen.
Weil Favreau und seinem Team bewusst ist, dass der einzigartige Charme von „Iron Man“ nicht reproduzierbar ist, erhöhen sie in der Fortsetzung das Tempo und verdichten die Handlungselemente, ohne den ganz typischen lakonischen Ton und handfesten Witz des Franchise zu vernachlässigen. Mit Vanko und Hammer sowie der atemberaubenden Schönheit Natalie Rushman aus der Rechtsabteilung von Stark Industries, die ihrerseits ein paar Überraschungen im Gepäck hat, werden neue Figuren nahtlos in das bestehende Personennetz integriert, in dessen Zentrum wieder Stark, Pepper und Rhodey stehen. Fans werden mit den ersten Auftritten von Black Widow und War Machine bedient, die in spürbar besser durchdachten und realisierten Actionsequenzen ihre ureigenen Qualitäten ausspielen dürfen. Die Neulinge Mickey Rourke, Scarlett Johansson, Don Cheadle (der den Part von Terrence Howard übernahm) und vor allem Sam Rockwell haben starke Auftritte, Gwyneth Paltrow ist zuverlässig wie gewohnt, Sam Jackson und Regisseur Favreau als Bodyguard Happy Hogan fallen mehr ins Gewicht, und John Slattery aus „Mad Men“ hat einen imposanten Kurzauftritt, der das emotionale Herzstück des Films markiert. Doch die Show gehört wieder einem anderen. Robert Downey Jr. thront über all dem mit einer weiteren bewundernswerten Performance: Tony Stark wurde erfunden, damit Downey ihn spielt. Und Downey wurde geboren, um Stark zu spielen. Alldieweil findet „Iron Man 2“ noch die Zeit, die übergeordnete Marvel-Mythologie um SHIELD und die Avengers weiterzuspinnen, als würde man im Kino auf größtmöglicher Leinwand Zeuge der aberwitzigsten Miniserie aller Zeiten. Und AC/DC spielt dazu, in einer Fortsetzung, die so strahlend glänzt wie der neue Glasboden in Tony Starks Labor. ts.