Alfie, zu deutsch Der Verführer lässt schön grüßen, ist ein Film aus dem Jahr 1965, in dem Michael Caine als Frauenverführer die Quittung für seine lockere Moral erhält. Im Remake von Charles Shyler spielt Jude Law den Casanova, attraktiv, elegant, verführerisch, charmant, mit allen Wassern gewaschen. Er verteilt großzügig Komplimente an die Frauen, und ganz selbstverständlich erwartet er eine Gegenleistung: Und wenn es nur die dicke, alte Nachbarin ist, die seine Wohnung staubsaugt.
Alfie ist ein Europäer in New York, und das macht ihn anziehend für die Frauen leider fällt der Aspekt der englisch-amerikanischen Diskrepanz in der Lebenseinstellung zumindest in der deutsch synchronisierten Fassung weitgehend unter den Tisch. Klar ist aber eines: Alfie, der Playboy, hat Lust auf alles, was Männern Spaß macht. Nämlich GTA Gesicht, Titten, Arsch. Alfie selbst führt den Zuschauer ein in seine Welt und in seine Gedanken, in Durchbrechung der vierten Wand spricht er das Publikum direkt an und lässt es teilhaben an seiner Philosophie. In freundlich-ironischem Tonfall spricht er über sich und sein Leben, über die Frauen und das kleine Glück, das er ihnen zu schenken sich bequemt Alfie, das ist von Anfang an klar, ist ein ziemliches Arschloch, das sich in seinen Zynismen und Lebenslügen verstrickt hat. Doch hinter der extremen Subjektivierung der Erzählung Alfie spricht über sich selbst, und das ist natürlich durchweg positiv steht das, was ihn wirklich, tief im Inneren, umtreibt: Auf großen Plakatwänden im großstädtischen Hintergrund erscheinen seine geheimen Wünsche und Bedürfnisse, Desire, Wish, Search.
Charles Shyler lässt seinen Film als eine Hommage an die Sechziger daherkommen tatsächlich ist es offensichtlich, dass der Stoff aus der Zeit vor AIDS und Viagra stammt. Alfie saust auf seinem altmodischen Moped durch New York, während auf dem Soundtrack Mick Jagger singt Jagger hat extra für den Film zusammen mit Dave Eurythmics Steward einige neue Lieder aufgenommen. Und auch das Spiel mit dem Medium Film gehört in den Zauberkasten des Sixties-Kinos: In Alfie wird die Gedankenstimme aus der Handlung heraus dem Publikum direkt mitgeteilt, Standbilder betonen die einzelnen Sequenzen, und in einer schönen Splitscreen-Sequenz wird eine kleine Liebesgeschichte erzählt. Der Film dreht sich um die Ungebundenheit und Lockerheit des Lebens, um die freie Liebe, um das Vergnügen am Lebendigsein Sixties-Ideale, die sich in Alfie wiederfinden und sich in ihm zu einem egozentrischen und eigennützigen Charakter pervertiert haben.
Alfie will sich nicht festlegen, er will sich nicht zähmen lassen, und die Ungezwungenheit seines Lebensstils ist ihm heilig bis er, zunächst, auf den Boden der Tatsachen gestellt wird mit seiner Impotenz, dem Knubbel an seinem Schniedel, dem vagen Wissen von seinem Alleinsein. Und langsam sickert das oberflächliche Nachdenklichsein tatsächlich auch in sein tieferes Bewusstsein, und es drängt ihn, sein Leben zu verändern doch wer alleine steht, kann wenig bewegen, und dass er sich nur mit seinesgleichen umgeben hat, rächt sich nun. Die Freundin wird abserviert, und er selbst wird bei seiner Geliebten durch einen Jüngeren ersetzt. Am Ende steht er alleine am Flussufer, fühlt sich von aller Welt verlassen, und er kommt zu der Erkenntnis: Mein Leben gehört mir selbst, aber ich habe keinen Seelenfrieden.
Und das ist auch das große Manko des Films: Von Anfang an ist er vorhersehbar, Alfie wird von der Oberflächlichkeit seines Lebens in die Tiefen der Vernunft eintauchen doch die Moral, die der Film ausspricht, ist zu banal, als dass die Wandlung von Alfie nicht doch etwas allzu Lächerliches hätte.
Fazit: Ein Frauenbeglücker bemerkt, dass er ganz alleine auf der Welt ist: Eine recht banale Erkenntnis für 100 Minuten Film.