Sommer wie Winter ...: Schwule, stimmungsvolle Liebesgeschichte zwischen Heiterkeit des Sommers und Düsternis des Winters.
Der Titel täuscht ein wenig, denn es geht nicht um das Immergleiche einer Beziehung, sondern um die kurzen Augenblicke, die man als glückliche Zeiten bezeichnen könnte. Der zweite Film von Sébastien Lifshitz („Les terres froides“) - sein neuester, „La Traversée“, wird in der Quinzaine in Cannes gezeigt - war eine der Entdeckungen des letztjährigen „Verzaubert“-Festivals und hat große Ähnlichkeiten mit den Arbeiten von François Ozon („
Tropfen auf heiße Steine„), besonders dessen Kurzfilmen, die von ungewöhnlichen Ferien und komischer Liebe handeln. Beide Filmemacher sind an erwachender Sexualität interessiert, an der Unsicherheit von Paarbindungen und an spontanen Gefühlsausbrüchen.
Der 18-jährige Mathieu verbringt die Sommerferien mit der Familie in der Bretagne und lernt am Strand den gleichaltrigen Cédric kennen. Aus dem Urlaubsflirt entwickelt sich die erste große Liebe, das definitive Coming Out und Mathieus Abschied von der Familie. Im Winter haben sich Mathieu und Cédric ohne eindeutigen Anlass getrennt. Mathieus Gespräch mit Freund Pierre, der Ähnliches erlebt, bringt keine Klärung.
Mathieu erzählt seine Liebesgeschichte zu Beginn lakonisch in einem Off-Kommentar, ansonsten gibt es wenig Dialog, fast keine Musik, die atmosphärisch teils betörend aufgeladenen Bilder des Films sprechen speziell in den Sommerszenen für sich. In großen, parallelen Szenenblöcken werden die Erlebnisse des Sommers, in denen Cédric auch Mathieus kränkelnde Mutter und die beiden gegensätzlichen Schwestern kennenlernte, und die Szenen des Winters, in denen Mathieu einen Selbstmordversuch beging und sich kurzfristig in der Psychiatrie aufhielt, miteinander kombiniert, um den Schatten, der auf des Glück fallen wird, formal einzubinden. Für Programmkinos mit entsprechender Interessenlage oder Querstreifen-Festivals ein Muss. ger.