Liebe bis in den Mord - Ein Alpenthriller: Thrillerdrama mit Felicitas Woll und Gabriel Raab.
Ein Dorffest, ein Heimweg, eine Vergewaltigung, dann ein Schnitt und die Information „15 Jahre später“: Man ahnt, wie das Drama weitergehen wird.
Dank des Titelzusatzes „Ein Alpenthriller“ sind Genre und Spielort ohnehin schon vorab definiert. Doch dann befreit sich der Film von den Vorbehalten; das Drehbuch des fleißigen Jürgen Werner emanzipiert sich regelrecht von dem Vorwurf, ein Konstrukt zu sein, das bekannte Versatzstücke in neuer Zusammensetzung präsentiert. Trotzdem lässt sich die Qualität des Films vor allem an den beiden Hauptdarstellern festmachen: Felicitas Woll bietet bei ihrer Verkörperung der geschändeten Sonja, die auf Anraten ihrer älteren Schwester Birgit (Nina Kronjäger) nicht zur Polizei geht, als ihr Jugendfreund Adrian sie vergewaltigt, viel Raum für Empathie. Gewissermaßen eine Entdeckung ist jedoch Gabriel Raab, der nach seiner bemerkenswerten ersten Hauptrolle in dem Heimatdrama „
Totentanz“ (2009) meist in Nebenrollen zu sehen war; sein Adrian ist geradezu ein Bilderbuchschurke. Thomas Nennstiel hat „Liebe bis in den Mord“ unauffällig inszeniert, aber auch die naheliegenden Klischees vermieden; selbst wenn sich nach der Vergewaltigung düster der Hochnebel herabsenkt. Der Film zeichnet sich vor allem durch die sorgfältige Arbeit mit den Schauspielern aus; gerade Woll vermittelt die Hilf- und Ausweglosigkeit des Opfers sehr glaubwürdig. Seltsam allerdings, dass die 15 Jahre, die nach dem Prolog vergangen sind, bei den Hauptfiguren keinerlei sichtbare Spuren hinterlassen haben. tpg.