Die Hochzeits-Crasher: Komödie über zwei Partyboys, die auf Hochzeiten Jagd auf Frauen machen.
Im dritten gemeinsamen Film, aber erstmals beide in Hauptrollen, versuchen sich die Kings of Comedy, Vince Vaughn und Owen Wilson, als professionelle Partyschmarotzer. Auf Hochzeiten bedienen sie sich an den Auslagen der Gourmetköche und weiblichen Gäste, bis die Liebe sie zur Besinnung ruft. Ein Pflichtprogramm für Feinde ereignisloser Vermählungsriten und für Freunde der etwas derberen, aber enorm populären Kumpelkomödie.
Ungebrochen propagiert Hollywood die Ehe als Beziehungsparadies, räumt aber wenigstens ein, dass Hochzeiten zumindest für Gäste manchmal die Hölle sein können. Was man braucht, um die Überdosis an Small Talk, Alkohol, Cholesterin und Turniertanzen ertragen zu können, sind ungeladene Überraschungseinheiten wie Jeremy (Vaughn) und John (Wilson). Im Debütdrehbuch von Bob Fisher und Steve Faber, das sich konsequent und deshalb auch relativ überraschungsarm am Erfolgsrezept Hollywoods orientiert, arbeiten die Freunde als Scheidungsschlichter. Die dafür benötigte Einseifungsrhetorik erweist sich auch beim bevorzugten Hobby des Duos als unverzichtbar. Frühjahr und Sommer befällt die Freunde der Partyvirus, der sich perfekt auf Hochzeiten ausleben lässt.
In einer Montage durch Kulturen und Religionen zeigt der dritte Spielfilm von David Dobkin („Shanghai Knights“) die Popularität der Partyprofis, die jeden Event an sich reißen, obwohl sie anfangs keiner kennt. Beide Parteien profitieren davon - die Hochzeit wird ein Hit, das Bett danach zum Treffpunkt der Casanovas mit ihren Eroberungen des Tages. Die Einführung der Crasher, ihre Verführungsmethodik und die steinerweichenden Andocksprüche, sind purer Spaß, bei dem es jedoch nicht bleiben darf, weil ein moralischer Lernprozeß ungeschriebenes Drehbuchgesetz ist. Auf der Hochzeit einer der drei Töchter des Finanzministers (Christopher Walken einmal nur possierlich) verliebt sich John in Claire (Rachel McAdams aus „Wie ein einziger Tag“), während Jeremy die junge Gloria zur Frau macht. Weil vor allem John den Politiker mit vermeintlicher Fachkompetenz beeindruckt, werden die Freunde auf das Luxus-Anwesen der Familie eingeladen. Der Clan versammelt die üblichen Verhaltensgestörten, die man aus anderen Filmen kennt. Walkens Frau hat ein Cocktail- und Mrs. Robinson-Syndrom, seine Mutter ist eine unberechenbare Giftspritze, sein Sohn ein verklemmter Sonderling und der Verlobte Claires ein Macho-Schnösel, der seinen Vornamen Sack wohl verdient hat. Wie er und die sensible Claire je ein Paar werden konnten, interessiert das Skript nicht, das sich fortan darauf konzentriert, die beiden Profisünder zu strafen. Vaughn, der chaotischere und abgebrühtere des Duos, wird beim Football ausgeknockt, beim Fesselsex ausgelaugt, bei der Jagd angeschossen und von Claires Bruder angemacht. Wilson, im Herzen ein echter Romantiker, steckt Prügel des eifersüchtigen Platzhirschs Sack ein und darf in einer Melancholie-Montage in den Abgrund blicken, nachdem das Geheimnis der Hochzeits-Crasher gelüftet wurde.
Wilson harmoniert gut mit Vaughn, von dem man sich allerdings manchmal wünschte, dass er den Fuß vom Gas nehmen würde. Dobkin bremst ihn nicht aus- wie auch nicht Will Ferrell, der in einem Gastauftritt eine interessante Figur verschenkt. Insgesamt nutzt der Film sein komisches Potenzial nicht voll, lässt in puncto Situationskomik manche Pointen links liegen (die Ballmaschine am Tennisplatz ist für einen Gag gut), wirbt im letzten Drittel mit aller Macht für Romantik, wenn charmante Anarchie eine gute Alternative wäre. Mit der Stiller-Formel ausgedrückt: „Die Hochzeits-Crasher“ ist weniger „Zoolander“, mehr „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“. Kommerziell ist das allerdings ein beruhigendes Fazit. kob.