Bereits vor über 100 Jahren entwickelte der Philosoph und Esoteriker Rudolf Steiner die Lehre der Anthroposophie. Schnell verbreiteten sich seine Ideen in Pädagogik, Kultur, Landwirtschaft und Medizin. Die heute wohl bekannteste Manifestierung fanden sie in den Walddorfschulen. Die Dokumentation zeigt exemplarisch eine Lehrerin dieser Schulen ebenso wie andere Verfechter Steiners Lehren, wie z.B. Musikkünstler und die Organisatoren der Sekem Farm in Ägypten und des Hofs Rheinau.
Zwischen Himmel und Erde - Anthroposophie heute Kritik
Zwischen Himmel und Erde - Anthroposophie heute: Dokumentation die sich um einen neutralen Blick auf Rudolf Steiners Lehre der Anthroposophie bemüht.
Humanistische Lebensweise oder dogmatische Sekte? Christian Labhart erforscht die heutige Anthroposophie zwischen Bewunderung und Ablehnung der Lehren Rudolf Steiners.
Schon seine 2006 erschienene Dokumentation „Zum Abschied Mozart“ über ein Schweizer Chorprojekt entstand an der Steinerschule Wetzikon und auch die mittlerweile erwachsenen Kinder des Regisseurs Christian Labhart absolvierten erfolgreich diese Einrichtung, ohne im späteren Leben dadurch unter oftmals befürchteten Nachteilen zu leiden. Somit hat der Schweizer Filmemacher keinen Grund, bei seinem Porträt der Anthroposophie Rudolf Steiners sonderlich kritische Töne anzuschlagen. Doch bei seinem Streifzug durch dessen angewandte Lehren in Bildungswesen, Kultur und Landwirtschaft (die Medizin bleibt außen vor) gelingt Labhart ein neutraler Ansatz, der seine Interviewpartner nicht nur nach Begeisterung aussucht, sondern auch ablehnenden Haltungen Platz einräumt, um ausgewogen die Kontroversen rund um das spirituelle Gedankengebäude zu schildern.
Die über 100 Jahre alte Anthroposophie kommt heute in Praxisfeldern wie der biodynamischen Landwirtschaft, der Pädagogik in Waldorfschulen und der eurythmischen Kunst zum Ausdruck. Labhart schaut einer Lehrerin vor ihrer Klasse und beim Schulwandern über die Schulter, betrachtet das Organisationsmodell des Hofs Rheinau und der Sekem Farm in Ägypten, spricht mit einem Künstler, der experimentelle Musiktheaterstücke entwickelt und einigen anderen Anthroposophen. Menschen, welche die Lehren ihres Vordenkers nicht nur anwenden, sondern auch kritisch weiterentwickeln - oder sogar ganz ablehnen. Bei diesem Streifzug kommen zwar alle Themen zur Sprache - darunter auch das Sektiererische, rassistische Tendenzen und die rigide Haltung zur Sexualität - doch manchmal hätte man sich eine Vertiefung gewünscht: Die Beteiligten geben bereitwillig Auskunft, aber mitunter fragt Labhart bei entscheidenden Punkten nicht nach. So bleibt eine Übersicht, die ein gewisses Vorwissen erfordert, eine unkommentierte Revue esoterischer und zum Teil erheblich skurriler Praktiken, deren tieferer Sinn nicht immer offenbar wird. Dennoch nimmt einen der Film auf einen interessanten und schillernden Ausflug in eine alternative Lebensanschauung mit ihrem ausgeprägten Humanismus mit. tk.