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Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren

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Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren: Die Krimis mit Axel Milberg bleiben auch ohne Sibel Kekilli das Beste am Norden.

Poster

Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Sven Bohse
Produzent
  • Johannes Pollmann,
  • Kerstin Ramcke
Darsteller
  • Axel Milberg,
  • Christiane Paul,
  • Beat Marti,
  • Anja Antonowicz,
  • Marc Zwinz,
  • Jörn Hentschel,
  • Leonard Carow,
  • Thomas Kügel,
  • Anna Schimrigk,
  • Yorck Dippe,
  • Heike Hanold-Lynch
Drehbuch
  • Sven Bohse,
  • Peter Bender,
  • Ben Braeunlich
Musik
  • Jessica de Rooij
Kamera
  • Michael Schreitel

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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Kritikerrezensionen

  • Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren: Die Krimis mit Axel Milberg bleiben auch ohne Sibel Kekilli das Beste am Norden.

    Die Krimis mit Axel Milberg bleiben auch ohne Sibel Kekilli das Beste am Norden.

    Anderswo ist der „Tatort“ mal mehr, mal weniger gelungen. Kommen die Krimis aus Kiel, sind sie immer gut, oft herausragend und nicht selten preiswürdig. Das gilt auch für Axel Milbergs erstes Solo nach sieben gemeinsamen Jahren mit Sibel Kekilli, selbst wenn die Handlung auf den ersten Blick dem üblichen „Großstadtkommissar ermittelt in der Provinz“-Muster entspricht. In solchen Geschichten ist das Erzählmuster meist ähnlich: Die Einheimischen bilden eine verschworene Gemeinschaft, der Polizist trifft auf eine Mauer des Schweigens. In diesem Fall sorgt schon allein die Bildgestaltung dafür, dass sich Borowski fremd fühlt. Der Film ist letztes Jahr im März und April entstanden, aber von Frühling kann keine Rede sein. Die Nebelbilder (Kamera: Michael Schreitel) sorgen für eine melancholische Trostlosigkeit, die fast mit Händen zu greifen ist und gut zur Handlung passt: Auf der Insel Suunholt ist ein Mann in der Badewanne seiner Freundin ertrunken. Er entpuppt sich als früherer Kieler Bauamtmitarbeiter, der nach einem Korruptionsfall spurlos verschwunden ist und auf dem Eiland ein neues Leben begonnen hat.

    Angesichts der allgemeinen Tristesse ist es kein Wunder, dass sich der Kommissar hinreißen lässt: Famke (Christiane Paul), die Freundin des Toten, ist der einzige Mensch, der ihm nicht mit Ablehnung begegnet. Als sie überfallen wird und bei ihm Zuflucht sucht, verbringen sie die Nacht in seinem Hotelbett. Neben all‘ den anderen Qualitäten des Films, zu denen wie stets die Leistung Axel Milbergs gehört, ist diese Drehbuchidee (Peter Bender, Ben Braeunlich und Regisseur Sven Bohse) womöglich der Grund dafür, warum der Film noch ein bisschen mehr als „nur“ ein überdurchschnittlich guter „Tatort“ ist, weil sie für große emotionale Spannung sorgt. Sven Bohse hatte sein Talent schon mit einigen sehenswerten Filmen bewiesen, allen voran die Degeto-Produktionen „Weihnachten für Einsteiger“ und „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“ (2014/2015), ehe er mit „Ku’damm 56“ (2016) sein Meisterstück abgeliefert hat. Mit „Ostfriesenkiller“ (2017), ebenfalls mit Christiane Paul und Auftakt zu einer weiteren norddeutschen Krimireihe des ZDF, hat er sich erstmals dem Krimigenre zugewandt, das er nun ebenfalls adelt. Schon allein die Atmosphäre, an der auch die stets Unheil verheißende Musik (Jessica de Rooij) großen Anteil hat, macht „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ zu einem besonderen Film. Während andere Kameraleute Drohnen meist nur nutzen, um möglichst viel Landschaft einzufangen, sorgen Schreitels vertikale Bilder für eine Vereinsamung der Figuren. Die Aufnahmen von Borowskis knallrotem Auto in der grauen Gegend (gedreht wurde unter anderem auf Amrum und Fehmarn) betonen wiederum seinen Status als Eindringling. Einige Einstellungen, darunter eine Meeraufnahme mit Fähranleger als Bildteiler, sind regelrecht komponiert. Faszinierend ist auch eine Traumsequenz Borowskis, in der er in seinen Handflächen die Stigmata eines Gekreuzigten entdeckt und überm Meer einen Tornado auf sich zukommen sieht. Die Wunden bleiben ein Mysterium, die Wasserhose wird Wirklichkeit.

    Ganz entscheidend ist auch Bohses Arbeit mit den Schauspielern. Selbst nach dreißig „Borowski“-Filmen gelingt es Axel Milberg, der Figur neue Seiten abzugewinnen, ohne ihr dabei untreu zu werden. Genauso wichtig sind die Rollen der Insulaner, zumal viele der Einheimischen knapp am Klischee vorbei kalkuliert sind; so etwas kann leicht kontraproduktiv werden. Interessant ist auch der historische Hintergrund. Friesenkrimis beziehen sich ja gern auf uralte Bräuche. Dafür sorgt diesmal die Rungholt-Legende: Der Sage zufolge sind die Einwohner der reichen Insel vor Jahrhunderten von Gott mit einer Sturmflut für ihr lästerliches Verhalten bestraft worden. Theodor Storm erzählt die Geschichte in seiner Novelle „Eine Halligfahrt“, die Borowski abends im Hotelbett liest und aus der Christiane Paul aus dem Off mehrfach vorliest. Storm schreibt darin von den „Gespenstern des Glücks“; auch das trifft die Stimmung des Films ausgezeichnet. Die Handlung würde auch ohne den Bezug funktionieren, aber er bereichert sie um eine weitere Ebene und sorgt so dafür, dass dem Kommissar das Eiland und die Ereignisse noch ominöser erscheinen. Vermutlich wäre es nicht fair, die anderen Friesenkrimis an einem Film wie „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ zu messen; aber die Krimis aus Kiel sind, um es mit dem Titel einer NDR-Regionalreihe zu sagen, mit Abstand „Das Beste am Norden“. tpg.
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