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Fakten und Hintergründe zum Film "The Town - Stadt ohne Gnade"

Fakten und Hintergründe zum Film "The Town - Stadt ohne Gnade"

Mehr zum Film? Wir haben die wichtigsten Hintergründe und Fakten für Dich gesammelt: detaillierte Inhaltsangaben, Wissenswertes über die Entstehung des Films, ausführliche Produktionsnotizen. Klick rein!

Über die Produktion

Charlestown/Massachusetts: Nur einen Quadratkilometer in der Ausdehnung – doch von sehr viel weitreichenderer Bedeutung, als die Größe vermuten lässt. Das überragende Wahrzeichen, das Bunker Hill Monument, erinnert an die berühmte Schlacht aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Inzwischen werden die Kriege innerhalb der Stadtgrenzen ausgetragen – zwischen Räuber und Gendarm.

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Vor diesem Hintergrund spielt der Film „The Town“ (The Town – Stadt ohne Gnade). Ben Affleck verantwortet den Film als Regisseur und Co-Autor, und er übernimmt die Hauptrolle des Doug MacRay. „Einerseits bietet der Film an der Oberfläche die Bankraub-Geschichte, doch im Grunde geht es um einen Mann, der dort festsitzt, wo er eigentlich nicht sein möchte – er will sein Leben ändern, und das hat mich viel mehr interessiert. Es geht um die Frage, wie sehr man in seiner Heimat verwurzelt ist, aber auch darum, wie Kinder für die Sünden der Väter büßen müssen. Damit können sich viele Zuschauer identifizieren, auch diejenigen, die nicht im kriminellen Milieu aufgewachsen sind.“

„The Town – Stadt ohne Gnade“ ist die Verfilmung des Romans „Prince of Thieves“ (Endspiel) von Chuck Hogan. Hogan stammt aus Massachusetts und hat den Krimi nicht ohne Grund in Charlestown angesiedelt: Aus diesem Viertel in Boston sind mehr Bank- und Geldtransport-Räuber hervorgegangen als aus allen vergleichbar großen Bezirken auf der ganzen Welt. Dieser Umstand mag damit zusammenhängen, dass sich in Charlestown einst ein Hochsicherheitsgefängnis befand – an Kriminellen gab es also ständig Nachschub. Dazu Affleck: „Das ist der Drehtüreffekt: Wenn jemand dort inhaftiert wurde, zog seine Familie in die Nähe, die Häftlinge wurden entlassen und wanderten wieder hinter Gitter – so entstand das Viertel um das Gefängnis. Im Film wird die These aufgestellt – und das übernehmen wir in den Film –, dass der Bankraub zu einem Beruf wurde, den die Väter den Söhnen beibrachten.“

Jeremy Renner spielt Dougs Komplizen und besten Freund Jem – er fügt hinzu: „In dieser sehr kleinen Gemeinschaft hält man zusammen – ein strikter Schweigekodex ist selbstverständlich. Jeder weiß Bescheid, aber niemand verrät etwas. Das macht diesen Beruf sehr viel einfacher.“

Der Roman „Endspiel“ erschien 2004, gewann den Hammett Prize der International Association of Crime Writers (Internationaler Verband der Krimi-Autoren), wodurch Produzent Graham King auf ihn aufmerksam wurde. „Das Milieu des Buchs mit seinen Kriminellen und Cops ist genau meine Kragenweite“, sagt King. „Aber mir gefiel auch das, was zwischen den Zeilen mitschwingt – die Freundschaft dieser Jungs, die gemeinsam abhängen und ihre Coups planen, egal was sie sonst beruflich machen. Dann verliebt sich Doug in jene Frau, die sie als Geisel genommen haben – dadurch wird er zu Entscheidungen gezwungen, die Auswirkungen auf sie alle haben werden. Eine interessante Mischung.“

Rebecca Hall spielt Claire, in die Doug sich verliebt. Sie sagt: „Es ist ein typischer Thriller, weil er sehr spannend ist und jede Menge Action bietet. Aber die romantischen Aspekte sorgen dann für etliche Überraschungen. Das ist einfach sehr gut erzählt.“

Produzent Basil Iwanyk sieht das ähnlich: „Die Story spielt sich auf mehreren Ebenen ab. Es geht um die Beziehung der Freunde, die zusammen in Charlestown aufgewachsen und deshalb im kriminellen Milieu zu Hause sind – aber wir sind auf ihrer Seite. Die Männer sind sehr von sich überzeugt und entwickeln eine mitreißende Dynamik, aber auch die Liebesgeschichte, der man eigentlich keine Chance einräumt, hat mich sofort fasziniert.“

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Drehbuchautor Peter Craig sagt, dass er bei der Bearbeitung von Hogans Vorlage größten Wert auf die ineinander verwobenen Beziehungen legt: „Jede einzelne Beziehung ist sehr komplex. Die Liebesgeschichte steht im Mittelpunkt, aber Doug pflegt auch seine Beziehungen zu Jem, zu seinem Vater, zu Jems Schwester und den übrigen in der Bande – all das ist untrennbarer Bestandteil der Story. Bei der Filmfassung ging es mir um den Erhalt dieses minutiös beschriebenen Beziehungsgeflechts.“

King schickte Affleck eine frühe Fassung des Skripts, nachdem er Afflecks Regiedebüt „Gone Baby Gone“ (Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel) gesehen hatte. „Mit ‚Gone Baby Gone‘ hat Ben einen hervorragenden Film gemacht – umso mehr freute ich mich, als er sich sofort für unseren Stoff interessierte“, sagt King. „Hinzu kommt, dass er aus Boston stammt und es wie seine Westentasche kennt.“

Dennoch merkten Affleck und sein Autorenkollege Aaron Stockard sehr schnell, dass trotz der geografischen Nähe zu Charlestown doch Welten zwischen den Stadtteilen liegen. „Ben und ich sind im Vorort Cambridge aufgewachsen, also nur einen Steinwurf weit von Charlestown entfernt. Doch jetzt erst merkten wir, wie wenig wir über dieses Viertel wussten“, sagt Stockard, der zusammen mit Affleck bereits „Gone Baby Gone“ geschrieben hat. „Wir kannten den Ruf des Viertels, nahmen aber immer an, dass er völlig übertrieben ist. Nun stellte sich jedoch heraus, dass die Gerüchte, die wir für Charlestown-Mythen hielten, den Tatsachen entsprechen – dadurch wurde uns die Story noch sehr viel sympathischer.“

„Wir haben sehr lange recherchiert“, erinnert sich Affleck. „Wir haben Gefängnisse besucht und mit ehemaligen Bankräubern gesprochen. Beim FBI trafen wir Leute, die der Filmfigur Agent Frawley entsprechen – er wird von Jon Hamm gespielt. Was wir so erfuhren, bauten wir in die Struktur der Geschichte mit ein, um sie so detailliert und authentisch wie nur möglich zu machen.“

„Es ist unglaublich, wie intensiv Ben sich vorbereitet – als Regisseur, Autor und auch als Darsteller. Er hat jeden Moment des Films vorher genau durchdacht“, sagt Iwanyk. „Außerdem ist er klug genug, um hervorragende Darsteller und Mitarbeiter ins Team zu holen – er sorgt für eine sehr kreative Atmosphäre am Set. Er lädt alle Beteiligten ein, eigene Ideen einzubringen.“

Authentisch wird „The Town“ schon dadurch, dass die Filmemacher fast ausschließlich an Originalschauplätzen in und um Boston drehten, natürlich in Charlestown, aber auch im North End, in Cambridge und im ehrwürdigen Fenway Park. Fenway ist das älteste noch immer in Betrieb befindliche Major-League-Baseball-Stadion – hier kommt es zu einer Action-Sequenz auf dem Höhepunkt des Films. Etliche Einheimische übernahmen kleine Rollen oder traten als Statisten auf – mit dabei waren sowohl Ex-Cops als auch Ex-Knackis.

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Produktion: „Townies“ und „Toonies“

Als wir Doug MacRay erstmals begegnen, befindet er sich mit seinem Team in einem Lieferwagen vor der Cambridge Merchant Bank – in wenigen Sekunden wollen sie ihren nächsten Coup starten. Dazu Affleck: „Doug hämmert mit den Fäusten gegen die Mauern seiner Existenz – ihm ist klar, dass er falsch handelt, aber er weiß keinen Ausweg und macht einfach weiter. Er hatte durchaus die Chance, einen anderen Weg einzuschlagen – er hätte Hockey-Profi werden können. Aber er neigt zur Selbstzerstörung: Er wurde drogensüchtig und geriet ins Schleudern. Statt sich abzusetzen, kam er zurück und steckt jetzt wider besseres Wissen tiefer im Schlamassel als je zuvor. So lernen wir ihn kennen. Er hat seine Sucht überwunden, er will weg aus dieser Umgebung, aber er schafft es nicht, seinem Milieu zu entkommen.“

„Das ist das Interessante an dieser Figur“, stellt Stockard fest. „Er hat einen Punkt erreicht, an dem ihm klar wird: Wenn er jetzt nicht verschwindet, wird er sich nie ändern. Es geht nicht nur darum, dass er Haftstrafen vermeiden will oder Angst vor dem Tod hat – das steht ihm unweigerlich bevor, wenn er in Charlestown bleibt und so weitermacht wie bisher. Nein, er will ein neuer Mensch werden.“

„Seine Lebenssituation ergibt sich natürlich aus seiner Herkunft“, berichtet Affleck. „Seine Mutter hat ihn verlassen; sein Vater war für ihn da. Doug hat das gemacht, was auch seine Freunde machten, mit denen er aufgewachsen ist. Das ist keine Entschuldigung, aber hoffentlich wird die Grauzone spürbar, die sich aus seinen Lebensumständen ergibt. Es ist eben nicht alles schwarz und weiß.“

„Ben hat sich völlig in Dougs psychologische und emotionale Situation eingelebt“, sagt King. „Als er Interesse an der Rolle bekundete, war uns klar, dass wir die Idealbesetzung gefunden hatten. Ich war begeistert – nicht nur davon, wie Ben den Spannungsbogen der Figur definiert, sondern auch von der Intensität seiner Darstellung.“

Dougs Lebensweg unterscheidet sich radikal von dem seines besten Freundes Jem – die beiden sind wie Waffenbrüder – allerdings auf der falschen Seite des Gesetzes. Im Gegensatz zu Doug hat Jem sich mit dem Leben abgefunden, in das er hineingeboren wurde – trotz seiner kriminellen Aktivitäten kennt er keine Gewissensbisse.

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Dazu Jeremy Renner: „Aufgrund ihrer Jugenderlebnisse sind Jem und Doug immer aufeinander angewiesen gewesen – daher sind sie eher Brüder als Freunde. Doch Doug will jetzt aus diesem Leben ausbrechen, das Jem als die einzige Möglichkeit sieht. Deshalb will Jem ihn zurückhalten, ihn wieder zur Vernunft bringen nach dem Motto: ‚Wir sind Bankräuber – das ist unser Job, mehr ist nicht drin.‘ Dadurch kommt es zum Konflikt zwischen ihnen.“

„Doug und Jem haben eine komplizierte Vorgeschichte“, kommentiert Affleck. „Seit ihrer Kindheit sind sie die besten Freunde, aber sie haben sich doch unterschiedlich entwickelt … wenn sie sich heute kennen lernen würden, wäre eine Freundschaft zwischen ihnen nicht möglich. Doch weil sie sich immer gemocht haben und füreinander eingestanden sind, besteht ein festes Band zwischen ihnen – was Doug unter großen Druck setzt. Jem ist sehr jähzornig, und Doug ist der einzige, der ihn unter Kontrolle halten kann.“

Renner bestätigt, dass Jem ein unberechenbarer „Joker“ ist, denn er neigt zur Gewalt, was Renner als Herausforderung erkannte, um Jem möglichst viele Facetten abzugewinnen. „Man kann ihn nicht in eine bestimmte Schublade stecken. Er hat seine Fehler – vielleicht mehr als andere, aber manchmal erleben wir ihn auch anders“, berichtet der Schauspieler. „Mir liegt daran, Jem als ganzen Menschen zu zeigen – nicht nur als um sich ballernden Gangster. Natürlich macht er uns Angst, aber ich möchte auch ausdrücken, dass er Herz und Humor hat.“

Laut Iwanyk ist Renner das geglückt: „Jeremy war eine Offenbarung: Sein Jem ist nicht nur ein gefährlicher Irrer – Jeremy verwandelt ihn in jemanden, der mich emotional tief beeindruckt. Ich finde es herzzerreißend, was ihm passiert – und das habe ich nicht gespürt, als ich das Drehbuch las.“

„Jeremy stellt diesen Zwiespalt wunderbar dar: Jem tut zwar Dinge, die unentschuldbar sind – aber trotzdem wirkt er sympathisch“, bestätigt Affleck. „Jem ist durch seine Herkunft geschädigt, aber wir begreifen, warum er so werden musste – Jeremy macht uns das deutlich. Er ist ein hervorragender Schauspieler und ein sehr lieber Mensch – und diese Menschlichkeit ist in seiner Darstellung immer zu spüren.“

Renner sagt, dass Affleck – als Regisseur und auch als Schauspielerkollege – ihm ermöglichte, die dauerhafte Freundschaft zwischen Jem und Doug ganz natürlich erscheinen zu lassen. „Mir kam es vor, als ob ich mit einem meiner besten Freunde arbeitete. Ben ermöglichte mir, all das einzubringen, was ich für richtig hielt – und wenn es funktionierte, war er begeistert. Er schaffte eine wunderbare Atmosphäre, sodass wir uns alle locker und wohl fühlten. Einfach toll.“

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Die zunächst kaum spürbaren Differenzen zwischen Doug und Jem treten offen zutage, als Jem während des Überfalls auf die Cambridge Merchant Bank den stellvertretenden Geschäftsführer der Bank brutal zusammenschlägt und dann in einem verzweifelten Moment plötzlich die Geschäftsführerin Claire Keesey als Geisel nimmt.

Obwohl die Bande sie sehr schnell wieder frei lässt, wird vor allem Jem nervös, denn sie entdecken, dass Claire in Charlestown nur wenige Straßen entfernt wohnt. Was ist, wenn sie etwas gesehen oder gehört hat, das die Bande als die Räuber identifiziert? Jem will nicht so lange warten, bis er Gewissheit hat – doch Doug weiß, was das bedeuten würde. Deshalb übernimmt er den Fall. Affleck berichtet: „Um die Wogen zu glätten, sagt Doug, dass er die Sache in die Hand nehmen wird. Er beginnt Claire zu folgen, was zu einer unerwarteten Begegnung führt. Dadurch wird jetzt eine Kette von Ereignissen in Bewegung gesetzt, die sein Leben verändern.“

Eine andere Veränderung ergibt sich schon aus dem harmlosen Anlass, der sie zusammenführt: Claire spricht Doug im Waschsalon an und fragt ihn, ob er ihr mit Wechselgeld aushelfen könne. Claire ahnt nicht, wer Doug ist und dass es bereits eine Verbindung zwischen beiden gibt. Ironischerweise wird diese Verbindung – der Banküberfall und ihre Geiselnahme – zum Auslöser ihrer Liebesbeziehung.

Rebecca Hall erklärt: „So etwas passiert, wenn Beziehungen unter extremen Umständen entstehen: Man fühlt sich viel stärker verbunden. Weil Claire Doug begegnet, als sie weint und mit den Nerven völlig am Ende ist, lässt das den Funken zwischen ihnen sofort überspringen – nicht unbedingt, weil die Chemie zwischen ihnen stimmt, sondern weil Claire in diesem Augenblick Hilfe braucht – da taucht er plötzlich auf, dieser Fremde: Er lächelt sie an und bringt sie zum Lachen. Unter anderen Umständen wäre sie vielleicht nicht mit ihm ausgegangen, aber sie ist schutzlos und verletzlich – deshalb empfindet sie ihn wie einen guten Samariter, als Helfer in der Not.“

Affleck erzählt, dass er Hall die Claire-Rolle nicht anvertraute, weil „sie schön und unglaublich begabt ist, sondern weil sie authentisch wirkt. Man glaubt ihr, dass sie in einer Bank arbeiten könnte. Sie wirkt so, als ob sie gerade in dieses Viertel gezogen sein könnte.“

Hall erzählt: „Ich finde das faszinierend: Diese ‚Yuppie‘-Frau (ein besserer Begriff fällt mir nicht ein – die Bostoner nennen so jemanden einen ‚Toonie‘) bleibt weiterhin im Viertel wohnen, obwohl sie diesen Albtraum erlebt hat. Ich dachte mir also, dass sie sehr stark und selbstbewusst sein muss, weil sie sich überhaupt nicht als Opfer abstempeln lässt. Das macht sie für mich als Schauspielerin zu einer interessanten Aufgabe.“

Als die Beziehung zwischen Doug und Claire intensiver wird, repräsentiert Claire laut Affleck „für Doug jenen Ausweg, der ihm aus seiner Misere helfen könnte … sie bietet einen Lebensentwurf, der sich von seiner bisherigen Existenz deutlich unterscheidet.“

Doch je mehr realistische Alternativen Doug geboten werden, desto weniger gefällt das seinem Team – und auch Jems Schwester Krista hat etwas dagegen, wenn auch nicht aus denselben Gründen. Blake Lively übernimmt die Rolle der Krista – sie sagt dazu: „Krista will ganz einfach von Doug geliebt werden – er soll sie aus diesem Leben herausholen. Sie ist unter diesen schweren Jungen aufgewachsen, die alles falsch machen – aber sie hat nun mal keine anderen Vorbilder. Inzwischen schlägt sie sich als allein erziehende Mutter mehr schlecht als recht durch.“

Lively freute sich über die Rolle, weil Krista sich in diesem Milieu durchaus zu behaupten weiß, andererseits aber auch sehr zerbrechlich wirken kann: „Unter dem düsteren Äußeren gibt es andere Schichten: Verletzlichkeit, Härte, Verzweiflung. Man könnte leicht meinen, dass Krista nicht mehr zu retten ist, aber ich wollte sie unbedingt spielen, weil ich merkte, dass man sie auch anders spielen kann – ich wollte sie sympathisch zeigen, um ihr Verhalten nachvollziehbar zu machen.“

Iwanyk sagt dazu: „Blake findet in Krista die perfekte Mischung aus Pathos, Erotik, Traurigkeit und Aggression.“

Affleck erinnert sich augenzwinkernd: „Als ich mich mit Blake traf, sagte ich: ‚Diesen Spruch hörst du in Hollywood nicht oft: Wir suchen eigentlich eine Frau, die älter und weniger attraktiv ist.‘ Aber Blake ist unglaublich überzeugend. Sie hat sich mit den Leuten in Charlestown zusammengesetzt und sich wirklich in die Rolle hineingekniet, um zu begreifen, wie weit Krista gehen würde, um ihre Haut zu retten.“

„In gewisser Weise steht sich Krista selbst im Weg“, bestätigt Lively. „Und es gelingt ihr auch fast, Doug mit hinunter zu ziehen, ohne dass sie sich das klar macht. Als Claire auftaucht, bekommt Krista das gar nicht mit. Aber sie merkt, wie Doug sich von ihr abwendet – und das will sie unter allen Umständen verhindern.“

Auch FBI Special Agent Frawley weiß nichts von der Beziehung zwischen Doug und Claire. Er leitet das Sonderkommando, das die Banküberfälle in Boston untersucht. „Er kann mit der These nichts anfangen, dass dies quasi zur Kultur von Charlestown gehört“, sagt Affleck. „Er hält sie einfach für Kriminelle und will sie unbedingt schnappen.“

Frawley wird von Jon Hamm gespielt, der sagt: „Er ist ein Außenseiter. Er stammt zwar nicht aus Boston, hat aber eine Menge Erfahrung mit dieser Art Verbrechen. Außerdem ist er schon länger vor Ort und kennt seine Pappenheimer.“

Die aktuelle Serie von Banküberfällen frustriert Frawley, weil er die Täter kennt, ihnen aber nichts nachweisen kann. Dazu Hamm: „Daraus ergibt sich eine interessante Dynamik in der Beziehung zwischen Frawley und Doug. Ein fundamentales Element in einem guten Bankraub-Film ist der Schlagabtausch zwischen den Guten und den Bösen. Wer gewinnt die Oberhand? Doch in diesem Fall ist die Grenze zwischen den Guten und den Bösen nicht so deutlich zu erkennen, denn die Zuschauer entwickeln Sympathien für beide Seiten.“

„Ich bewundere Jons Darstellungen sehr und schätze mich sehr glücklich, weil er in diesem Film dabei ist“, sagt Affleck. „Als ich mich mit echten FBI-Agenten traf, merkte ich, wie souverän und intelligent sie wirken – genau das gelingt Jon auch. Er hat einen messerscharfen Verstand und eine Aura, die jedem Respekt abnötigt. Ich könnte mir kaum jemanden vorstellen, der für diese Rolle besser geeignet wäre.“

Im Gegensatz zu Frawley ist Bostons Police Detective Dino Ciampa ein „Townie“ – er wurde dort geboren und ist dort aufgewachsen. Titus Welliver, der schon in Afflecks „Gone Baby Gone“ dabei war, übernimmt diese Rolle. „Dino ist in Charlestown aufgewachsen, hat sich aber für einen anderen Berufszweig entschieden als Doug und Jem“, sagt Welliver. „In dieser Gruppe gilt er seither als Außenseiter: In einer Szene wird er als ‚Ratte‘, als Verräter bezeichnet. Die Jungs haben den Streit provoziert, und Dino nimmt das sehr persönlich – er will sie unbedingt schnappen.“

Weil er im Viertel aufgewachsen ist, weiß Dino, wie man beim Verhör vorgehen muss: Er spielt auf Dougs Vater an, der im Hochsicherheitsgefängnis in Walpole einsitzt. Oscar-Preisträger Chris Cooper tritt in einer einzigen Szene als Stephen MacRay auf – die Sequenz wurde am Originalschauplatz in Walpole gedreht – bisher waren dort keine Dreharbeiten möglich. Affleck erinnert sich: „Ich habe direkt vor ‚The Town‘ einen Film mit Chris gemacht, und ich weiß, dass er in Massachusetts wohnt. Also rief ich ihn an und bat ihn, Dougs Vater zu spielen. Das Telefonat dauerte dann vier Stunden, und er hat sich wirklich intensiv in die Vorgeschichte und die Beziehung zwischen Vater und Sohn eingearbeitet.“

Der Zufall wollte es, dass an Coopers einzigem Drehtag Afflecks eigener Vater einen seiner seltenen Besuche am Set machte. Dazu Affleck: „Ich merkte, dass Chris meinen Vater beobachtete: Er trägt eine Brille, also besorgte sich Chris eine ähnliche Brille und machte einige Sachen, die mich wirklich einschüchterten – was wunderbar zur Szene passt. Er hat sich tatsächlich in diese Figur verwandelt. All die echten Schließer, die an jenem Tag Dienst hatten, sagten, dass er wirklich so aussah, als ob er schon zehn Jahre in Walpole gesessen hätte. Wir alle waren schwer beeindruckt von seiner Darstellung.“

Auch ein anderer erfahrener Schauspieler beeindruckte die Kollegen und Mitarbeiter nachhaltig: Pete Postlethwaite spielt den Blumenhändler Fergie Colm, dessen Laden als Tarnung dient, um Geld zu waschen, mit Drogen zu handeln und andere kriminelle Geschäfte abzuwickeln. Fergie verfügt zwar über keine ungewöhnlichen Körperkräfte, aber laut Graham King „muss er trotzdem unbedingt bedrohlich wirken. Pete wirkt in dieser Rolle äußerst respekteinflößend. Selbst wenn er lächelt, vermittelt er uns, dass es sehr gefährlich wäre, wenn jemand ihn übers Ohr hauen wollte. Genau das erfordert diese Rolle.“

„Chris Cooper und Pete Postlethwaite wirken in ihren Rollen ungeheuer überzeugend“, fügt Affleck hinzu. „Man wird ganz demütig, wenn man mit Kollegen dieses Kalibers spielen darf – vom Inszenieren ganz zu schweigen.“

Umgekehrt lobt auch Postlethwaite seinen Regisseur: „Wie Ben in der Lage ist, mit seiner Regie auf die Technik des Schauspielers einzugehen, davon träumt man als Darsteller. Er merkte, wenn ich fand, dass ich die Sache falsch anpackte und noch einen weiteren Versuch wollte. Und besser noch: Er merkte auch, wenn alles stimmte und keine Wiederholung nötig war. Ich würde auch in seinem nächsten Film jederzeit wieder mitmachen.“

Ergänzt wurde die Besetzung durch Einheimische – manche von ihnen hatten vor „The Town“ noch nie vor einer Kamera gestanden. Affleck berichtet: „Ich möchte den Zuschauern die Atmosphäre dieser Stadt nahebringen – weil viele Mitwirkende aus dem Milieu stammen, gelingt mir das eher. Albert „Gloansy“ Magloan im Film sagt es ganz treffend: ‚Es wirkt authentifikanter.‘“

Der Bostoner Slaine, der in „Gone Baby Gone“ sein Schauspieldebüt gab, übernahm die Rolle des Gloansy, der zu Dougs und Jems Bankraubteam gehört. Slaine sagt: „Ben kennt sich in diesem Viertel gut aus. Er hat den Finger am Puls der Stadt – und das spürt man im Film.“ Slaine profiliert sich auch als Sänger und präsentiert im Film den Song „Run It“.

Owen Burke wurde beim offenen Vorsprechen in Charlestown entdeckt und ergatterte die Rolle des Desmond Elden, genannt Dez – er ist das vierte Mitglied der Bande. Interessanterweise konnte Burke sein Insider-Wissen zum Film beisteuern: „Ich kenne tatsächlich einige Bankräuber aus Charlestown“, verrät er. „Sie haben mit mir ganz offen über ihre Coups gesprochen – ich kann also bestätigen, dass vieles an diesem Film sehr realistisch ist.“

Dennis McLaughlin ist ein weiterer Einheimischer, der im Film sein Schauspieldebüt gibt: Er spielt Rusty, Fergies Mann fürs Grobe. Zufällig war er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, wie Affleck berichtet: „Wir entdeckten ihn auf Motivsuche. Ich schaute mir ein Apartment an und stieß dort auf einen riesigen Typen, der mit nacktem Oberkörper auf der Couch saß und fernsah. Er hat ein Tattoo mit den Umrissen von Massachusetts auf dem Arm – in den Farben der irischen Fahne und mit der Postleitzahl von Charlestown. Und ich dachte: ,Was für ein Typ!‘ Wir luden ihn zum Casting ein, und er stellte sich als Idealbesetzung heraus. Dennis hat gesessen, wurde entlassen und hat sich ernsthaft bemüht, einen neuen Weg einzuschlagen. Als Rusty macht er natürlich großen Eindruck – dabei ist Dennis eine Seele von Mensch.“

Fairplay war Prinzip bei der Arbeit an „The Town“ – und dazu gehörte auch der Seitenwechsel: Etliche „Townies“, die früher mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, wurden jetzt als Cops besetzt und traten an der Seite von mehreren echten Cops auf, die als Statisten mitwirkten. „Boston ist wirklich ein reicher Nährboden für begabte Schauspieler“, sagt Affleck.

Executive Producer David Crockett bestätigt: „Viele der Leute, die im Film auftauchen, stammen aus Boston, und die meisten von ihnen aus Charlestown. Beim Dreh traten sie manchmal an Ben heran und schlugen vor: ‚Weißt du, ich würde das eher so sagen‘ oder ‚Das würde ich wahrscheinlich doch etwas anders machen.‘ In dem Fall antwortete Ben sofort: ‚Dann machst du es auch so. Das will ich sehen.‘ Letztlich geht es Ben immer darum, den Film so authentisch wie möglich zu machen. Realismus ist wichtiger als alles andere – denn er weiß, dass die Zuschauer das spüren.“

Produktion: Akzente und Akkuratesse

Die vor Ort engagierten Mitwirkenden hatten ihren angereisten Kollegen eines voraus: Sie brauchten nicht den Bostoner Akzent einzustudieren, oder genauer: den Akzent von Charlestown. Im Gegensatz zu den bekannten Klischees geht es nicht nur darum, das üblicherweise rollende amerikanische „R“ zu vermeiden. „Es geht dabei um sehr feine Nuancen, die man sich nur schwer aneignen kann“, sagt Affleck. Dennoch empfahl er seinen Darstellern, sozusagen mehr zuzuhören als einzustudieren.

„Der Akzent hat mich reichlich ins Schwitzen gebracht“, gesteht Renner. „Aber als ich anmeldete, dass ich einen Dialekt-Coach bräuchte, wollte Ben davon nichts wissen. Er sagte: ‚Hör‘ dir einfach an, wie die Jungs hier reden – dann bekommst du das schon hin.‘ Er wollte nicht mit großen Geschützen auffahren. Wir haben versucht, die Nuancen so akkurat wie irgend möglich herauszuarbeiten, ohne zu übertreiben.“

Obwohl sich Renner daraufhin an den Rat seines Regisseurs hielt, gesteht Affleck: „Ich war dann doch überrascht, wie schnell Jerry den Akzent übernahm und wie natürlich das klang. Ich weiß nicht, wie er das hinbekommen hat – einfach unglaublich.“

Blake Lively hielt sich ebenfalls eine Zeit lang in Charlestown auf, um sich in den Akzent einzuhören und das Verhalten der weiblichen Townies zu studieren. „Ich habe einige Zeit mit ihnen verbracht“, erzählt sie. „Aber statt Fragen zu stellen und ihren Akzent nachzuahmen, blieb ich lieber still und hörte nur zu. Mir wurde nämlich klar, dass ich beim Reden nicht zuhören konnte. Ich beobachtete, wie sie miteinander umgingen, und wie sich ihre Sprache je nach Gesprächspartner ändert. Es war interessant zu sehen, wie einige ihre Weiblichkeit mit sehr ruppigem Auftreten ausglichen nach dem Motto: ‚Leg‘ dich bloß nicht mit mir an.‘“

Rebecca Hall stammt nicht aus Neuengland, sondern aus England – sie brauchte sich nicht mit dem Charlestown-Akzent herumschlagen, weil Claire Keesey aus dem Küstenort Marblehead in Massachusetts stammt. Dazu die Schauspielerin: „Ich habe mir Tonbänder angehört, um zu lernen, wie die Leute in Marblehead reden, und ich merkte, dass viele mit dem allgemeinen Ostküstenakzent sprechen. Ich musste mich also auf den amerikanischen Akzent einstellen, versuchte aber besonders die kleinen Nuancen herauszuarbeiten, die sich davon unterscheiden – so etwas mache ich liebend gerne.“

Die Darsteller der Kriminellen und Cops mussten auch körperlich für ihre Rollen trainieren, weil es im Film zu ausgiebigen Schießereien kommt. Die Männer übten mit Requisiteur und Waffenmeister Douglas Fox und mit Stunt Coordinator Gary Hymes, um die Schusswaffen ­– von automatischen Waffen über Handfeuerwaffen bis zu Schrotflinten – korrekt und sicher zu handhaben.

Jon Hamm war privilegiert, weil er direkt mit dem FBI-Berater Thomas B. Devlin arbeiten durfte, der in Charlestown aufgewachsen ist und 24 Jahre für das FBI gearbeitet hat – acht davon als Leiter des SWAT-Programms in Boston. „Er blieb uns bei unseren Fragen keine Antwort schuldig“, sagt Hamm. „Seine Präsenz hilft wirklich sehr. Lustigerweise waren einige Statisten und Kleindarsteller am Set, die Mr. Devlin früher mal eingebuchtet hat. Es machte richtig Spaß herauszubekommen, zu welchen Kollegen Tom früher mal eine, äh, Beziehung hatte“, grinst er.

Devlins Jahre im SWAT-Team ermöglichten ihm, nicht nur Fragen zum FBI, sondern auch zum SWAT-Team zu beantworten. „Toms Hilfe ist unschätzbar“, sagt Affleck. „Er stellt sehr übersichtlich dar, wie das FBI funktioniert, und weil er aus Charlestown stammt, kennt er die Situation und die Leute. Und er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass die Stadt wunderbare Menschen hervorbringt, die aufrichtig und integer sind – darüber wird viel zu selten gesprochen.“

Etliche echte Polizisten wirkten in den Action-Sequenzen mit, um das Geschehen noch realistischer zu gestalten. Dazu Crockett: „Die Boston Police, das örtliche FBI-Büro und weitere Polizeibehörden des Bezirks haben uns wirklich die Türen geöffnet. Auf allen Ebenen hat man uns intensiv unterstützt.“

Affleck gibt zu: „Schwieriger war es, sich in die Denkweise der Unterwelt von Charlestown zu versetzen. Doch wir haben Leute gefunden, die sich zum Gespräch mit uns bereit erklärten. Allerdings endete das in jedem Fall: ‚Sagt aber niemandem, dass ihr mit mir geredet habt‘“, lacht er.

Dazu Basil Iwanyk: „Wir hatten inoffizielle Berater – glaubt mir: sehr bedeutende Berater –, die erheblich zum Realismus unseres Films beigetragen haben. Einige davon waren echt schwere Jungen, zumindest auf dem Papier. Doch viele davon erwiesen sich als äußerst zuvorkommend.“

Produktion: Die Dreharbeiten

Für die Filmemacher stand von vornherein fest: „The Town – Stadt ohne Gnade“ konnte nur an Originalschauplätzen gedreht werden. Graham King bestätigt: „Ohne Boston hätte es nicht funktioniert: die Häuser, die Straßen, die Leute … zumal Ben von dort stammt und sehr an seiner Heimatstadt hängt – dadurch war es umso wichtiger, in Boston zu filmen. Alternativen gab es nicht.“

Der Film entstand fast völlig in und um Boston, darunter an Locations in Charlestown, Cambridge und im North End sowie im Fenway Park, dem Stadion der Red Sox.

Die Dreharbeiten begannen in dem Viertel, das die Motive für das Buch lieferte und das im Titel angesprochen wird. Iwanyk nennt es einen „Ort des Wandels. Charlestown hat sich in den letzten Jahren reichlich herausgeputzt. Von einer Straßenecke schaute ich in die eine Richtung und konnte wunderschöne Häuser und prächtige Bäume sehen – wie im Bilderbuch. Der Blick in die andere Richtung zeigte die Mietskasernen mit den Sozialwohnungen – nur ein paar Blocks entfernt.“

Produktionsdesignerin Sharon Seymour berichtet, dass sie und Affleck dieses Nebeneinander von Arbeiterwohnungen und den frisch renovierten Häusern zeigen wollten, denn dort ziehen seit Kurzem wohlhabendere Bürger ins Viertel. „Ben und ich waren uns einig: Wir müssen Charlestown definieren, um den Zuschauern zu vermitteln, wie zersplittert die Gemeinde ist. Es gibt den großen Platz und die schöne Architektur der Häuser an der Main Street. Aber auf der anderen Seite von Charlestown stehen die dreistöckigen Mietskasernen aus Holz, in denen schon etliche Generationen gewohnt haben. Im Film wird das deutlich durch die Beziehung zwischen Doug und Claire: Er stammt aus dem Charlestown der Arbeiter, die Geschäftsführerin Claire ist gerade in ein wunderschönes Apartment am Platz gezogen.“

Kostümdesignerin Susan Matheson drückte das auch im Unterschied der Kostüme von Rebecca Hall und Blake Lively aus: „Claire und Krista sollen die Extreme des Spektrums zeigen. Krista zieht sich knallbunt an und trägt sehr viel Schmuck: mehrschichtige Halsketten, mehrere Ringe und große Ohrringe. Aber wir versuchten etwas zu finden, was ihr persönlich etwas bedeutet – zum Beispiel trägt sie ein keltisches Kreuz, was Rückschlüsse auf ihre Herkunft zulässt.“

Dagegen haben „Claires Kleider einen einfachen Schnitt und wenig Ornamente“, berichtet Matheson. „Sie ist Geschäftsführerin der Bank, trägt also den Dress der Profis. Auch privat bevorzugt sie klare Linien – vor allem im Vergleich zu Krista.“

Die wohl auffälligsten Kostüme in „The Town“ sind die Masken, die Doug, Jem, Gloansy und Dez bei zwei der drei Überfälle tragen, die im Film Action-Akzente setzen.

Die Totenkopfmasken in der Eingangssequenz sind einem tatsächlichen Verbrechen nachempfunden, von dem es Bilder der Überwachungskamera gibt. Affleck erinnert sich: „Wir machten einen Rundgang durch das Hauptquartier des FBI, und dort hängt die Vergrößerung eines Bildes der Überwachungskamera: Zu sehen ist ein Mann in einem Trainingsanzug und einer Totenkopfmaske. Er trägt ein Sturmgewehr, aber unheimlich und gruselig wirkt vor allem die Maske.“

„Das Bild vergisst man nicht“, fügt Matheson hinzu, die das Foto von ihren Recherchen kennt. „Ben und ich waren beide von der grausigen Maske beeindruckt und meinten: Sie passt hervorragend zur Eingangssequenz.“

Die Bande zieht die Masken über, um die Cambridge Merchant Bank zu überfallen – dort begegnen sich Doug und Claire zum ersten Mal. Claire ist von der Maske entsetzt – Rebecca Hall verrät aber, dass sie genau das Gegenteil empfand: „Das ist der Unterschied zwischen Ben, dem Schauspieler, und Ben, dem Regisseur. In der Szene lässt sich Claire von Doug völlig einschüchtern, aber als Ben mir dann durch die Maske Regieanweisungen geben wollte, musste ich fast losprusten“, lacht Hall.

Der Überfall wurde am Originalschauplatz in der Cambridge Savings Bank gefilmt, die Seymour und ihr Team in die Cambridge Merchant Bank verwandelten … möglicherweise etwas zu realistisch. Sie erklärt: „Alles in der Bank und draußen musste mit dem neuen Namen versehen werden. Ich hätte nicht gedacht, dass den Leuten das auffällt, aber in der Bank erzählte man mir, dass ein Kunde wütend hereinstürmte und sagte: ‚Ich habe meine Konten seit 40 Jahren bei dieser Bank. Ich glaube es einfach nicht, dass sie von einem Tag auf den anderen den Namen wechselt.‘ Das war ein schönes Kompliment.“

Der nächste Coup der Bande ist der Überfall auf einen Geldtransport auf den Straßen des Bostoner North End – am helllichten Tag. Und die Tarnung ist ähnlich unverfroren. Dazu Matheson: „Nach den Totenköpfen wollte ich etwas Ungewöhnliches. Ich überlegte, dass die vier Jungs irisch-katholisch erzogen worden sind – das war ein interessanter Ansatz. Mein erster Gedanke war, dass sie eine komplette Nonnentracht tragen sollten, doch dann dachte Ben sich aus, dass sie vom Hals abwärts eine Nahkampfuniform tragen könnten. Eine sehr interessante Kombination: Nonnenwimpel und kugelsichere Westen.“

Bei dem Überfall auf den Geldtransport ist das FBI und die Polizei der Bande auf den Fersen, was zu einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd führt, bei der sich Dutzende von Fahrzeugen in alle Himmelsrichtungen bewegen. In jeder Großstadt wäre dieser Dreh ein Problem, aber die engen, gewundenen Straßen dieses historischen Viertels verschärften die Probleme um ein Vielfaches. „Im North End ist es unglaublich eng“, erklärt David Crockett. „Die Straßen wurden im 17. Jahrhundert angelegt, als es keine Autos gab. Aber dadurch wird die Action-Sequenz umso rasanter – einfach spitzenmäßig.“

Affleck plante die Sequenz mit Gary Hymes und dem Regisseur des 2. Drehteams, Alexander Witt: Sie verwendeten Spielzeugautos auf einer großen Stadtkarte, um das Ganze anschließend mit richtigen Wagen durchzuspielen, „sobald alle genau verstanden hatten, wie sich jeder Wagen bewegen sollte“, sagt Witt. „Wir überlegten auch, wie wir die Sache spannender machen könnten, aber wenn derart viele Autos beteiligt sind, darf man die Sicherheit nie außer Acht lassen.“

Bei der Choreografie der Verfolgungsjagd ließ sich Hymes vom Drehbuch inspirieren: „Da heißt es: ‚Gloansy fährt, ohne je zu bremsen.‘ Er brettert einfach durch den Verkehr. Da kapierte ich, dass der Verkehr fließen muss, aber wir wollten aufs Ganze gehen. Die Bande merkt, dass die Polizei überall auftaucht und hinter jeder Ecke lauern kann – was haben sie da noch zu verlieren?“

„Gary und sein Team haben die Nord-End-Sequenz entscheidend mitgestaltet“, kommentiert Affleck. „Man kann sich natürlich alles Mögliche ausdenken, aber wenn man keine Spitzenfahrer hat, die das auch umsetzen, funktioniert das niemals.“

Um die Zuschauer unmittelbar in die Action einzubeziehen, verwendeten Affleck und Kameramann Robert Elswit vorwiegend Kameras, die tief am Wagen befestigt waren und mit großer Brennweite filmten. „Wir wollen ein fast klaustrophobisches Gefühl vermitteln – als ob man mit den Jungs im Wagen sitzt, während sie durch die engen Straßen jagen und alles an uns vorbeisaust“, sagt der Regisseur. „Das Coole dabei: Sie tragen Masken – wir dürfen die Stunt-Fahrer also auch von ganz nah filmen. Wir konnten das bis zum Anschlag auskosten, um die Erfahrung unmittelbarer zu machen.“

Den Höhepunkt der Jagd bildet das Schließen der Charlestown Bridge, was bedeutete, dass das Filmteam eine der Hauptverkehrsadern von Charlestown etliche Stunden sperren musste. „Das war ein großes Ding“, sagt Crockett begeistert. „Denn außer unserem Projekt lief an dem Tag noch einiges andere in Boston ab. Aber die Stadt ist uns sehr entgegengekommen – sie haben uns wirklich geholfen, damit wir alles drehen konnten, was wir brauchten.“

Dankbar sind die Filmemacher vor allem, weil die Stadt es möglich machte, den ehrgeizigsten und gefährlichsten Coup der Bande zu inszenieren – Fergie nennt das „den Überfall auf die Kathedrale von Boston“ – Fenway Park. Die Produzenten wissen, wem sie verdanken, dass sie in diesem berühmten Stadion filmen durften: „Mr. Ben Affleck“ bestätigt King, ohne zu zögern. „Sein Name gilt in Boston sehr viel. Es ist bekannt, dass er ein treuer Fan der Red Sox ist – also hat er uns für den Dreh das Tor nach Fenway geöffnet.“

Die Dreharbeiten fanden während der Baseball-Spielzeit statt – deshalb mussten sich die Fenway-Szenen einem exakten Zeitplan unterordnen – immer wenn das Baseball-Team auswärts spielte.

Unmöglich hätte man die gewaltige Schießerei in den Tribünentunneln und umliegenden Straßen filmen können, während sich die Sportler auf dem Spielfeld und die Fans auf den Tribünen befanden. Der Zeitdruck wurde noch dadurch erhöht, dass die komplexe Sequenz viele Mitwirkende erforderte – Darsteller, Stuntleute und Statisten, aber auch aktive und ehemalige Mitglieder des Bostoner SWAT-Teams, die praktisch als sie selbst auftraten.

Doch trotz des Drucks war das Erlebnis des Drehs laut Basil Iwanyk „einfach surreal. Das war einer der wenigen Momente im Leben, wo man mal kurz innehalten muss, um sich klar zu machen, was hier gerade passiert.“

Jeremy Renner stimmt ihm zu: „Es war richtig cool, auf dem Spielfeld herumrennen zu dürfen – das ist doch echt geschichtsträchtiger Boden. Ich habe sofort verstanden, was Fenway den Menschen in Boston bedeutet. Man spürt die immense Energie, selbst wenn das Stadion leer ist. Auf jeden Fall bin ich ab jetzt Red-Sox-Fan“, grinst er.

„Für jeden wahren Baseball-Fan ist das ein monumentales Heiligtum“, sagt Graham King. „Man fasst es kaum, wenn man links auf dem Spielfeld neben dem berühmten ‚grünen Monster‘ steht.“ Damit spielt er auf die über elf Meter hohe Mauer an, die schon mancher Schlagmann verflucht hat. „Solche Momente des Filmemachens haben etwas wirklich Magisches.“

Ben Affleck hat in diesem Stadion unzählige Spiele erlebt – er sagt: „Ich bin einer großer Fan der Red Sox. Deshalb war ich begeistert und fühlte mich sehr geehrt, als wir im Park filmen durften, vor allem auch nach Feierabend. Mir war klar: Diese Chance darfst du nicht in den Sand setzen. Die Dreharbeiten von ‚The Town‘ haben mir unendlich viel gegeben. Vor allem habe ich es genossen, mit so hochbegabten Kollegen arbeiten zu dürfen. Der Film ist eine echte Teamarbeit, viele Menschen haben ihren Anteil daran, denn sie haben sich sehr für das Projekt engagiert und ihr Bestes gegeben.“

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