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Stunden der Entscheidung - Angela Merkel und die Flüchtlinge

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Stunden der Entscheidung - Angela Merkel und die Flüchtlinge: Das fesselnde Dokudrama rekonstruiert die Ereignisse vom 4. September 2015, als Angela Merkel die Grenze für Flüchtlinge aus Syrien öffnen ließ. In kritischen Porträts wird Angela Merkel gern als zaudernde Regierungs-Chefin charakterisiert, die unbequeme Entscheidungen so lange wie möglich hinauszögert. Deshalb sticht dieser eine Moment aus den Jahren ihrer Kanzlerschaft heraus: In der Nacht vom 4. auf den 5....

Poster

Stunden der Entscheidung - Angela Merkel und die Flüchtlinge

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Darsteller
  • Emre Aksizoglu,
  • Stefan Mehren,
  • Tilla Kratochwil,
  • Gerhard Meseke,
  • Manfred Callsen
Musik
  • Robert Moser
Kamera
  • Martin Christ,
  • Dirk Heuer,
  • Facundo Altube
Schnitt
  • Ramin Sabeti

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

  • Das fesselnde Dokudrama rekonstruiert die Ereignisse vom 4. September 2015, als Angela Merkel die Grenze für Flüchtlinge aus Syrien öffnen ließ.

    In kritischen Porträts wird Angela Merkel gern als zaudernde Regierungs-Chefin charakterisiert, die unbequeme Entscheidungen so lange wie möglich hinauszögert. Deshalb sticht dieser eine Moment aus den Jahren ihrer Kanzlerschaft heraus: In der Nacht vom 4. auf den 5. September 2015 fasste sie den Entschluss, die deutsche Grenze für syrische Flüchtlinge zu öffnen. Christian Twentes Film „Stunden der Entscheidung“ rekonstruiert die Ereignisse in einer mit packender Thriller-Musik unterlegten Parallelhandlung: hier ein zunächst ganz normaler Tag im Leben einer Bundeskanzlerin, dort die vielen Menschen, die über die Balkanroute vor dem Krieg in Syrien geflohen und zu Hunderten im Budapester Bahnhof gestrandet sind.

    Twente hat zwar zuletzt Dokudramen über Karl Marx (mit Mario Adorf) und Uli Hoeneß (mit Thomas Thieme) gedreht, aber er ist in erster Linie ein Dokumentarist, der Spielszenen nutzt, um die Leerstellen des Archivmaterials zu schließen. In diesem Fall ist das jedoch besonders interessant, weil „Stunden der Entscheidung“ ins Zentrum der Macht vorstößt. Der im Auftrag der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte entstandene Film (Drehbuch: Sandra Stöckmann, Marc Brost) wäre wegen der Einblicke in den Regierungsalltag auch ohne die ungarische Ebene sehenswert. Zum Glück hat Twente bei der Besetzung der zentralen Rolle auf vordergründige Verblüffungseffekte verzichtet und kein Merkel-Double gewählt, sondern mit Heike Reichenwallner eine erfahrene Schauspielerin. Ihre Leistung als sympathische, humorvolle Kanzlerin hat maßgeblichen Anteil an der Qualität des Films, denn sie ist ausdrücklich keine Lückenbüßerin. Für die Darsteller um sie herum gilt das eher weniger. Mit Ausnahme von Gerhard Meseke als Peter Altmaier sind die Ähnlichkeiten mit den bekannten Protagonisten des Berliner Polit-Betriebs teilweise nicht mal flüchtiger Natur, sodass ihre Identität oft erst durch die Kombination mit dem Archivmaterial deutlich wird.

    Das ist jedoch nicht weiter wichtig, weil neben Reichenwallner/Merkel alle anderen ohnehin nur Stichwortgeber sind. Ungleich bedeutsamer ist die schlüssige Kombination der drei unterschiedlichen Ebenen - Spielszenen, Interviews mit Entscheidungsträgern wie Thomas de Maizière oder Sigmar Gabriel sowie Ausschnitte aus TV-Sendungen und anderen Quellen - zu einem Gesamtwerk, das der Dramaturgie eines Spielfilms entspricht. Dafür sorgt nicht zuletzt die Konzeption mit den beiden Parallelerzählungen: Während die Kanzlerin in ihrer Limousine quer durch die Republik Termine abarbeitet und sich immer wieder auf den neuesten Stand der Entwicklung in Ungarn bringen lässt, formieren sich dort die Flüchtlinge zum „March of Hope“ und wandern über die Autobahn Richtung österreichische Grenze.

    Die ungarischen Szenen sind so gut rekonstruiert, dass die Übergänge zwischen Schein und Sein fließend sind. Obwohl bekannt ist, wie die Geschichte ausging, ist es Twente gelungen, auch diese Ebene spannend zu gestalten: Die ungarische Regierung bietet den Geflüchteten an, sie mit Bussen zur Grenze zu bringen, aber die Menschen fürchten, dass sie in Wirklichkeit in ein Lager transportiert werden sollen. Gleichzeitig sucht Merkel in vielen Telefonaten nach einer Lösung. Als sie am späten Abend dieses turbulenten Tages endlich in ihrer Privatwohnung zur Ruhe kommt, erlauben sich Buch und Regie die vermutlich einzige künstlerische Freiheit des Films: Die Kanzlerin erinnert sich an die Bilder vom 9. November 1989, als ihre Mitbürger über die Grenze in den Westen strömten. Der Film könnte nun mit einem Happy End schließen: Die Syrer werden am Münchener Bahnhof herzlich von den Deutschen empfangen. Twente fügt jedoch noch einen Epilog an, der daran erinnert, dass die Willkommenskultur irgendwann in ihr Gegenteil umgeschlagen ist. tpg.
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