Eigentlich wollte ich hier eine Bestenliste zusammenstellen mit Kinderserien, die auch schon für Kita- und Grundschulkinder solche Basics abdecken wie „es gibt auch Familien, in denen es zwei Mamas gibt“, die auch das LGBTQIA+-Spektrum von Familien- und Beziehungs-Konstellationen zeigen. Nur schade, dass es so gut wie keine gibt.
Wenn Kinder ab dem Alter von zwei, drei Jahren in die Mediennutzung eintauchen und sich auch so ihr Weltbild zusammenbauen, gibt es erstaunlich wenige Angebote, die lesbische oder schwule Familien-Realitäten zeigen, geschweige denn altersgemäß trans* oder intersexuelle Charaktere oder gender-hinterfragende Perspektiven. In der Kita meines Sohnes gibt es zwei weibliche Elternpaare, in seinen Lieblingsserien kein einziges.
Wer vorhat, seinen kleinen Kindern in der Medienzeit eine in dieser Hinsicht breite Perspektive auf unsere Realität zu vermitteln, muss im Grunde warten, bis die Kinder neun sind. Hier folgen die wenigen Beispiele von queeren Perspektiven in Serien für jüngere Kinder, die ich finden konnte. Weitere Tipps willkommen!
5 Kinderserien für Kita- und Grundschulkinder, die schwule, lesbische und weitere queere Realitäten repräsentieren
1. „Peppa Wutz“
Immerhin: Eine der weltweit größten Serien fürs Kindergarten-Alter führte in Staffel 7 (oder 9, je nach Zählung) auch ein lesbisches Elternpaar ein: In “Familien“ geht es um Familienbilder, und in dem Austausch in Peppas Spielgruppe erzählt Emmi Eisbär von ihren beiden Müttern: „Ich bin Emmi Eisbär. Ich lebe bei meinen beiden Mamas. Eine Mama ist Ärztin, und die andere Mama kocht Spaghetti. Ich liebe Spaghetti.“ <3
Als die Folge erschien, schrieben Medien weltweit darüber, und auch die üblichen Rechtskonservativen traten auf den Plan (zum Beispiel in Russland und den USA, in Italien wurde sogar ein Sendestopp gefordert). Dabei ist das einzige, was man Peppa Wutz hier vorwerfen kann, dass diese Figur erst in der siebten Staffel und auch nur für bislang zwei Folgen eingeführt wurde.
Peppa Wutz 'Familien' bei RTL+ im Stream
2. „Chips und Toffel“
Die Netflix-Animationsserie für Vorschulkinder erzählt von dem Mops-Mädchen Chips und ihrer geheimen Maus Toffel (im Original: Chip und Potato). In der zweiten Staffel (Folge 8, „Chips erstes Vorspielen“) zieht das schwule Zebrapärchen Roy und Ray Miller mit ihren Zwillingen Ron und Ruby im Nachbarhaus ein und wird von Chips Familie willkommen geheißen. Hier die Szene im Video:
Überhaupt kümmert sich die kanadische Serie zumindest in Ansätzen um Vielfalt: die Grundschule hat genderneutrale Toiletten, die Leiterin ist ein Schaf im Rollstuhl mit Regenbogensocken, und Chips Kumpel Nico, ein Panda, lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter.
Chips und Toffel im Stream bei Netflix
3. „Erdferkel Arthur und seine Freunde“
Hierzulande weitgehend unbekannt ist die kanadisch-US-amerikanische Animationsserie „Erdferkel Arthur und seine Freunde“, die auf dem US-Sender PBS als „Arthur“ schon seit 1996 einige Generationen von Kindern begleitet und mehrfach mit dem Emmy ausgezeichnet wurde. Im Auftakt zu Staffel 22, „Mr. Ratburn and the Special Someone“, heiratet der Lehrer Herr Rattenmeier einen Mann.
In Deutschland ist diese Folge aktuell nicht verfügbar, Amazon Prime listet zwei Staffeln für „Arthur“.
4. „The Bravest Knight“
Das Hulu-Original “The Bravest Knight“ (gestartet 2019) handelt von dem zehnjährigen Mädchen Nia, die Ritterin werden will – genau wie ihre beiden Väter, Sir Cedric und Prince Andrew. Ab null Jahren freigegeben, empfiehlt Common Sense die Serie ab fünf Jahren. Leider ist “The Bravest Knight“ nicht auf Deutsch verfügbar, und auch bei keinem hiesigen Streaminganbieter.
5. „Danger & Egg“
Die Emmy-prämierte Serie „Danger & Egg“ von 2017 ist der avancierteste Entwurf, LGBTQIA+-Themen in einer Kinderserie zu zeigen. Die Hauptfiguren des Amazon-Originals sind die queeren Charaktere D.D. Danger und ihr Freund Egg (ein Ei), unter den Nebenfiguren kommen unter anderem trans* Personen, eine nicht-binäre Person, ein Charakter mit zwei Vätern vor; es geht um Freundschaft und Empowerment.
Die US-amerikanische Elternratgeber-Plattform Common Sense empfiehlt die Serie ab sechs Jahren, das rasante Tempo könnte jüngere Kinder noch überfordern. Die einzige Staffel „Danger & Egg“ gibt es komplett in deutscher Synchro in der Flatrate von Amazon Prime.
Danger & Egg bei Amazon im Stream sehen
Ernie und Bert, „Frosch und Kröte“ und Co.
Und dann gibt es auch noch die Kinderfiguren, die als gleichgeschlechtliche Paare gelesen werden können (und mit Vergnügen gelesen werden), wie Ernie und Bert aus der „Sesamstraße“, Janoschs kleiner Bär und kleiner Tiger oder „Frosch und Kröte“ (Apple TV+). Auch das kann natürlich Kindern schon ein breiteres Bild von der Realität geben (und den zuschauenden Älteren Spaß machen), aber es ist eben nur eine kleine Normalisierung, wenn es nicht ausgesprochen wird.
Fortsetzung folgt: Queere Serien ab 9 Jahren
Und das war’s dann auch für ein Publikum jünger als circa neun Jahre. Im Grunde gibt es darunter nur zwei Kinderserien mit queeren Hauptfiguren, und davon ist eine in Deutschland nicht verfügbar. Für Kinder im weiteren Schulalter und für Teenager*innen gibt es dann schon etwas mehr Angebote für Lebensrealitäten und Identifikation, beispielsweise „Willkommen im Haus der Eulen“, „She-Ra“, „High-School Musical“ und “Heartstopper“ – davon mehr in der geplanten Fortsetzung des Artikels.
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