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Hytti nro 6: Finnisches Roadmovie in einem russischen Zug, in dem sich eine Finnin und ein Russe näherkommen.

Handlung und Hintergrund

Innerhalb des nördlichen Polarkreises gibt es nur wenige größere Städte. Murmansk in Russland gehört zu diesen, zählt knapp 300.000 Einwohner*innen und kann aufgrund des Golfstroms im Winter schon einmal einen eisfreien Hafen vorweisen. Für die Finnen Laura (Seidi Haarla) sind jedoch die Felsenmalereien von besonderem Interesse, die sie mitten im Winter dorthin führen. Als angehende Archäologiestudentin hofft sie, dort auf neue Erkenntnisse zu stoßen.

Auf ihrer Zugfahrt in Abteil Nummer 6 stellt sich der russische Ljoha (Yuriy Borisov) als ihr Begleiter heraus. Der trinkfeste Bergarbeiter ist das komplette Gegenteil der schüchternen Laura, und doch vereint beide nicht nur dasselbe Ziel, sondern auch einige unliebsame Gemeinsamkeiten. Während der langen Zugfahrt kommt es daher über kurz oder lang sowohl zu überstrapazierten Nerven als auch unerwarteten Annäherungen zwischen dem ungleichen Duo.

„Abteil Nr 6.“ – Hintergründe, Besetzung, Kinostart

Lose basierend auf dem gleichnamigen Buch „Abteil Nr. 6“ von Autorin Rosa Liksom, dachte Regisseur Juhu Kuosmanen („Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“) zunächst, dass das Buch unverfilmbar sei. Nach einem Gespräch mit der Autorin, die dem Regisseur freie Hand ließ, wurden zahlreiche Änderungen gegenüber der Romanvorlage durchgeführt. So veränderte sich der Rollenname etwa von Vadim zu Ljoha. Auch das Jahrzehnt, in dem der Film spielt, wurde verändert.

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Die Dreharbeiten wurden in einem engen Zugabteil gemacht, bei dem kaum Platz für die Besetzung und Crew war. Die Uraufführung fand im Rahmen der Cannes Filmfestspiele 2021 statt, wo „Abteil Nr. 6“ im Wettbewerb gezeigt wurde. Am Ende reichte es zwar nicht für die Goldene Palme, das Roadmovie wurde aber stattdessen mit dem „Grand Prix“ geehrt.

Nach einer Nominierung für die Golden Globes 2022 könnte „Abteil Nr. 6“ als finnischer Beitrag ebenso um den Besten Internationalen Film bei den Oscars 2022 konkurrieren. In den deutschen Kinos startet „Abteil Nr. 6“ am 31. März 2022.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Juho Kuosmanen
Darsteller
  • Seidi Haarla,
  • Juri Borisow,
  • Yuliya Aug

Kritikerrezensionen

  • Abteil Nr. 6: Finnisches Roadmovie in einem russischen Zug, in dem sich eine Finnin und ein Russe näherkommen.

    Finnisches Roadmovie in einem russischen Zug, in dem sich eine Finnin und ein Russe näherkommen.

    Der neue Film des finnischen Filmemachers Juho Kuosmanen, der vor fünf Jahren mit seinem „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ den Hauptpreis der Nebenreihe Un Certain Regard gewinnen konnte, war ein Publikumsliebling in Cannes, und es fällt nicht schwer zu sehen, warum das so ist. Mit dem großen finnischen Regiestar Aki Kaurismäki hat Kuosmanen einen gewissen erzählerischen Stoizismus gemein, ebenso wie einen ganz liebevollen Blick auf die Underdogs, die nicht unbedingt vom Glück geküsst sind. Aber sein filmischer Ansatz ist weniger statisch. Da ist immer Bewegung im Spiel, wenn er seiner unerschütterlichen Heldin Laura folgt, einer finnischen Architekturstudentin, die es nach Moskau verschlagen und sich dort verliebt hat in Irina, mit der sie mittlerweile zusammenlebt, auch wenn es da unausgesprochene Probleme gibt, wenn man Lauras zweifelnden Blicken Glauben schenken kann. Dafür spricht auch, dass Irina einen Rückzieher gemacht hat bei einer gemeinsamen Reise zu uralten Steinmalereien in der Nähe von Murmansk, ganz weit oben im Norden des Landes. Also fährt Laura alleine los: Abteil 6 - daher der Titel - wird fortan für den meisten Teil des Films ihr Zuhause sein. Teilen muss sie es mit Ljoha, einem bärbeißigen russischen Minenarbeiter, der zwar so wortkarg ist wie Laura, aber längst nicht so nach innen gekehrt, der etwas Geselliges hat, das ihr fehlt. Es wird viel Wodka getrunken und anderes Hochprozentiges, es wird geraucht und geschwiegen bei dieser Reise, mit Autos gefahren, die man bei uns nicht einmal mehr auf dem Schrottplatz annehmen würde, und doch findet sich ein unausgesprochenes Einverständnis zwischen diesen beiden Menschen, während der Zug mitten im Winter durch unwegsames, sprödes Gelände oder unansehnliche Industriegebiete tuckert. Es passiert nicht viel. Aber wie dieses Wenige passiert, nimmt einen ein für den Film und für seine Figuren, für die im Anschluss in Murmansk das eigentliche Abenteuer erst beginnt. Wenn Kuosmanen hier, am Ende der Reise, nicht so traumwandlerisch sicher immer das Richtige machen würde, hätte man einen Travelogue mit vielen starken Momenten. So aber ist ein Filmerlebnis aus einem Guss, das zu Herzen geht: Manchmal muss man erst am Ziel ankommen, um zu wissen, was der weitere Weg sein kann.

    Thomas Schultze.
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