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„Interview mit einem Vampir“, „True Blood“ und die Bedeutung des Vampirs für queere Repräsentation

„Interview mit einem Vampir“, „True Blood“ und die Bedeutung des Vampirs für queere Repräsentation
© IMAGO / Mary Evans / Warner Bros. / Allstar / Ronald Grant / HBO

Der Film „Interview mit einem Vampir“ und die Serie „True Blood“ zeigen, dass Vampire eine einzigartige Perspektive auf LGBTQ+-Themen möglich machen.

Vampire zählen zu den zeitlosesten Figuren in der Kunst. Immer wieder wird die Figur umgedeutet und mit neuer Symbolik aufgeladen. Während sie früher vor allem Monster war, ist sie spätestens seit den „Twilight“-Filmen auch eine Sehnsuchtsfigur. Das mythische Wesen gibt es zwar schon seit hunderten von Jahren in mündlich überlieferten Geschichten auf der ganzen Welt, doch den größten Einfluss auf unsere heutige Wahrnehmung hatte zweifellos der Briefroman „Dracula“ von Bram Stoker, der viele heutige Elemente des Vampirs etabliert hat. Mit Filmen und Serien wie „Nosferatu“, zahlreichen „Dracula“-Adaptionen, „The Lost Boys“, „Buffy: Im Bann der Dämonen“ und „Let the Right One In“ entwickelte sich das Monster vor allem im Horror-Genre zu einem wiederkehrenden Gast. Wie vielseitig die Figur ist, zeigt aber auch ihr Auftreten in anderen Genres und ihre anhaltende Popularität. Als Beispiel sei „What We Do In the Shadows“ und der Marvel-Film „Morbius“ genannt.

Bereits seit „Dracula“ und anderen frühen Vampir-Werken wie „Carmilla“ von 1872 ist die Figur queer-codiert. Das wird schon im Element des Blutsaugens deutlich, das stets erotisch aufgeladen ist und häufig für sexualisiertes Verhalten steht. Auch wenn männliche Vampire größtenteils junge Frauen beißen, ist gleichgeschlechtliches Bluttrinken nicht ungewöhnlich. Schon in „Carmilla“ trinkt die namengebende Vampirin das Blut von Frauen. Die Verwandlungsmöglichkeit von Vampiren in Fledermäuse, Wölfe und andere Tiere, sowie das Ablehnen von gängigen sozialen Normen lässt sich zudem mit Genderfluidität und Nonkonformität in Zusammenhang bringen. Da Vampire keine Menschen, sondern Wesen sind, die außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung stehen, durften mit ihnen schon immer Themen verhandelt werden, die gesellschaftliche Tabus darstellten.

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„Interview mit einem Vampir“

Wie wichtig dieses Potenzial der Vampir-Figur ist, macht das Horror-Drama „Interview mit einem Vampir“ von 1994 deutlich. Der Film basiert auf der Romanreihe von Anne Rice und handelt von den Vampiren Lestat (Tom Cruise) und Louis (Brad Pitt) und ihrem gemeinsamen Leben über die Jahrhunderte hinweg. Auch wenn sich Lestat und Louis nie explizit küssen oder gar miteinander schlafen, sind die queeren Elemente weniger Subtext und viel mehr eindeutige Lesart. Fast jede Begegnung der beiden (und auch mit anderen Vampiren) lässt sich als homosexuelle Liebe lesen. Außerdem verwandeln sie im Laufe des Films das kleine Mädchen Claudia (Kirsten Dunst) in einen Vampir und adoptieren sie de facto als Tochter. Man muss sich schon Mühe geben, solche Momente als heterosexuell zu verstehen.

In den 90er Jahren gab es in Filmen und im Fernsehen nur wenige queere Figuren, die für ernsthafte Repräsentation sorgten und das gesellschaftliche Klima war eher LGBTQ+-feindlich als -freundlich. Ein teurer (Budget von 60 Millionen US-Dollar) Blockbuster-Film mit den beiden Mega-Stars Tom Cruise und Brad Pitt in den Hauptrollen mit so deutlichen queeren Elementen wäre niemals produziert worden, wenn die Figuren Menschen und keine Vampire wären. Erst die queere Codierung von Vampiren in unserem gesellschaftlichen Konsens machte den Film so möglich. Tatsächlich gab es zwischenzeitlich die Idee, Pitts Figur zu einer Frau umzuschreiben, wie Anne Rice 1994 in einem Interview mit Movieline erzählte. So wäre der Film natürlich ganz anders geworden.

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„True Blood“

Auch die Serie des US-amerikanischen Senders HBO, „True Blood“, bedient sich der symbolischen Aufladung der Vampir-Figur, um Diskriminierung von Randgruppen, insbesondere von queeren Menschen, zu verhandeln und aufzuzeigen. Die Serie spielt in der Kleinstadt Bon Temps im konservativen Louisiana, die von dem Vampir Bill (Stephen Moyer) aufgesucht wird. Dank des künstlichen Bluts mit dem Namen Tru Blood konnten sich Vampire der menschlichen Gesellschaft zu erkennen geben. Obwohl die Vampire zur Lebenserhaltung keine Menschen mehr töten müssen, werden sie als Bedrohung wahrgenommen, mit viel Feindseligkeit behandelt und im Laufe der Serie sogar von religiösen Fanatiker*innen verfolgt.

Die Parallelen zur LGBTQ+-Szene sind in „True Blood“ mehr als eindeutig: Wenn ein Vampir seine Existenz Menschen offenbart, wird das als „coming out of the coffin“ bezeichnet und im Intro sieht man ein Schild vor einer Kirche, auf dem „God hates fangs“ steht, als reimende Anspielung auf den leider häufig verwendeten Ausspruch „God hates F-Wort“. Während die Bewohner*innen von Bon Temps Bill, und Vampiren generell, mit viel Skepsis und Feindseligkeit gegenüberstehen, ist die queere Figur Lafayette (Nelsan Ellis) vollends in die Gemeinschaft integriert. Die Horror-Dramaserie thematisiert so nicht nur die Diskriminierung, die queere Menschen erfahren, sondern auch wie Akzeptanz aussehen kann.

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Was bringt die Zukunft?

Mit der Hilfe von Vampiren lassen sich queere Geschichten so erzählen, wie es sonst kaum möglich wäre. Die Figur sorgte für Repräsentation, bevor Mainstream-Zuschauer*innen für queere Figuren bereit waren und konnte LGBTQ-Themen ohne erhobenen Zeigefinger verhandeln. Da die Beliebtheit von Vampiren genauso untot ist wie sie selbst, werden sie sicherlich auch weiterhin Tabus brechen und für Sichtbarkeit von Randgruppen sorgen, die es sonst vielleicht leider im Mainstream nicht gäbe. Noch 2022 soll in den USA die „Interview mit einem Vampir“-Serie beim US-Sender AMC starten. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Projekt 28 Jahre nach dem Start des Films trauen wird, explizit queer zu sein. Mit dem Casting von dem Schwarzen Schauspieler Jacob Anderson („Game of Thrones“) als Louis sorgt die Serie zumindest schon für anderweitige Repräsentation.

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