Tatort: Unter Kriegern: Faszinierender Kriminalfall voll neurotischer Charaktere von Starregisseurin Hermine Huntgeburth
Die Redaktion des Hessischen Rundfunks ist sich Produzent genug. Das mag eine gewisse Experimentierfreude erklären. Für den siebten Fall des Frankfurter „Tatort“-Teams Jannecke und Brix hat sie sich wieder mit der herausragenden Hermine Huntgeburth als Regisseurin und ihrem langjährigen Mitstreiter Volker Einrauch als...
Darsteller und Crew
Regisseur
Darsteller
- Margarita Broich,
- Wolfram Koch,
- Golo Euler,
- Stefan Konarske,
- Juri Winkler,
- Lina Beckmann,
- Marek Harloff,
- Bruno Cathomas,
- Zazie de Paris
Drehbuch
Musik
- Biber Gullatz,
- Andreas Schäfer
Kamera
Schnitt
Casting
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Kritikerrezensionen
Tatort: Unter Kriegern Kritik
Faszinierender Kriminalfall voll neurotischer Charaktere von Starregisseurin Hermine Huntgeburth
Die Redaktion des Hessischen Rundfunks ist sich Produzent genug. Das mag eine gewisse Experimentierfreude erklären. Für den siebten Fall des Frankfurter „Tatort“-Teams Jannecke und Brix hat sie sich wieder mit der herausragenden Hermine Huntgeburth als Regisseurin und ihrem langjährigen Mitstreiter Volker Einrauch als Drehbuchautor verstärkt, die beide schon Fall drei betreuen durften. Leicht verstörend ist auch „Unter Kriegern“ geraten. Im Keller eines Sportleistungszentrum wird die Leiche eines Jungen mit Migrationshintergrund gefunden, der dort über Tage eingesperrt war und verdurstet ist. In Verdacht gerät der verhaltensauffällige Hausmeister, der bei einem noch auffälligeren Therapeuten sein Aggressionspotenzial zu dämpfen versucht. Es gibt aber auch den zwanghaft ehrgeizigen Leiter des Sportzentrums, der einer dysfunktionalen Familie aus unterdrückter Ehefrau und emotional eingeschränktem Stiefsohn vorsteht, die sich alle ihrerseits verdächtig machen. Mehr als ein Krimi ist dieser Tatort eine sorgfältig durchdachte Laboranordnung aus neurotischen Charakteren geworden, die eine seelenlose Vorstadtparabel von bedrückender Herzlosigkeit exerzieren. Von Margarita Broich als Kommissarin über Golo Euler als traumatisiertem Ehrgeizling bis zu Juri Winkler, der Oskar aus „Rico, Oskar und die Tieferschatten“, als soziopathischem Mitschüler des Opfers, sind alle Rollen hervorragend besetzt und schrecklich überzeugend mit Leben erfüllt. Das leicht skurrile Geschehen, das beim Zuschauer wachsendes Unbehagen auslösen dürfte, gipfelt in immer neuen dramatischen Wendungen, weil das Kriminalistenduo konsequent daneben oder hinterher ermittelt. Die stilisierten Vorstadtlandschaften tun ihr übriges, um den Realitätsbezug der deprimierenden Handlung theaterhaft zu untergraben. Große Faszination und Lust am Neuen ist dem Hessen-„Tatort“ einmal mehr nicht abzusprechen. Womöglich honorieren nicht alle „Tatort“-Gucker das ambitionierte Experiment. uh.
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