Krabat: Verfilmung des Kultromans von Otfried Preußler aus dem Jahr 1971 über einen Müllerlehrling, der sich in der Schwarzen Kunst ausbilden lässt.
Mit der Adaption des lange als unverfilmbar geltenden Kinderbuchklassikers von
Otfried Preußler liefert
Marco Kreuzpaintner das Meisterstück seiner noch jungen Karriere ab.
Ob „Die kleine Hexe“, „Der Räuber Hotzenplotz“ oder „Das kleine Gespenst“ -
Otfried Preußler hat die deutsche Kinderbuchlandschaft mit seinen wunderbaren, originellen und auch etwas abseitigen Geschichten ebenso beeinflusst wie bereichert. Gleichzeitig dienten seine Werke auch als Vorlage für großartige Kinofilme - wie etwa Gustav Ehmcks 1973 entstandener „
Räuber Hotzenplotz„. An Krabat, jenes 1971 entstandene Jugendbuch über einen 14-jährigen Waisen, der in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges durchs ostdeutsche Hinterland irrt, hatte man sich bis dato nur in animierter Form (Regie: Karel Zeman, 1977) gewagt. Lag es an der düsteren Grundstimmung des Buches, die in unserer nach Happy End gierenden Spaßgesellschaft wenig Anklang findet? Oder an den mystischen Elementen, die filmisch kaum umsetzbar schienen? Schließlich verwandeln sich Preußlers Hauptfiguren zuweilen in Raben. Fakt ist, dass sich mit
Marco Kreuzpaintner, den man seit „
Sommersturm“ und „
Trade - Willkommen in Amerika“ zu Deutschlands vielseitigsten Regisseuren zählen darf, endlich jemand an eine Umsetzung von „Krabat“ getraut hat. Mit dem Vorteil, die einstige Schullektüre nicht als Pflicht, sondern als Kür empfunden zu haben, hat Kreuzpaintner einen Film realisiert, der den Spagat schafft, der Buchvorlage gerecht zu werden und gleichzeitig eine eigene Sprache, einen eigenen Stil zu entwickeln. Gerade die geheimnisvolle Mühle, in der Krabat auf seiner Odyssee strandet, ist perfekt getroffen und ein Paradebeispiel in Sachen adäquater Ausstattung und Produktionsdesign. Ähnliches gilt für die Darsteller, die in ihren armseligen Bauern-Gewändern und den blassgeschminkten Gesichtern über sich hinaus wachsen. Ob
Daniel Brühl, der als väterlicher Freund Tonda den jungen Ankömmling Krabat unter die Fittiche nimmt, oder
Robert Stadlober, der den zwielichtigen Lyschko als Halunken mit Herz anlegt - sie und alle anderen Mühlenbewohner leisten Erstaunliches. Übertrumpft wird dies nur noch von David Kross,
Detlev Bucks Entdeckung aus „Knallhart“. Seine Interpretation bietet alles, was Krabat auszeichnet: Schüchternheit, Mut und unbedingten Überlebenswillen. Dass nicht alles bei dieser überwiegend in Rumänien gedrehten und auch deshalb authentisch wirkenden Claussen+Wöbke+Putz-Produktion rund läuft, ist bei einem Projekt dieser Größenordnung unvermeidbar. So entsprechen die Spezialeffekte bei der Raben-Verwandlung und in der Sequenz, in der Krabat unsichtbar wird, nur bedingt den Standards, die wir aus Hollywood gewohnt sind. Auch der Alterungsprozess des Titelhelden ist mit ein wenig Flaum unter der Nase ungenügend dargestellt. Dennoch ist „Krabat“ großes Kino, das die triste, graue, ja manchmal deprimierende Atmosphäre der Vorlage niemals leugnet, aber dennoch mit einem positiven, versöhnlichen Ende aufwartet. Denn bei Preußler wie bei Kreuzpaintner ist es einmal mehr die Liebe, die gegen alles Böse obsiegt. lasso.