Der Fall Barschel: 180 minütiger Polit-Thriller, in dessen Zentrum ein Journalist steht, der sich an der Barschel-Affäre festbeißt.
Kilian Riedhof erzählt in seinem fesselnden und toll gespielten dreistündigen Polit-Thriller vom einsamen Kampf eines Journalisten gegen dunkle Mächte.
Der Tod von Uwe Barschel ist eins der größten Rätsel der westdeutschen Kriminalgeschichte. Knapp 30 Jahre später wird die Geschichte endlich in angemessener Ausführlichkeit als dreistündiges TV-Drama erzählt. Der Polit-Thriller zerfällt allerdings in zwei Teile: Der Film beginnt mit der faszinierenden Spurensuche der beiden Hamburger Zeitungsjournalisten David Burger (Alexander Fehling) und Olaf Nissen (Fabian Hinrichs), denen es dank hartnäckiger Recherchen gelingt, die ehrenwerte Fassade Barschels zum Einsturz zu bringen. Anschließend konzentriert sich die Handlung auf Burger, für den die Überzeugung, Barschel sei ermordet worden, mehr und mehr zu einer Obsession wird, die schließlich sein berufliches wie auch sein privates Leben ruiniert. Ähnlich wie seine Hauptfigur scheint der Film gerade während des letzten Drittels mitunter den Überblick zu verlieren. Die erste Hälfte jedoch wirkt wie eine Reminiszenz an Alan J. Pakulas Watergate-Thriller „Die Unbestechlichen“ (1976): Kilian Riedhof würdigt seine Helden als aufrechte Reporter, die sich durch nichts und niemanden davon abhalten lassen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Auch wenn das Drama über die lange Distanz schließlich an Spannung einbüßt, so unterstreicht es dennoch das Ausnahmetalent des Regisseurs. Allein die Rekonstruktion der Barschel-Affäre ist hochspannend. Auch die darstellerischen Leistungen sind eindrucksvoll. Fehling spielt vor allem den Absturz des angehenden Topjournalisten äußerst glaubwürdig, Matthias Matschke wirkt in den verblüffenden Verschmelzungen von dokumentarischem und inszeniertem Material wie ein Wiedergänger Barschels. Die Bildgestaltung (Benedict Neuenfels) ist ohnehin herausragend. Ähnlich reizvoll ist der Wandel der von Szenenbildner Yesim Zolan gestalteten Großraumredaktion im Lauf der Jahre. tpg.