Eigentlich hat noch niemand den kleinen Jungen bei seinem richtigen Namen gerufen. Er hieß einfach immer schon „Zucchini“. Und deswegen ist das auch der Name, auf den er hört und mit dem er von dem netten Polizisten namens Raymond in das Waisenhaus gebracht wird. Denn Zucchini hat keine Eltern mehr. Der Vater ist schon lange weg und die Mutter ist durch einen ganz komischen Unfall auch nicht mehr da. Nun aber soll Zucchini in der fremden Umgebung neue Freunde finden. Das fällt ihm zunächst schwer, geht dann aber doch ganz leicht. Bis eines Tages Camille ins Heim kommt. Und da lernt Zucchini dann tatsächlich etwas ganz Neues kennen. Denn zum allerersten Mal ist er verliebt. Die schweizerisch/französische Koproduktion überzeugt als liebevoll erdachte und kunstvoll umgesetzte Stop-Motion-Animation. Die Figuren wirken mit ihren großen Köpfen zunächst etwas ungewöhnlich. Und doch schließt man sie, auch aufgrund ihrer großartig herausgearbeiteten Charaktere, schnell ins Herz. Zucchini ist dabei das Herz des Films. Man sieht die Geschichte aus seiner Perspektive und kann so miterleben, wie er neue Freundschaften schließt, sich das erste Mal verliebt und auch in einer schier hoffnungslosen Situation dennoch neuen Grund zur Lebensfreude findet. Das alles sind wichtige und zentrale Botschaften, die sich gerade für das jüngere Publikum im Grundschulalter für die Identifikation mit den kleinen Helden anbieten. Untermalt wird die Geschichte von Sophie Hungers wunderbarer Musik und erzählt wird ruhig und mit viel Zeit und Liebe fürs Detail. Ein farbenfroher, verspielter und warmherziger Film, der berührt und begeistert.
Jurybegründung:
Der Stop Motion-Film mit den liebevoll animierten Puppen steckt voller Charme und Poesie. Erzählt wird die Geschichte des 9jährigen Zucchini, der nach dem Tod seiner Mutter in ein Waisenhaus kommt, wo er auf eine Gruppe gleichaltriger Kinder trifft. Jeder von ihnen hat ein trauriges Schicksal, „keiner liebt die Kinder“ sagt Simon, der anfangs die Gruppe dominiert und kommandiert. Wie sich das ändert, Frieden im Heim einkehrt und die Kinder echte Freunde werden, die sich vertrauen, Quatsch machen, Spaß haben und füreinander einstehen, ist wunderbar in Szene gesetzt. Und am Ende finden Zucchini und seine Freundin Camille sogar eine Familie.
Die Puppen sind bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet mit Frisuren und coolen Mini-Kostümen, die jedem der Charaktere eine besondere Note verleihen. Am auffälligsten sind die Augen, riesengroß und mit Farben und Bewegung so lebendig, dass sie den Zuschauer emotional sofort in die Geschichte hineinziehen. Viel Wert wurde auf die Tonebene gelegt, in der jedes Türenschlagen und Treppensteigen so passgenau ist wie die dramaturgisch perfekt eingesetzte Musik. Es gibt viele Sidekicks, die auch einem erwachsenen Publikum Vergnügen bereiten werden und wenn die Kinder darüber philosophieren, wie das wohl mit dem Sex geht, dann gibt das jede Menge Gesprächsstoff für Große und Kleine.
Regisseur Claude Barras und sein Kreativteam haben mit MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI einen sehr besonderen Film geschaffen, der in 60 Minuten phantasievoll und leicht schwierige Themen behandelt und besonders für Kinder im Grundschulalter empfehlenswert ist. Die Jury vergibt einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
In dem Film geht es um den Jungen Zucchini, der seine Eltern verliert und deshalb ins Waisenhaus gebracht wird. Dort lernt er Kinder mit verschiedenen Problemen kennen, doch sie fühlen sich alle gleich, weil sie niemanden haben, der sie liebt. Anfangs ist Zucchini etwas schüchtern, doch mit der Zeit freundet er sich mit den anderen Kindern an. Besonders das neue Mädchen Camille wächst ihm ans Herz und gemeinsam erleben sie ein kleines Abenteuer. Können die Kinder auch ohne ihre Eltern glücklich werden? An dem Film hat uns am besten gefallen, wie gut man die Gefühle der Charaktere nachvollziehen kann. Die großen Augen der Figuren verändern sich ständig und betonen die Gefühle. Außerdem verdeutlichen die Perspektiven der einzelnen Szenen die Stimmung sehr gut. Uns hat auch die außergewöhnliche Geschichte des Films fasziniert. Jeder Charakter hat eine eigene mitreißende und tragische Geschichte. Uns ist aufgefallen, dass in dem Film nur sehr wenig Musik verwendet wird, aber wenn es welche gibt ist sie perfekt eingesetzt. Auch die sehr guten Animationen mit einer großen Liebe zum Detail sind bemerkenswert. Das ist nicht weiter verwunderlich, da der Film für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert ist. Gefehlt hat uns nur ein bisschen die Spannung in der Geschichte. Wir empfehlen den Film für Kinder ab 9 Jahren, weil die Schicksale der Kinder sehr tragisch sind, und weil an manchen Stellen Ausdrücke verwendet werden, die jüngere Kinder irritieren könnten.
berührend: 5 Sterne
mitreißend: 4 Sterne
traurig: 5 Sterne
lustig: 4 Sterne
kreativ: 5 Sterne
Gesamtbewertung: 4 1/2 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)