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„The Holdovers“: Warum dieser nostalgische Oscar-Favorit jeden Hype wert ist [Kritik]

„The Holdovers“: Warum dieser nostalgische Oscar-Favorit jeden Hype wert ist [Kritik]
© Universal Pictures

Alexander Paynes fünffach nominierter Oscar-Anwärter erinnert an berührende Klassiker aus einer vergangenen Zeit, ohne dabei an eigenem Charakter einzubüßen.

Das Barton College, ein renommiertes Jungen-Internat im Neuengland der 1970er, bietet in der verschneiten Vorweihnachtszeit eine hübsche Kulisse, vor welcher sich die bewegende und humorvolle Geschichte von „The Holdovers“ entfaltet. Der 15-jährige Angus Tully (Domenic Sessa) kann es trotzdem kaum erwarten, über die Feiertage endlich seinen verwöhnten Mitschülern und der fiesen Schikane seines Geschichtsprofessors Paul Hunham (Paul Giamatti) zu entkommen. Die Freude währt jedoch kurz: von seiner Mutter im Stich gelassen, findet Angus sich schon bald unter den Verbliebenen „Holdovers“ im Internat wieder, die dort die Stellung halten, während der Großteil der anderen Jungen bereits auf dem Weg zu ihren Familien oder in den Skiurlaub ist. Die Aufsicht auf dem Campus hat zu allem Überfluss ausgerechnet Professor Hunham, der im Kollegium ebenso unbeliebt ist, wie unter den Schülern und den Posten daher als Strafe antreten muss, nachdem er einen prominenten Schüler durchfallen ließ. Ein frühzeitiges Weihnachtswunder sorgt schließlich dafür, dass die kleine Gruppe an Jungen unter Hunhams Obhut rapide schrumpft und nur Angus Tully übrigbleibt. Gemeinsam mit Chefköchin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph) bilden die drei eine einsame und zunächst äußerst unpassend zusammengewürfelte Schicksalsgemeinschaft.

Die Prämisse, die Regisseur Alexander Payne („The Descendants“) bereits in den ersten Szenen zeichnet, weckt prompt Gefühle der Vertrautheit. Verlorene Seelen bilden – zunächst widerwillig – eine Art Zweckgemeinschaft und merken schließlich, dass sie doch einiges voneinander lernen können. Eine Geschichte, wie Hollywood sie gerne erzählt, etwa in bekannten Klassikern wie „Breakfast Club“ oder „Good Will Hunting“. Dennoch vermag es „The Holdovers“ die Balance zwischen einem wohligen Nostalgiegefühl und etwas Frischem, Neuen herzustellen. Nach einem Drehbuch von Fernsehautor David Hemingson („The Deep End“) schafft die Komödie eine authentische Szenerie des ländlichen Neuenglands in einer vergangenen Zeit. Der Film verpflichtet sich hierbei liebevoll, bis ins Detail dem 70er-Jahre Setting, was sich in der gesamten Ästhetik, dem wunderbaren Soundtrack, der Kameraführung und Schnittart, bis hin zum Abspann widerspiegelt, ohne je zu gewollt rüberzukommen. Nach ersten Erfolgen in der Award-Saison 2024 und fünf Oscar-Nominierungen startet „The Holdovers“ am 25. Januar 2024 in die deutschen Kinos. Der Trailer gibt erste Eindrücke in die herzerwärmende Komödie:

The Holdovers - Trailer Deutsch

Gelungene Charakterstudien, die perfekte Besetzung und eine große Überraschung

Eine ebenso wichtige Rolle für die erfrischende Authentizität von „The Holdovers“ spielt der herausragende Cast der Komödie. Regisseur Payne holt sich mit Paul Giamatti den Star seines Oscar-prämierten Films „Sideways“ erneut vor die Kamera und verleiht ihm mit Professor Paul Hunham eine Rolle, die kein anderer besser verkörpern könnte. Als der griesgrämige, unbeliebte und unangenehm riechende Geschichtslehrer schaut Hunham auf die verzogenen Internatsschüler herab und ist entschlossen ihnen ihr sonst so leichtes Leben zumindest schulisch zu erschweren.

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Doch Hunham ist nicht nur das Ekelpaket, für welches seine Schüler ihn halten. Im Laufe des Films wird eine einfühlsame Charakterstudie eines hochintelligenten Manns gezeichnet, der sich mit seiner unbeherrschten Art stets selbst im Weg steht. Das Barton College ist der traurige Lebensmittelpunkt des alleinstehenden Lehrers, der abseits von der Autorität und Kontrolle, die er hier besitzt, nicht viel vorzuweisen hat. Nach seiner Golden Globes Auszeichnung als bester Hauptdarsteller für seine Glanzleistung in „The Holdovers“ gilt Giamatti auch als Oscar-Favorit in dieser Kategorie. Neben der Nominierung Giamattis als bester Hauptdarsteller geht Paynes Komödie bei den diesjährigen 96. Academy Awards unter anderem für den besten Schnitt, das beste Originaldrehbuch und in der Kategorie „Bester Film“, neben Größen wie „Barbie“ und „Oppenheimer“ ins Rennen. Mehr zu den Nominierungen und der Oscar-Verleihung 2023 findet ihr in unserem Artikel.

Ebenfalls eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin erhielt Da’Vine Joy Randolph („Only Murders in the Building“), die an Giamattis Seite als Köchin Mary verzaubert. Die eigentlich lebensfrohe Mary hat mit dem tragischen Verlust ihres Sohns zu kämpfen, der in Vietnam gefallen ist. Mit großer Einfühlsamkeit verkörpert Randolph die trauernde Mutter, die ihre Feiertage im Barton College verbringt, dem Ort, an dem sie ihren Jungen zuletzt sah. Die wohl größte Offenbarung war es für mich allerdings Newcomer Dominic Sessa in der Rolle des Schülers Angus Tully zu sehen. Auch sein Charakter wird auf behutsame Weise im Verlauf des Films ausgearbeitet und zeigt die tiefe Verletzlichkeit hinter der taffen Fassade eines vernachlässigten Teenagers mit Autoritätsproblem. Sessa, der zum ersten Mal in seinem Leben vor der Kamera steht, legt als der zynische, aber intelligente Angus eine so beeindruckende Performance ab, dass ich nur hoffen kann, sein Gesicht in Zukunft häufiger auf der Leinwand sehen zu dürfen.

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Vom Zusammenspiel zwischen Giamatti und Sessa könnt ihr euch in diesem exklusiven Clip ein Bild machen, der die humorvolle Dynamik zwischen den beiden Hauptcharakteren perfekt einfängt:

The Holdovers - Clip: Barton Männer lügen nicht

Zwischen Authentizität und der richtigen Menge Kitsch

Was „The Holdovers“ für mich schlussendlich so auszeichnet, ist neben den offensichtlichen Faktoren, wie der überzeugenden Besetzung, gewitzten Dialogen und herrlicher Situationskomik vor allem die allem zugrundeliegende Botschaft. Der Film appelliert an menschliche Emotion und erinnert wie eine warme Umarmung daran, dass wir alle nach der Liebe suchen und sie in ihren vielen Formen, sei es romantisch, platonisch oder familiär, überall gefunden werden kann. So klischeehaft das klingen mag, „The Holdovers“ driftet trotz dem überlagernden sentimentalen Weihnachtsthema und Cat Stevens Songs kaum ins Kitschige ab. Zu authentisch sind die Figuren, zu lustig die zynischen Momente, die unmittelbar auf tiefgründige Szenen folgen. Ich habe bereits erwähnt, wie Payne Gefühle der Vertrautheit weckt, doch damit ist keinesfalls gemeint, dass man alles in „The Holdovers“ schon dutzende Male gesehen hat. Stattdessen fühlt sich die Komödie wie eine Rückbesinnung auf das an, was ich an einem guten Filmerlebnis so schätze und bei neuen Filmen nicht selten vermisse. Für mich hat sich „The Holdovers“ in Zukunft einen Platz neben dem ein oder anderen großen Weihnachtsklassiker verdient und damit bin ich sicher nicht allein.

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