Es ist ja immer eine ähnliche Geschichte, ob nun elf verelendete Ossis in eine Gießerei einbrechen wollen, um alte D-Mark-Münzen vor der Einschmelzung zu stehlen; ob ältliche Landfrauen nackt für einen Kalender posieren; ob ein paar arme Arbeitslose zu strippen beginnen. In der Tat: Machan-Regisseur Umberto Pasolini war Produzent bei Ganz oder gar nicht, und der Unterschied zu Machan ist vor allem, das sagt er selbst, dass dieser Film nun auf einer wahren Geschichte beruht. Eine Zeitungsnotiz hat ihm die Idee eingegeben: Die Handball-Nationalmannschaft von Sri Lanka ist in Deutschland spurlos verschwunden; die Suche verlief ergebnislos. Sie wird nämlich dadurch erschwert, dass Sri Lanka gar keine Handball-Nationalmannschaft hat
Nun also Sri Lankische Taugenichtse, die in der Heimat nichts zustandebringen und die von Glück und Reichtum träumen; zu erreichen vornehmlich im Ausland, speziell in Europa; genauer: in Deutschland. Und deren Visumantrag abgelehnt wird: kein Geld, keine Krankenversicherung, keine Aussicht auf eine Arbeit in Deutschland. So müssen sich Stanley und Co. weiter abstrampeln in den Jobs, die sie halt so haben: Plakataufkleber und Barmann, Reinigungskraft im Touristenhotel, Hilfskraft im Großraumbüro, der den Tippsen Tee bringt, Toilettenmann, der dann durch einen Handfön ersetzt wird; Callboy, der deutsche Touristinnen beglückt.
Jobs sind das, die großteils auf westlichem Tourismus beruhen; da kann man schon mal auf die Idee kommen, die Reisebewegung umzudrehen und selbst nach Europa zu fahren, vielleicht dort eine Menge Geld zu machen. Denn klar: dort ist es auf jeden Fall besser. Und den Schulden kann man auch entfliehen, die hier jeder bei jedem hat: Stanley bei seinem Schwager, dem er Geld abgeluchst hat für einen Schleuser, der ihn dann betrogen hat; das Geld ist weg, Stanley wohnt nach wie vor bei den Tanten mit den kryptischen Sprüchen und Hunde- und Pferdewetten. Und, weil der Schwager kein Geld hat, um die eigenen Schulden zu bezahlen, will seine Schwester schon unterschreiben für eine Dreijahresarbeit im Nahen Osten, Mann und Kinder würde sie zurücklassen
Das ist einer der explizitesten (melo)dramatischen Aspekte dieses Films, der das Drama mit der leichten Komödie verknüpft. Ein Balanceakt, der nicht immer klappt, einerseits der Blick auf die Realitäten von Sri Lanka, auf Armut und Perspektivlosigkeit, und im Hintergrund der jahrelange Bürgerkrieg; und dann die jungen Burschen mit ihrem fantastischen, ja: irren Plan, wie sie nach Europa kommen können: sie gründen kurzerhand die Handball-Nationalmannschaft, obwohl sie von diesem Sport noch nie was gehört haben. Mit Training halten sie sich gar nicht erst auf, wichtiger ist, die Unterschriften von Regierung und Nationalem Olympischen Komitee zu fälschen, um an die begehrten Visa zu kommen eine Einladung aus Deutschland für ein Handball-Freundschaftsspiel haben sie schon in der Tasche. Natürlich werden es dann immer mehr im Team, 23 schließlich, die mitwollen. Darunter auch ein paar Ausländer, Inder, Pakistanis, Bangladeschis.
Witz und Einfallsreichtum brauchen diese Schelme, und das macht sie sympathisch. Es ja auch lustig, wenn sie dann in Bayern in Wittislingen, wo das Turnier des Vereins für Deutsch-Asiatische Freundschaft stattfindet, tatsächlich spielen müssen, ohne von irgendwas in diesem Sport eine Ahnung zu haben.
Doch da fallen halt auch einige Aspekte untern Tisch: Dass sie eben doch illegale Wirtschaftsflüchtlinge sind, die vor nicht allzu großer, heißt: existenzieller Not in den Westen fliehen; und das ist halt auch einigermaßen ungerechtfertigt. Und dass der Film zwar ein Drama daraus macht, wenn eine Mutter für drei Jahre im Ausland dringend benötigtes Geld verdienen muss, dass es aber OK ist, wenn der Ehemann Frau und Kinder verlässt in Richtung Deutschland, und das dann für immer.
Fazit: Eine Loser- und Außenseitergeschichte, die das Komische mit dem Sozialtragischen vermischt; und dabei immer mal wieder allzu sehr in populistische Betroffenheitsduselei gerät.