Eigentlich erzählt Super 8 zwei Geschichten. Die eine ist irgendwo im Science-Fiction- oder Horror-Sujet angesiedelt. Wo genau, lässt Super 8 erstmal offen: was der Zug geladen hatte, ob und wie es sich befreien konnte und welche Motive die Army verfolgt, bleibt lange im Dunkeln. Genau hier liegt eine große Stärke des Films. Regisseur J.J. Abrams und Produzent Steven Spielberg spielen geschickt mit der Erwartungshaltung der Zuschauer, sie gehen natürlich davon aus, dass man bereits den ein oder anderen Kinofilm gesehen hat. Independence Day etwa, Transformers, Outbreak oder Hulk. Und dementsprechend kann man sich alles mögliche als Ursache der mysteriösen Ereignisse vorstellen, vom feindseligen Alien über ein Killervirus bis hin zu einem außer Kontrolle geratenen Militärexperiment.
So spannend Super 8 in diesem einen Punkt lange bleibt, so belanglos tröpfelt leider die restliche Handlung vor sich hin. Und die Figuren bleiben sehr eindimensional. Dass beispielsweise Joe (Joel Courtney), einer der Jungs und wohl sowas wie die Hauptfigur, gleich in der ersten Sequenz des Films die erfährt, dass seine Mutter bei einem Arbeitsunfall im örtlichen Stahlwerk ums Leben gekommen ist, spielt später kaum mehr eine Rolle. Nur in ein paar Szenen wird angedeutet, dass der Halbwaise es mit seinem jetzt alleinerziehenden Vater, dem Deputy des Ortes, nicht ganz leicht hat. Auch die zarte Romanze, die sich zwischen Joe und Alice anbahnt, und der daraus resultierende Konflikt mit seinem Freund Charles wird allzu schnell abgehandelt.
Auch ästhetisch lässt Super 8 die nötige Liebe zum Detail vermissen. Der Film wirkt zu modern, um erkennbar Ende der 1970er Jahre zu spielen. Besonders deutlich wird das bei dem Zugunglück, das spektakulär in Szene gesetzt ist, sowie in einigen Szenen am Ende des Films. Denn selbstverständlich lassen die CGI-Effekte in bester Actionfilm-Manier so gar kein 70er-Jahre-Flair aufkommen.
Viel interessanter, aber leider zur Nebenhandlung degradiert, ist ohnehin die zweite Geschichte, die Super 8 erzählt. Eine Geschichte über junge Filmemacher, wie J.J. Abrams und Steven Spielberg es einmal waren. Man kann sich gut vorstellen, dass die beiden Hollywood-Größen den Film auch als Hommage an ihre jungen Jahre sehen, in denen sie selbst mit Super-8-Kameras ihre ersten Filme gedreht haben.
Der Ehrgeiz und der Enthusiasmus, mit dem die Jungs ihren Film im Film produzieren, ist auch das, was sie am besten charakterisiert. Denn ansonsten erfährt man nicht viel oder besser gesagt: viel zu wenig über die Protagonisten von Super 8. Wie sie jedoch ihr Super-8-Projekt auch nach dem Zugunglück nicht aufgeben, sogar das beste aus der Situation machen und das Militär sowie die Unglücksstelle in ihr Werk einbauen: das macht sie dann doch ganz sympathisch. Allerdings fragt man sich auch hier zunächst, warum die Jungs auf vermeintlich veraltete 8-mm-Kameras zurückgreifen dass wir uns in einer Zeit weit vor der Digitalfotografie, YouTube oder After Effects befinden, ist nämlich nicht unbedingt ersichtlich.
Eine richtig gute Idee hatten Abrams und Spielberg für ihren Abspann. Da zeigen sie nämlich den auf Super 8 gedrehten Zombie-Kurzfilm der Jungs in voller Länge und der versprüht trotz richtig schlechter Special Effects den Charme, den Super 8 vermissen lässt.
Fazit: Große Namen, wenig Charme: Super 8 ist einer dieser Filme, die man sich ganz gut anschauen kann, die man aber nicht wirklich gesehen haben muss.