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Fakten und Hintergründe zum Film "Open Water 2"

Fakten und Hintergründe zum Film "Open Water 2"

Mehr zum Film? Wir haben die wichtigsten Hintergründe und Fakten für Dich gesammelt: detaillierte Inhaltsangaben, Wissenswertes über die Entstehung des Films, ausführliche Produktionsnotizen. Klick rein!

Die Entstehungsgeschichte

Fünf Jahre lang hatte der renommierte Werbefilmregisseur Hans Horn in Hollywood Langfilmstoffe entwickelt, bis er im Jahr 2004 desillusioniert von der Schwerfälligkeit des dortigen Geschäftes wieder zurück nach Deutschland kehrte. Jedes Projekt war in den Schubladen der Hollywoodproduzenten verschwunden, doch dass die Lösung für die Produktion seiner Stoffideen zum Greifen nahe in der Heimat verborgen lag, konnte er damals noch nicht ahnen.

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Dabei klang die Idee von „Adrift“ eigentlich nach einem Erfolgsrezept für spannende Psychothriller, denn der Plot basiert auf einer wahren Geschichte: Schon häufig in der Seefahrtsgeschichte waren Schiffspassagiere von ihrer Jacht ins offene Meer gesprungen, ohne eine Leiter für den Wiedereinstieg zu befestigen. Unfähig, an den glatten Bootswänden empor zu klettern, starben damals alle Beteiligten.

Bis zum ersten Trailer des Überraschungshits „Open Water“, hatte auch Hans Horn nicht mehr an eine Realisierung des Stoffes glauben können, aber „wenn ein Film über zwei Leute, die im Wasser rumdümpeln und sich von Haien anknabbern lassen, Erfolg hat, dann musste meine Geschichte erst recht Chancen haben“, dachte sich der unerschütterliche Regisseur. Und er sollte mit seiner Vermutung Recht behalten. Doch diesmal stellte er die Idee nicht im fernen Los Angeles vor, sondern erzählte sie dem Produzenten Dan Maag. Die beiden kannten sich bereits privat und hatten schon lange vor, einmal ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen.

Nur wenige Wochen später arbeitete das Autorenduo Dave Mitchell und Adam Kreutner an dem Stoff, der zunächst noch unter dem Arbeitstitel „Godspeed“ gehandelt wurde. Die beiden Autoren zeichneten sich schon für das Drehbuch der ersten internationalen Orange Pictures Kinoproduktion „Dead Fish“ verantwortlich, eine schwarze Komödie mit internationalen Stars wie Gary Oldman, Robert Carlyle und Billy Zane.

In kurzer Zeit konnte die Finanzierung der Low-Budget-Produktion auf die Beine gestellt werden. Der FFF Bayern sprach eine Produktionsförderung aus. Als deutscher Verleih und Co-Produzent kam Universum Film mit an Bord. Weitere Partner wurden Thomas Häberle mit Shotgun Pictures und Peter Rommel Productions.

Obwohl der Film in der Erzählung seiner Geschichte in Mexiko spielt, fand der gesamte Dreh auf Malta statt. Die Landschaft zu Beginn des Filmes sieht einigen Küstenregionen Mexikos zum Verwechseln ähnlich. Ein entscheidender Faktor für Malta waren die unvergleichlichen, filmspezifischen Wassertankkapazitäten. Ein Großteil der Aufnahmen wurde in einem der größten Outdoor-Tanks der Welt realisiert.

Eine große Herausforderung war jedoch die Suche nach einer geeigneten Luxusjacht für den Filmdreh. Sie musste allen Ansprüchen genügen, besonders dem Clou der Geschichte gerecht werden. Selbst als ein geeignetes Boot endlich in Aussicht stand, war viel Überzeugungsarbeit notwendig, um den Besitzer in seinen schlimmsten Befürchtungen um das Wohlergehen der Jacht zu besänftigen.

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„Adrift“ hat als Genrefilm eine universelle Thematik und spielt mit den Urängsten der Menschen. Von Anfang an war deshalb klar, den Film in englischer Originalsprache zu drehen, um ihn für den internationalen Markt attraktiver zu gestalten. Die Wahl der Darsteller fiel deshalb auf junge amerikanische Darsteller, die bereits einen vielversprechenden Karrierestart verbuchen konnten. Von den Schauspielern wurde in ihrer darstellerischen Leistung vor allem auch in körperlicher Hinsicht eine Menge abverlangt. Ohne große Beschwerden mussten sie an vielen Drehtagen bis zu sechs Stunden am Tag im Wasser verbringen.

Dass aus dem schwierigen Projektunterfangen „Godspeed“ die unglaubliche Erfolgsgeschichte „Adrift“ als mitreissender Psychothriller entstehen konnte, ist dabei nicht zuletzt trotz der schwierigen Bedingungen auf den unerschütterlichen Teamgeist aller Beteiligten zurück zu führen, wie Produzent Dan Maag zu berichten weiss: „Wir sind alle an einem ähnlichen Punkt in unserer Karriere, ob Regisseur, Schauspieler oder Produzent. Alle haben schon etwas erreicht, aber wir möchten noch viel weiter. Und jeder wusste, dass mit diesem Film etwas ganz Besonderes entsteht.“

Anmerkungen des Regisseurs

Meine Frau Tina war die erste, die mir die „wahre“ Geschichte erzählt hat, der „Adrift“ zugrunde liegt. Ich konnte das Schicksal der sechs Freunde kaum glauben.

Das war für mich eine absolute Horror-Vorstellung. Ich mit Tina im Wasser und es führt kein Weg zurück auf das Boot. Was soll ich tun? Wie kann ich überleben. Wie kann ich uns retten? Wer wird als erster untergehen? Ein unausweichliches Schicksal, das einem den Magen umdreht. Das simple Konzept dieser Idee war sehr verlockend. Sofort spielte ich mit dem Gedanken einen Film aus dieser Geschichte zu machen. Es fasziniert mich, meine Ängste zu erforschen, mich mit ihnen zu konfrontieren.

Der Aufwand schien mir zu Anfang sehr überschaubar. Da ich schon seit 1999 in Los Angeles durch einen Manager und eine Agentin vertreten wurde, versuchte ich sie von der Einzigartigkeit dieser wahren Begebenheit zu überzeugen. Doch das stellte sich schnell als schwere Aufgabe dar. Jeder belächelte die Idee und meinte, das sich diese Geschichte nicht über 90 Minuten tragen würde.

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Drei Jahre später sah ich auf dem Fantasy Filmfest in München den Trailer von „Open Water“. Es traf mich wie der Blitz. Ich war geschockt. Zwei Taucher dümpeln im Wasser herum und werden von Haien gefressen, und ganz Hollywood dreht durch. Der Trailer war verdammt gut – Benzin ins Feuer – ich brannte wieder lichterloh vor Begeisterung und traf direkt nach meinem Kinobesuch meinen Produzenten Dan Maag auf der Kindergarten Grill-Party unserer Kinder. Ich überschüttete ihn mit meinen Ideen. Zehn Tage später saß ich in Los Angeles mit dem Autor, Adam Kreutner, zusammen, mit dem Dan Maag schon zuvor gearbeitet hatte, und arbeitete an unserem Film mit dem Arbeitstitel „Godspeed“. Nach nur vier Monaten stand ein drehfertiges Drehbuch, mehr oder weniger zur gleichen Zeit stand die Finanzierung des Low-Budget Projektes und nach neun Monaten begannen die Vorbereitungen in Malta. Nach zwölf Monaten war „Godspeed“ abgedreht. Nach achtzehn Monaten wurde „Adrift“ aka „Godspeed“ in die ganze Welt verkauft.

Der Hauptgrund für diesen Erfolg ist wohl die Einfachheit und die Nachvollziehbarkeit der Geschichte. Diese zwei Punkte habe ich in meinem Konzept für den Film stetig verfolgt.

Anfangs hätte ich sogar das DOGMA-Prinzip gewählt, um den Film überhaupt auf den Weg zu bringen. Glücklicherweise haben sich auf dem Weg der Finanzierung doch mehrere Koproduzenten für meine Idee interessiert und meine kühnsten Träume wurden war. Ich durfte „Godspeed“ auf Film drehen. Normal 16mm mit anamorphotischen Cinemascope-Linsen. Diese Entwicklung brachte das Projekt auf ein ganz anderes Level. Jetzt konnte ich all meine Erfahrungen mit meinem Lieblingsmedium Film zum Ausdruck bringen. Dabei unterstützte mich der junge Kameramann Bernhard Jasper. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit, da Bernhard Jasper einen sehr effektiven, innovativen perfektionistischen Anspruch in der visuellen Umsetzung der Geschichte hatte.

Schon bei der Besprechung meines Konzepts stellte sich heraus, dass aus uns ein wasserfestes Team entstehen wird. Wir arbeiteten gemeinsam an der Lösung der folgenden Fragen: Wie kann man eine so simple Idee, ein Kammerspiel im Wasser, mit den uns zu Verfügung stehenden Mitteln interessant und vor allem mitreißend umsetzten? Vor allem die Stilmittel, die in der Filmkamera entstehen können, sind für mich dabei relevant:

Das Cinemascope-Format war sofort mein Wunsch, da wir ja meistens die aus dem Wasser ragenden Köpfe drehen würden. Die unendliche Weite des Meeres sollte auch weit und groß aussehen.

Das bei 16mm entstehende Korn war für mich dabei sogar ein Vorteil. Ich bin von dem urig-erdigen Gefühl des Korns und seiner psychologischen Wirkung überzeugt. Wir verstärkten es sogar noch an bestimmten Stellen, um noch eine extremere Wirkung zu erzeugen.

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Bei besonders dramatischen, actiongeladenen Szenen benutzten wir den Shutter-Effekt , in Verbindung mit hektischen Kamerabewegungen, um ein Maximum an Emotion zu erzeugen. Durch unterschiedliche Blickwinkel und Einstellungsgrößen versuchten wir zudem jeder Szene einen eigenen Charakter zu geben, ohne willkürlich oder aufgesetzt zu wirken.

Eine genauso wichtige Aufgabe war es, die Schauspieler auf ihre körperlich wie psychisch äußerst anstrengende Rolle vorzubereiten. Es war von Anfang an mein Wunsch, den Film so chronologisch wie möglich zu drehen. Die Verfassung der Schauspieler sollte sich in der Verfassung der Charaktere widerspiegeln. Der Film musste so authentisch wie möglich wirken. Ich hoffte, dass ich den Bogen dabei nicht überspannen würde. Zum Glück ging der Plan auf, obwohl jeder Schauspieler an seine Grenzen gehen musste. Es war eine Freude mit dem Darstellerensemble zu arbeiten. Es war eine sehr professionelle Zusammenarbeit trotz der körperlichen Belastungen, denen alle Schauspieler ausgesetzt waren.

Das visuelle Konzept & Kameraeffekte

Das visuelle Konzept von „Adrift“ resultierte aus dem Anspruch heraus, den Zuschauer mitten in das Geschehen hineinzuversetzen. Er sollte Teil der Gruppe werden.

Um diesem Anspruch gerecht werden, sollte der Film sehr dynamisch gestaltet werden. Es sollte überwiegend mit Handkamera gearbeitet werden, da sie das Gefühl von Unmittelbarkeit transportiert. Da aber der Film zu 80% im Wasser spielt, stand man zunächst vor dem großen Problem, wie man im Wasser eine dynamische Handkamera erzählen und technisch realisieren kann. Nach einigen Testläufen, kam man zu dem einfachen Schluss, die Kamera in einem Unterwassergehäuse auf zwei sogenannte Boggie Boards zu binden. Dadurch konnte man die Bewegung der Wellen als eine natürliche Dynamik verwenden oder etwas dagegenhalten, um so das Bild stabiler erscheinen zu lassen.

Um dem Zuschauer hautnah das Gefühl des Ertrinkens vermitteln zu können, tauchte man in bestimmten Szenen in die Wasseroberfläche ein. In diesem Fall kam nur eines der Boggie Boards zum Einsatz.

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Eine große Herausforderung in der Visualisierung war die Wahl des Formats. Aus finanziellen Gründen fiel die Wahl auf 16mm Filmmaterial und nicht auf das für Kino übliche kostenintensivere 35mm Filmmaterial. Da die Bilder im Wasser aber keine Höhe haben, sondern sich nur in der Breite erzählen, musste der Film aber dennoch auf 1:2,35 Kinobreitwandformat gedreht werden. Es wurden deshalb 35mm Cinemascope Optiken mit einer 16mm Kamera kombiniert, die als Endformat 16mm Cinemascope ermöglichten.

Doch der schwierige Weg zahlte sich aus, denn er eröffnete viele neue Möglichkeiten in der Auflösung des Filmes. Zum einen konnten dadurch viele Szenen in langen Sequenzen ohne Zwischenschnitte aufgelöst werden. Zum anderen ermöglichte es uns, parallele Aktionen in einer Einstellung zu erzählen. Der Zuschauer kann dadurch im Bild wählen was er sehen will und wird damit durch seinen selektiven und subjektiven Blick zum Bestandteil der Gruppe.

Neben einem dokumentarischen Stil hat der Film stilistisch viele Elemente des klassischen Dramas, des Action- und des Horrorfilms. Dabei kamen zahlreiche genrespezifische stilistische Mittel zum Einsatz, wie zum Beispiel Veränderungen der Zeitachse (extreme Zeitlupen, Zeitraffer), Shutterveränderungen, die das Gefühl von veränderter Sinneswahrnehmung vermitteln, aber auch Veränderungen des Filmmaterials (Forcieren und Crossing), die Variationen im Look ermöglichten.

Ein Beispiel hierzu ist eine Schlüsselszene, als Amy ins Wasser geworfen wird. Der Moment der Vorahnung wird mit extremen Shutter von 22,5° gedreht. Das bedeutet so gut wie keine Bewegungsunschärfe im Bild. Im Gegenzug haben wir die Kamera so stark verwackelt, dass man mit einem normalen Shutter (172,5°) wohl gar nichts mehr gesehen hätte. Durch die Shutterveränderung erkennt man aber sofort den Bildinhalt und behält trotzdem die ungewöhnliche Kameradynamik. Dadurch erzeugte man im Bild die massive Panik, die Amy im Film haben sollte.

Den Moment des Sprunges und des Auftreffens auf der Wasseroberfläche wurde mit extremer Zeitlupe verlangsamt, um die Szene möglicht dramatisch zu gestallten. Die Anschluss-Sequenz, in der Amy wie gelähmt im Wasser liegt, sollte extrem subjektiv erzählen werden, um so den Zuschauer direkt an Amys Gefühlswelt teilhaben zu lassen.

Die Lähmung sollte durch eine möglichst statische Kamera gezeigt werden. Dazu befestigte man die Kamera an der Schauspielerin. Dadurch bewegte sich nur noch der Bildhintergrund, aber nicht die Kamera im Bezug auf Amy. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, drehte man die Sequenz statt auf 24 Bildern pro Sekunde auf 6 Bildern pro Sekunde. Später wurde die Laufgeschwindigkeit des Bildes digital wieder auf 24 Bilder pro Sekunde gestreckt. Das Resultat ist ein sogenannter Motionblur-Effekt, der alle Bewegungen unscharf erscheinen lässt. Also alles außer der bewegungslos auf dem Wasser liegenden Amy bekommt diesen Unschärfeeffekt, so dass der Zuschauer wie durch die Augen von Amy nur erahnen kann, was um sie herum passiert.

Zusätzlich wurde bei der gesamten Szene Positivmaterial verwendet, aber anschließend wie ein Negativ entwickelt. Durch dieses sogenannte Crossing, bekommt die ganze Szene durch Farb- und Kontrastveränderungen einen surrealen Look.

In dieser Sequenz sollten in kurzen Flashbacks auch Teile von Amys Vergangenheit erzählen werden. Um diese stilistisch abzuheben und einen alten super8-Film ähnlichen Look zu generieren, wurde auf hochempfindlichen Material im Zeitraffer mit 18 Bildern pro Sekunde gedreht. Anschließend wurde das gedrehte Material um 2 Blenden forciert.

Eine ideale Voraussetzung war es, den Film im Digital Lab (digitale Nachbearbeitung des gesamten Films) fertig stellen zu können. Es eröffnete die Möglichkeit, alle Effekte und Lookvariationen genau aufeinander abzustimmen. Alle Aussenszenen des Films wurden fast ausschließlich mit dem vorhandenen Tageslicht gedreht. Im klassischen Kopierwerk sind die Möglichkeiten der nachträglichen Farb- Kontrast- und Helligkeitskorrektur begrenzt. Durch die Wahl des Digital Lab konnten alle Szenen auf einen einheitlichen Look abgestimmt werden. Ein Beispiel waren extreme Unterschiede in den Farben des Wassers. Morgens war das Wasser blau, mittags grün, abends hellblau.

Dennoch war der Anspruch, möglichst alle Effekte „natürlich“ in der Kamera zu gestalten und nicht an Effektgeräten in der digitalen Postproduktion. Der Film sollte einen natürlichen Look bekommen, um die Geschichte glaubwürdig zu transportieren. Der Film sollte durch seine packende Geschichte und seine emotionalen Figuren leben. Der Look und technische Raffinessen fördern und unterstützen dieses Ziel, verselbstständigen sich aber nicht.

Das Szenenbild

In Vorgesprächen zwischen allen kreativen Schlüsselpositionen wurde der Look des Films manifestiert. Im Film sind, mit wenigen Ausnahmen, vor allem neutrale Farben wie zum Beispiel „blau“ vorherrschend. Knallige Farben wurden vermieden. Durch den Ausschluss von poppigen Akzenten wurde ein sehr bodenständiger realistischer Look kreiert. Es sollte bei dem Ausflug nicht das Gefühl eines Paradieses auf Erden vermittelt werden. Die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Geschichte stand bei allen Überlegungen immer im Vordergrund.

Bei der Wahl der Motive wurden schon früh Location Scouts in Malta mit der Aufgabe betraut, geeignete Küstenabschnitte zu finden, die Landstrichen in Mexiko zum Verwechseln ähnlich waren. Um der perfekten Täuschung den letzten Schliff zu verleihen, wurden unter anderem mexikanische Hinweis- und Verkehrsschilder angefertigt.

Das kleine Fischerdorf mit dem Jachthafen sollte nicht nur an ein Dorf in Mexiko erinnern, sondern musste unbedingt das Gefühl der Verlassenheit vermitteln. Die Hauptfiguren sollten bereits beim Ankommen am Hafen im Nirgendwo angekommen sein. Keine andere Menschenseele dürfte in der Anfangssequenz des Films anwesend sein. Alle Strassen im Film wie auch der kleine Hafen in der Stadt Gozo musste dafür großräumig abgesperrt werden. Durch die Trennung von jedwedem menschlichen Kontakt, wird bereits zu Beginn des Films das Gefühl der Verlassenheit und der Isolation von der Aussenwelt etabliert.

Die Suche nach einer geeigneten Jacht gestaltete sich äußerst problematisch. Es musste ein Boot gefunden werden, dass einen glaubwürdigen Eindruck von der unüberwindbaren Höhe der Bootsaussenwände vermittelte. Zudem konnten an einem geliehenen Boot keine nennenswerten baulichen Veränderungen vorgenommen werden. Es war ein wahrer Glücksfall, dass wir eine Jacht ausfindig machen konnten, die keine fest verankerten Einstiegsleitern hatte, sondern eine automatisierte Luke mit Treppe, die aus dem Rumpf des Bootes abgesenkt werden konnte.

Das Kostümbild

Bei „Adrift“ lag die Herausforderung für die Kostümbildnerin Kissi Baumann nicht in der großen Anzahl von Kostümen. Vielmehr mussten in ein paar wenigen Szenen zu Beginn des Filmes alle sechs Hauptfiguren klar und unmissverständlich eingeführt werden.

Für die Schauspieler war die charaktergerechte Kostümierung eine wichtige Stütze für die glaubwürdige Umsetzung ihrer Rolle, um sich zunächst in die Figur hinein zu denken und schließlich in die Rolle hinein zu versetzen, da alle Hauptfiguren nach kurzer Zeit nur noch in Badebekleidung und meist bis zum Hals im Wasser zu sehen sind.

Der Regisseur Hans Horn und die Kostümbildnerin Kissi Baumann wollten das Farbkonzept einfach halten. Neben dem Himmel, dem Meer und dem weißen Boot, sollten eindeutige Farben und ein paar wenige Accessoires die Personen definieren.

Die Wahl der Kostüme und die Selektion der Farben stand dabei immer unter den wichtigen Vorzeichen unter keinen Umständen von dem eigentlichen Drama der Geschichte und der Figuren abzulenken.

Der Schnitt

Nachdem die Dreharbeiten beendet waren, kam der dem Regisseur Hans Horn sehr wichtige Schritt des Film-Editings. Das Zusammenfügen der Einstellungen zu einer funktionierenden Szene.

Aus der Sicht von Hans Horn wohl der kniffligste und kreativste Schritt bei der Erstellung eines Films. „Der Cutter Christian Lonk war für mich die erste Wahl. Er brachte ein sehr gutes Gefühl für Musik und Rhythmus mit. Außerdem hat er das richtige Durchsetzungsvermögen und die Ausdauer, um mich von seinen Ideen zu überzeugen.“

Die beim Dreh entstandenen Szenen wurden, wie bereits in der Kamera, jetzt noch einmal durch moderne Schnitttechnik emotional auf den Punkt gebracht. Alles, was die Sehgewohnheit unserer Zuschauer zulässt und manchmal vielleicht noch etwas mehr, wurde dabei austestet. Die Abgründe einer Paranoia oder Ur-Angst bieten dafür ein wunderbares Spielfeld, auf dem man innovative Ansätze in der Umsetzung ausprobieren konnte.

Der ursprüngliche Ablauf des Drehbuchs wurde dabei mehrmals erheblich umgestellt, ohne dabei die Grundidee aus den Augen zu verlieren.

Beim Film-Editing gibt es zwei extreme Pole: Ein Film kann komplett zerstört werden oder etwas sehr Spannendes und Emotionales entsteht. Neben Kreativität sind viel Geduld, Zeit und Ausdauer nötig, um das beste Ergebnis zu erzielen.

Das Sounddesign

Bei der Arbeit am Sound Design zu „Adrift“ gab es viele Herausforderungen wie beispielsweise die klangliche Umsetzung der Isolation der Protagonisten auf hoher See oder die subjektive Wahrnehmung der Hauptfigur Amy.

Aufgrund der reduzierten Rahmenhandlung, die sich fast ausschließlich auf dem offenen Meer zuträgt, mussten die einzelnen Tonebenen sehr präzise herausgearbeitet werden, um eine möglichst kontrastreiche und interessante Tondramaturgie zu schaffen. Dabei stand die klangliche Charakterisierung der Segeljacht, der Atmosphären (Überwasser, Unterwasser, Sturm) und „Amys Innerer Welt“ (Kindheitstrauma, Wasserphobie) im Vordergrund.

Des weiteren wurde „Stille“ als wichtiges Stilmittel in der Tondramaturgie eingesetzt. Durch die „vordergründige“ Abwesenheit von Tönen, als eine Art der Stille, ist es möglich die Aufmerksamkeit des Zuschauers in erhöhtem Maß auf die Protagonisten zu lenken, wodurch eine starke Identifizierung mit den handelnden Personen und letztendlich eine starke emotionale Teilnahme am Geschehen auf der Leinwand unterstützt wird. Eine Störung dieser Stille, wie zum Beispiel durch den Schrei des an Bord zurück gelassenen Babys, wirkt als Kontrast zu der vorher herrschenden Ruhe sehr viel stärker und wird dadurch vom Zuschauer noch intensiver wahrgenommen.

Für die Vertonung von Amys Wachkomazustand wurde eine „Innere Stille“ geschaffen. Durch diesen Toneffekt wird die Benommenheit und die Wahrnehmungsstörungen der Protagonistin in diesem Moment für den Zuschauer erst fühlbar, so als würde er es persönlich erleben. Gerade in einer solchen Szene entfaltet der Ton seine volle Wirkung.

Mit dem Sound Design zu „Adrift“ ist es gelungen eine besonders vielschichtige und dynamische Tondramaturgie zu gestalten, die den Film zu einem sehr emotionalen und spannenden Kinoerlebnis werden lässt.

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