Hui Buh, das Schlossgespenst: Kinodebüt für Eberhard Alexander-Burghs populäres, liebenswert tolpatschiges Schlossgespenst.
Ein Geist, den man nur hören, aber nicht sehen kann, ist auf Dauer nicht tragbar. Wie gut, dass der skelettierte Star deutscher Kinderzimmer nun ein Gesicht und seinen ersten Kinoauftritt bekommt.
Die Zeit ist reif für Eberhard Alexander-Burghs Transparentschussel, der in 23 Hörspielen und sieben Büchern über 20 Millionen Käufer erreichte. Nachdem Harry Potter und Bibi Blocksberg bereits effekt- und ertragreiche Kinderfantasien im Kino etablierten, findet dort auch das einzig behördlich zugelassene Gespenst von Schloss Burgeck eine neue Spielwiese. Mit einem Budget im Umfeld von zehn Millionen Euro in den Prager Studios gedreht, nutzt der Spuk-erfahrene Sebastian Niemann („7 Days to Live“) die Möglichkeiten von Hui Buhs erstmals visueller Geisterstunde mit Schwerpunkten in Slapstick, Make-up und Digitaleffekten. Obwohl Eberhard Alexander-Burgh in seinen Geschichten Historie und Moderne mischte, entschieden sich die Filmemacher für eine konsequente Retroatmosphäre - ein nicht unpassendes Milieu für den Mitternachtskobold, der immerhin bereits 1399 seinen Weg in die Hüllenlosigkeit antrat.
Exakt zu diesem Zeitpunkt steigt der Prolog ein, in dem Michael Bully Herbig den Ritter Balduin noch ganzkörperlich präsentieren traf, bevor Balduin zum ewigen Spuken in Schloss Burgeck verflucht wird. 500 Jahre später hat das im Kern liebenswerte Gespenst Hui Buh noch immer nicht sein Handwerk gelernt, erregt bei Verwalter Kastellan (Hans Clarin, die Seele des Hörspiels-Huis, in seiner letzten Rolle) eher Mitleid als Furcht. Besserung scheint in Aussicht, als sterblicher Nachschub im Schloss eintrifft und Hui Bui wieder einmal sein Bestes gibt. Aber der neue Besitzer König Julius (Christoph Maria Herbst) ist gelangweilt von der unbeholfenen Geistershow und überdies abgelenkt, weil er die Ehe mit einer aufgetakelten Gräfin zu schließen gedenkt. Die jedoch hat es nur auf seine materiellen Werte abgesehen, was der Monarch ebenso wenig ahnt wie die Katastrophe, die er mit dem Verbrennen von Hui Buhs Spuklizenz auslöst. Denn jetzt droht dem Gespenst die Auflösung in der Seelensuppe, wenn es nicht seine Spukprüfung in der Geisterstadt besteht. So weit, so kindgerecht gruselig.
Auch wenn preussische Soldaten ein Kanonenloch im Bauch oder Mumien den Verlust einer Hand beklagen, ist Niemanns Film zielgruppenkonform heiter und nie bedrohlich. Alles, was traditionell Kinderherzen hüpfen lässt, findet sich hier. Der junge Sohn der gräflichen Zofe bekommt eine dominante Retterrolle zugewiesen, während die Erwachsenen - ob sterblich oder gespenstisch - ausrutschen, mit Wänden oder Gegenständen kollidieren, rülpsen, Grimassen schneiden und sich zum Narren machen. Natürlich bekommt auch der betrogene König, bald der Best Buddy von Hui Buh, eine romantische Alternative zu seiner arroganten Aristokratin angeboten. Mit rund 680 Effektshots beweisen die Computerzauberer Qualität - auch in der semi-transparenten, in den Gesichtszügen Bully-verwandten Titelfigur, die künstlich-realistisch in zwei Welten gefangen scheint. In Koalition mit dem gut disponierten Sprecher Bully ist Hui-Buh eine liebenswerte Mischung aus gutherziger Chaosstifter und cooler Kumpel. Klarer Kinderheld ist auch der unerfahrene Julius, mit dem Christoph Maria Herbst seinem Braunau-Butler aus „Der Wixxer“ nun einen clownesken Verwandten vom Märchenkönig Ludwig folgen lässt. Generationen verbindend ist schließlich die Sequenz in der Geisterstadt, in der das Make-up-Department sich austoben darf. Hier wandelt nicht nur ein Wookie (oder war es Cousin Itt aus der „Addams Family“), sondern auch Frankensteins Monster, ja sogar „Frankensteins Braut“, an die auch musikalisch mit Spurenelementen von Franz Waxmans klassischem Thema erinnert wird. Alles in allem wird das kindliche Fazit „hui“ und nicht „buh“ lauten, womit nach „Bibi Blocksberg“ einem weiteren Franchise die Türe geöffnet wird. kob.