Die Bücherdiebin: Bewegendes Drama nach dem Bestseller um ein Mädchen, das bei Pflegegeltern in Nazi-Deutschland aufwächst, die einen jüdischen Flüchtling im Haus verstecken.
Einfühlsames und sorgfältig umgesetztes Zeit(geist-)Porträt nach Markus Zusaks Jugendbuchbestseller um ein leseverrücktes Mädchen in Nazi-Deutschland.
Zum weltweiten Bestseller ist Markus Zusaks „Die Bücherdiebin“, in Australien 2005 erstaufgelegt, avanciert, in 15 Sprachen wurde es schon übersetzt. Das bewegende Jugendbuch schildert, aus der Perspektive eines Kindes, eine Kindheit in Nazi-Deutschland. Michael Petroni („Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte“) hat das Skript, unter Verzicht einiger Nebenfiguren und Subplots, nahe an der Vorlage adaptiert, Brian Percival („
Downton Abbey„) es stimmig umgesetzt.
1938 setzt die Handlung hoch über ziehenden Wolken ein, der Tod stellt sich als Erzähler vor und verrät, dass er sich selten mit den Lebenden beschäftigt - mit Ausnahme der kleinen Liesel Meminger (Sophie Nélisse). Mit ihrer Mutter und dem kranken Bruder sitzt sie in einem Zug, der durch eine schneebedeckte Landschaft dampft. Im (fiktiven) Zielort Molching, einer deutschen Kleinstadt, kommt sie alleine an. Der Junge ist unterwegs gestorben, die Mama wurde - so munkelt man später - wegen kommunistischer Umtriebe verhaftet. Am Bahnhof wird sie von ihren Pflegeeltern, dem gutherzigen Schildermaler Hans Hubermann (Geoffrey Rush) und dessen ewig keifender Frau Rosa (Emily Watson) abgeholt.
Als sich herausstellt, dass Liesel Analphabetin ist bringt Hans seiner schweigsamen „Majestät“ das ABC und das Lesen bei. „Wörter sind Leben“ erkennt das Mädchen, das fortan alles verschlingt was ihr in die Hände fällt und die sich auch nicht scheut, nach der „Reichskristallnacht“ das verkohlte Buch eines „entarteten“ Schriftstellers aus der Glut zu retten. Dabei wird sie von der Frau des Bürgermeisters (Barbara Auer) beobachtet, die ihr daraufhin gestattet, heimlich ihre gut bestückte Bibliothek zu benützen.
Wie schon in „
Der Vorleser“ erfährt man hier im Zuge der sorgsam entwickelten, etwas zu ruhig umgesetzten Initiationsgeschichte vom gefährlichen Kriegsalltag. Die Action-Höhepunkte, ein Luftangriff und eine Hausdurchsuchung durch die SS, sind klug gesetzt und lenken nicht von der Story ab, am Leben in der „Himmelstraße“ spiegelt sich die Weltgeschichte. Jude Max (Ben Schnetzer) wird unter Lebensgefahr im Keller versteckt, Hans bekommt kaum Arbeit weil er sich weigert, der Partei beizutreten, und Nachbarsjunge Rudi (Nico Liersch), der sich sehnlich einen Kuss von Liesel wünscht, träumt davon so schnell zu laufen wie US-Olympiasieger Jesse Owens - wofür er sich sogar das Gesicht mit Kohle schwärzt und dafür entsprechend Ärger bekommt.
Penibel und detailgenau fällt Simon Elliotts („
Byzantium„) Szenenbild aus, das Florian Ballhaus in treffend düsteren Breitwandaufnahmen gekonnt zur Geltung bringt, ein Ausnahmesoundtrack ist Steven Spielbergs „Hauskomponist“ John Williams gelungen, der den Plot stets punktgenau kommentiert. Für die schauspielerischen Höhepunkte sorgen Rush mit Wärme und stillem Humor, während Watson meisterlich ihr mitfühlendes Herz hinter einer rauen Schale verbirgt. geh.