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Tatort: Blind Date


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Tatort: Blind Date: Dritter "Tatort" mit Heike Makatsch als Ellen Berlinger, zum zweiten Mal ist sie in Mainz mit Sebastian Blomberg als Kollege im Einsatz.

Tatort: Blind Date

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Ute Wieland
Produzent
  • Marc Müller-Kaldenberg,
  • Pascal Nothdurft
Darsteller
  • Heike Makatsch,
  • Sebastian Blomberg,
  • Henriette Nagel,
  • Jan Bülow,
  • Jule Böwe,
  • Anica Happich
Drehbuch
  • Wolfgang Stauch
Kamera
  • Cornelia Janssen

Kritiken und Bewertungen

5,0
3 Bewertungen
5Sterne
 
(3)
4Sterne
 
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3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

  • Tatort: Blind Date: Dritter "Tatort" mit Heike Makatsch als Ellen Berlinger, zum zweiten Mal ist sie in Mainz mit Sebastian Blomberg als Kollege im Einsatz.

    Dritter „Tatort“ mit Heike Makatsch als Ellen Berlinger, zum zweiten Mal ist sie in Mainz mit Sebastian Blomberg als Kollege im Einsatz.

    Es gibt nicht viele männliche Autoren, die so starke weibliche Krimifiguren schreiben wie Wolfgang Stauch. Gerade für den „Tatort“ hat er in den letzten Jahren einige hochinteressante Protagonistinnen erschaffen, darunter die Stasi-Venusfalle in „Der Tod der Anderen“ (2021, Köln), die Heckenschützin in „Du allein“ (2020, Stuttgart) oder den frühreifen weiblichen Teil des Jugendduos „Leonessa“ (2020, Ludwigshafen). Aus Stauchs Feder stammt auch die ebenfalls für den SWR entstandene Minireihe „Emma nach Mitternacht“ (2016) mit Katja Riemann als Radiopsychologin. Für „Blind Date“ hat er sich gleich zwei starke Frauen ausgedacht. Der dritte Fall für die Mainzer Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) bedient sich des Krimimotivs der blinden Zeugin: Rosa Münch (Henriette Nagel) hat gehört, wie ein Mann und eine Frau eine Tankstelle überfallen und dabei den Kassierer erschossen haben. Den beiden war offenbar nicht klar, dass Rosa sie anhand ihrer Stimmen identifizieren kann; Berlinger fürchtet daher, dass das Pärchen versuchen wird, die Ohrenzeugin zu beseitigen. Die Studentin verbittet sich trotzdem jeden Polizeischutz und sucht im Gegenteil sogar die Gefahr: weil sich ihr endlich die Möglichkeit bietet, aus ihrem überbehütenden Elternhaus auszubrechen.

    Der Krimi fasziniert auf gleich mehreren Ebenen, aber der größte Reiz liegt zunächst in Rosas Wahrnehmung der Welt. Sie besitzt noch ein Prozent Sehkraft; wenn die Kamera (Cornelia Janssen) ihre Perspektive übernimmt, reduziert sich das Dasein auf eine allumfassende Schwärze mit hellen Flecken. Rosas Augen sind die Ohren und die Nase. Stauch stilisiert sie zwar nicht zur Superheldin, erfreut aber dennoch durch diverse Details, weil sie zum Beispiel plausibel begründen kann, warum das Motorrad des Pärchens eine Geländemaschine war. Als Knüller entpuppt sich jedoch die Identifikation des Geruchs, den sie aufgeschnappt hat: Das Duo hat 500 Euro erbeutet; gerade mal doppelt so viel, wie das teure Parfüm der Täterin kostet.

    Inspiration für die Geschichte war das „Affluenza“-Phänomen, eine besondere Form der Wohlstandsverwahrlosung, die immer wieder mal Krimithema ist: Jugendliche aus vermögendem Elternhaus sind derart gelangweilt von ihrem Dasein, dass sie Verbrechen begehen, um einen besonderen Kick zu erleben. Stauch lässt sein Ermittlerduo - Sebastian Blomberg hat diesmal deutlich mehr Spielmaterial als in „Zeit der Frösche“ (2018) - über den Fall Ethan Couch sprechen. Der amerikanische Teenager hat 2013 betrunken mit seinem Auto vier Menschen getötet, ist jedoch mit einer Bewährungsstrafe davongekommen, weil das Gericht die Ansicht der Verteidigung teilte, er leide unter der Wohlstandskrankheit Affluenza: Seine Eltern hätten ihm nie Grenzen gesetzt. Vor diesem Hintergrund entwirft Stauch einen reizvollen Kontrast: hier Rosa, die sich endlich vor allem von ihrem Helikoptervater (Rainer Furch) befreien will, dort die gleichaltrige Sophie (Anica Happich), die in jeder Hinsicht das Gegenteil verkörpert.

    Die Konfrontation der beiden jungen Frauen ist ohnehin der Höhepunkt des Films: Henriette Nagel und Anica Happich sorgen dafür, dass die entsprechenden Szenen nicht nur wegen ihrer teilweisen Freizügigkeit weitaus interessanter sind als der Handlungsstrang mit Berlingers Privatleben. Die Kommissarin ist als alleinerziehende Mutter völlig überfordert. Nagel und Happich versprühen dagegen eine geradezu ansteckende Energie. Es macht sehr viel Spaß, dabei zuzuschauen, wie die jungen Frauen auf dem Motorrad durch Mainz rasen und der Polizei ein Schnippchen schlagen. Regisseurin Ute Wieland hat Henriette Nagel vor vielen Jahren für den Kinofilm „Freche Mädchen“ (2008) entdeckt. Beide Schauspielerinnen sind klasse, aber Happich ist als böses Mädchen ein echtes Ereignis.

    Tilmann P. Gangloff.
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