Mordkommission Berlin 1: Historischer Krimi: Friedrich Mücke als Ermittler im Berlin der 1920er Jahre.
Kino fürs Fernsehen: Der 20er-Jahre-Krimi von Wiedemann & Berg ist einer der imposantesten TV-Filme des Jahres.
Sat.1 beendet sein TV-Movie-Jahr mit einem Paukenschlag. Der Film verrät einen Mut, wie ihn die Privatsender schon lange nicht mehr gezeigt haben. Die in den 20er-Jahren angesiedelte Kriminalgeschichte ist von sinistrer Düsternis und stellenweise auch ziemlich brutal. Gleichzeitig imponiert „Mordkommission Berlin 1“ durch eine bemerkenswerte Kunstfertigkeit. Ein besonderer Reiz der Bilder liegt in ihrer fast comic-haften Überhöhtheit; dank Maske, Ausstattung und Bildgestaltung erinnert der Krimi stellenweise an Hollywoodvorbilder wie „Dick Tracy“ oder „Sin City„. Die Geschichte entspricht dem klassischen Zweikampf zwischen Gut und Böse. Während Tobias Moretti mit großer Hingabe einen bis ins Mark verkommenen Schurken verkörpert, hat Friedrich Mücke eine deutlich differenziertere Rolle: Kommissar Paul Lang ist ein gebrochener Mann, seit Unterweltkönig Tauss seine Frau und seine Tochter ermordet hat. Auch Lang ist bei dem Bombenanschlag schwer verletzt worden. Die körperlichen Wunden sind längst vernarbt; die seelischen werden nie heilen. Die Berliner tanzen sich derweil in den Nachtclubs den Ersten Weltkrieg aus dem Kopf. Auch Lang erliegt den Verlockungen der schönen Varieté-Besitzerin Irma Berger (Antje Traue). In dieser Grauzone aus Halb- und Unterwelt sucht der Kommissar nach dem Mörder seines besten Freundes: Ein Staatsanwalt ist den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen worden. Die Allegorie ist unübersehbar: Tauss hat seine Gangsterbande „Krokodile“ genannt; aber Tauss sitzt im Gefängnis. Marvin Krens Umsetzung imponiert vor allem durch die virtuose Bildgestaltung. Viele Einstellungen wirken auch dank der digitalen Bildbearbeitung enorm aufwändig. Raffinierte Schnittfolgen, große Kinobilder und die ausgezeichneten Schauspieler machen „Mordkommission Berlin 1“ zu einem der ungewöhnlichsten Fernsehfilme seit langem. tpg.