The Messenger - Die letzte Nachricht: Prägnantes Drama über einen jungen US-Soldaten, der die letzten Monate seines Dienstes damit verbringt, Angehörige darüber zu informieren, dass Familienmitglieder im Irak gefallen sind.
Gut beobachtetes, eindringliches und unspektakuläres Drama von den Nachwehen von Kriegseinsätzen. Oren Moverman erzählt von zwei Soldaten, die die Angehörigen darüber informieren, dass ihre Familienmitglieder gefallen sind.
John Wayne ist tot. Die Tage von guts & glory sind im Kriegsfilmgenre gezählt. „This is the end“ singt Jim Morrison in „Apolcalypse Now“, derweilen der Urwald in Flammen aufgeht. Der Vietnam-Heimkehrer Jon Voight sitzt im Rollstuhl und Christopher Walken jagt sich in „Die durch die Hölle gehen“ beim russischen Roulette eine Kugel durch den Kopf. Die Front hat die Heimat längst erreicht, Präsident Bush den Feind im eigenen Land ausgemacht und dem Terror den Krieg erklärt. Mit dem Ergebnis, dass weltweit wieder vermehrt Amerikaner fallen und Leute wie Sergeant Will Montgomery reichlich zu tun bekommen. Drei Monate muss der Soldat noch ableisten, im Nahen Osten hat er gekämpft, dort wurde er mehrfach verwundet. Nun soll er den Rest seiner Dienstzeit beim Casualty Notification Office tun. Hinter dem Euphemismus verbirgt sich jene Stelle, die die Angehörigen gefallener Soldaten vom Ableben derer Familienmitglieder informiert. Und weil auch hier alles streng nach Vorschrift abläuft, bekommt Will mit Captain Stone einen Offizier zur Seite gestellt, der ihn in die Feinheiten dieser „Dienstleistung“ einführt.
Der in Tel Aviv geborene Regie-Debütant Oren Moverman, Drehbuchautor von „I’m Not There“, gehört wie Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando“), zur neuen Generation von Filmemachern, die den (Irak-)Krieg weniger dramatisieren, anstatt versuchen, dessen Folgen so realistisch wie möglich abzubilden. Ihre Helden sind versehrt, im Herzen und in der Seele, verwundet in „Hearts and Minds“ (so der Titel vom Peter Davis‘ vielfach ausgezeichneter Vietnam-Dokumentation). Der unmittelbare Kampf, das heroische Sterben wird ausgeblendet, geblieben sind leere Rituale, Kasernenhofdrill und -ton.
Wie ein Zombie versieht Will, eindringlich gespielt vom Ben Foster („X-Men: Der letzte Widerstand“), seinen Job, assistiert und gelenkt vom wie aus dem Ei gepellten Stone (gewohnt souverän: Woody Harrelson). Rasiermesserscharf sind die Bügelfalten ihrer Uniformen, perfekt sitzen die Baretts. Nach Dienstschluss aber fließt der Alkohol, der Schmerz muss irgendwie betäubt werden. Ein wahres „Todesschwadron“ sind sie, lacht der Captain, der sich mit Barmädchen vergnügt, während sich sein Partner in eine junge Soldatenwitwe (Samantha Morton) verliebt.
Es passiert wenig in „The Messenger - Die letzte Nachricht“. Der Regisseur begleitet seine Helden lediglich bei ihren Einsätzen. Ist ein normales Leben nach dem Wahnsinn Krieg überhaupt noch möglich? Integriert die Gesellschaft ihre Krieger wieder? Trauer, Wut, Verwirrung wohin man schaut, merkwürdig leblos wirken die Vorstädte, die die beiden Todesengel bereisen. Nervös, hektisch wird Bobby Bukowskis Kamera, die sonst so ruhig, so gefasst dahin gleitet, nur bei der Übermittlung der traurigen Nachrichten. Den Friedensfilmpreis und einen Silbernen Bären für das Drehbuch von Moverman und Allesandro Camon gab es auf der Berlinale 2009 ganz zu Recht für das anrührende Drama. geh.