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Hundstage

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Hundstage: Radikales, originelles und abschreckendes Porträt einer Vorstadtsiedlung und ihrer Einwohner.

Handlung und Hintergrund

Die Dokumentarfilme des Österreichers Ulrich Seidl sind meistens preisgekrönt und selten was für schwache Nerven. „Ich habe im Kino noch nie so frontal in die Hölle geblickt“ sagt Kollege und Seidel-Fan Werner Herzog über die schonungslosen Kleinbürgerportraits in Milieustudien wie „Good News: Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern“ oder „Tierische Liebe„. In „Hundstage“ bittet Seidel nun erneut zum Besuch in die guten Stuben bzw. Vorgärten der nicht so feinen Viertel seiner Hauptstadt, wo die heißesten Tage des Jahres manches Oberstübchen zum Brodeln bringen…

Auf der 58. Biennale von Venedig erhielt dieses ebenso radikale wie konsequente Dokumentarfilmereignis den Großen Preis der Jury und damit die zweitwichtigste Trophäe.

Hundstage in einer Wiener Vorstadtsiedlung: Ein alter Mann stellt zum Ärger der Nachbarn den Rasenmäher an und verbarrikadiert sich dann in seinem Haus. Ein Ehepaar lebt noch im selben Haus, spricht aber nicht mehr miteinander seit die Tochter gestorben ist. Eine ältere Lehrerin wird von ihrem brutalen Geliebten und dessen Kumpel in ihrer Wohnung aufs Übelste gedemütigt.

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Darsteller und Crew

  • Maria Hofstätter
    Maria Hofstätter
  • Franziska Weisz
    Franziska Weisz
  • Georg Friedrich
    Georg Friedrich
  • Ulrich Seidl
    Ulrich Seidl
  • Helmut Grasser
    Helmut Grasser
  • Philippe Bober
    Philippe Bober
  • Wolfgang Thaler
    Wolfgang Thaler
  • Alfred Mrva
  • Erich Finsches
  • Gerti Lehner
  • Rene Wanko
  • Claudia Martini
  • Viktor Rathbone
  • Christian Bakonyi
  • Christine Jirku
  • Viktor Hennemann
  • Veronika Franz
  • Andrea Wagner
  • Christof Schertenleib
  • Marcus Davy

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
3 Bewertungen
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(3)
4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

  • Hundstage: Radikales, originelles und abschreckendes Porträt einer Vorstadtsiedlung und ihrer Einwohner.

    Wie schon bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo Michael Haneke für seine „Klavierspielerin“ ausgezeichnet worden war, gehörte auch auf der 58. Biennale von Venedig ein Österreicher zu den großen Gewinnern. Ulrich Seidl erhielt für „Hundstage“ den Großen Preis der Jury und damit die zweitwichtigste Trophäe, die man auf dem Lido holen kann. So wurde fraglos der radikalste, konsequenteste, originellste und auf erschreckende Weise auch unterhaltsamste Film des offiziellen Programms adäquat gewürdigt.

    Ulrich Seidl verdient sich seine Meriten nun schon seit mehr als zehn Jahren mit dem Realisieren von Dokumentarfilmen. Schon in diesen - zumeist preisgekrönten - Werken wurde es zur Gewissheit, dass der 49-jährige Österreicher sehr viel für das Abseitige, das Nonkonformistische übrig hat. So nahm er etwa in „Good News - Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern“ (1990) die unkonventionellen Methoden großstädtischer Zeitungsausträger unter die Lupe oder er befasste sich in „Tierische Liebe“ (1995) mit Individuen, die mit Vierbeinern - um es vorsichtig auszudrücken - besser zurechtkommen als mit ihresgleichen.

    Auch „Hundstage“ hat - stilistisch gesehen - mehr von einem Doku-Drama als von einem Spielfilm. Von der Struktur her am ehesten mit Altmans „Short Cuts“ vergleichbar, beobachtet Seidl hier ein gutes Dutzend skurriler Personen, die im Wiener Umland auf unterschiedlichste Art und Weise die heißesten Tage des Sommers durchstehen. Da wäre zum einen das gut situierte Paar, das seit dem tragischen Tod ihrer Tochter nicht mehr in der Lage ist, miteinander zu kommunizieren. Oder die sexbesessene Lehrerin, die sich in ihrer eigenen Wohnung mit zwei Männern einlässt und dafür bitter bezahlen muss. Oder der Vertreter für Alarmanlagen, der die Naivität einer recht liebenswerten, etwas verrückten Autostopperin für seine fiesen Zwecke missbraucht.

    Seidl macht vor nichts halt, hält auch dann noch mit der Kamera drauf, wenn andere vor Schamgefühl oder lauter Peinlichkeit längst ausgeblendet hätten. Beim Striptease einer alten, dicken und bebrillten Haushälterin geht er optisch ebenso bis zum Äußersten wie bei den Foltermethoden eines wahnsinnigen Wieners, die mit einer brennenden Kerze im Hinterteil des Opfers ihren tragikomischen Höhepunkt erreichen. So wirkt „Hundstage“ wie der Gegenentwurf zur verlogenen Hochglanz-Ästhetik, die uns tagtäglich in der Werbung, in Mainstream-Filmen oder perfekt gestylten TV-Movies berieselt.

    Ab und an gönnt Seidl dem Betrachter dann doch ein wenig Ruhe, zeigt halbnackte Menschen, die in den Vorgärten einer sterilen Wochenendsiedlung ihre glänzenden Leiber der Sonne entgegenrecken. Oder er informiert uns mit kuriosen Top-Ten-Listen über die schlimmsten Krankheiten, die wichtigsten Supermarkt-Ketten oder gar die beliebtesten Stellungen der Österreicher. Vorgetragen werden diese Charts von besagter Anhalterin, die von der 37-jährigen Schauspielerin Maria Hofstätter auf geradezu enervierende Art und Weise porträtiert wird. Sie gehört neben Georg Friedrich, den man aus Barbara Alberts „Nordrand“ oder Hanekes „Klavierspielerin“ kennt, zu den wenigen professionellen Darstellern des Films. Die meisten Rollen besetzte Seidl mit Laien, die ihren „Job“ allerdings derart gut machen, dass ihre völlig abstrusen und ungewöhnlichen Figuren extrem realistisch und glaubwürdig wirken.

    Werner Herzog, der Seidl zu seinen Lieblings-Regisseuren zählt, sagte einmal über „Tierische Liebe“: „Ich habe im Kino noch nie so frontal in die Hölle geblickt.“ Gleiches könnte man nun auch von „Hundstage“ behaupten. Selten war Kino direkter, brutaler und schockierender - und besser. lasso.
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