Zwischen Welten: Drama um die Freundschaft eines deutschen Soldaten und seines einheimischen Übersetzers im kriegsgeschüttelten Afghanistan.
In Feo Aladags („Die Fremde“) authentischem Kriegsdrama scheitert ein empathischer ISAF-Offizier in Afghanistan tragisch an der Militärbürokratie.
Nach mehreren US-Produktionen, etwa Robert Redfords „
Von Löwen und Lämmern„, hat die gebürtige Wienerin Feo Aladag mit „Zwischen Welten“ den ersten deutschen Kinofilm zum ewig schwelenden Konfliktherd Afghanistan inszeniert. Dabei interessiert sich die Deutscher-Filmpreis-Gewinnerin weniger für den Kriegsfilmaspekt, sondern für die Männer, die dort Dienst tun - und wie diese an Land und Leuten scheitern.
Aladags Held ist ein empathischer Bundeswehroffizier namens Jesper - authentisch verkörpert von Ronald Zehrfeld -, der sich, von Schuldgefühlen geplagt, zu einem zweiten Einsatz ins Krisengebiet meldet. Mit seiner Einheit soll er ein Dorf vor dem wachsenden Einfluss der Taliban schützen. Als Dolmetscher wird ihm der junge Afghane Tarik - er möchte mit Schwester Nala nach Deutschland auswandern - zur Seite gestellt. Mit Hilfe des jungen Mannes versucht er, das Vertrauen der skeptischen Dorfgemeinschaft und der verbündeten afghanischen Milizen zu gewinnen.
Nicht vereinen lassen sich Militärbürokratie und Kriegsalltag in diesem nuancierten, sorgsam recherchierten Film, in dem Wertewelten mit Wucht aufeinanderprallen. Mit deutscher Gründlichkeit wird versucht, Ordnung in vermeintliches Chaos zu bringen. Tarik, den der Laie Mohamad Mohsen, perfekt zum Leben erweckt, übersetzt nie wörtlich, was Jesper ihm vorgibt, der Anstand Älteren gegenüber verbietet ihm das ebenso wie sein Wissen um tradierte Gesprächsführung. Jesper wiederum dringt mit seinen Hilfsvorschlägen bei seinem Vorgesetzten - stark als Kommisskopf: Burghart Klaußner -nicht durch, weil diese laut Dienstvorschrift nicht zulässig sind.
Ein Dilemma, das zu unnötigen Todesfällen führt und Fragen von Nähe und Fremdheit, Vertrauen und Versagen aufwirft. Terror und Kampf bleiben weitgehend außen vor - wirken dann aber umso heftiger, wenn die Gewalt in sorgsam aufgebauten und inszenierten Actionmomenten explodiert. Aladag, zusammen mit Kamerafrau Judith Kaufmann auch Autorin, interessiert sich zudem für den schwierigen afghanischen Alltag, besonders den der Frauen, den sie an Hand der Studentin Nala (Saida) beschreibt. Die Wichtigkeit von Bildung wird immer wieder betont, zum gegenseitigen Verständnis aufgerufen, das Problem der patriarchalischen Strukturen herausgearbeitet und auf das fehlende Wissen um afghanische Traditionen und Gepflogenheiten hingewiesen.
Stark lebt das an Originalschauplätzen in Afghanistan realisierte Drama von der sorgfältigen Bildgestaltung, die Schönheit, Grauen und Angst gleichermaßen einfängt, zur Authentizität trägt zudem das stimmige Produktionsdesign von Silke Buhr („
Kokowääh„) bei. Streckenweise vielleicht etwas zu didaktisches und ausgewogenes, auf alle Fälle aber packendes, kluges und differenziertes Kino. geh.