Kriegerin des Lichts: Berührender und inspirierender Dokumentarfilm über die Menschenrechtsaktivistin Yvonne Bezerra de Mello und einige ihrer Schützlinge aus den Favelas.
Karneval, Samba und Lebensfreude an der Copacabana. Dieses Bild bekommt Risse in Monika Treuts Dokumentation über die Schriftstellerin und Bildhauerin Yvonne Bezerra de Mello, die sich nicht nur politisch für die Rechte von Straßenkindern engagiert, sondern auch mit ihnen in den Favelas arbeitet.
Mitten im Karnevalsumzug tanzt eine Gruppe „
Kinder des Lichts“ (Ueré) aus der Favela von Maré, sie haben Spaß an der Sache, es scheint ihnen gut zu gehen. Einen Steinwurf weiter breiten sich Slums und Armut aus. Dass sie überhaupt eine Perspektive haben, ist Yvonne Bezerra de Mello zu verdanken, eine von neun Frauen, die von der UNESNCO als „Femme Lumière“ des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet wurde. Die durchsetzungsfähige 53-Jährige aus der Oberschicht entwickelte im Laufe der Jahre das politisch-pädagogische Programmm „Projeto Ueré“, das Kindern die Möglichkeit gibt, dem Teufelskreis von Drogen, Alkohol, Prostitution und Verbrechen zu entkommen. Auslöser war der Mord an acht Straßenkindern durch die Militärpolizei im Jahre 1993. Seitdem teilt sich die Menschenrechtlerin auf zwischen ihrer bürgerlichen Existenz und der Kräfte zehrenden Hilfe für die schwächsten Außenseiter der brasilianischen Gesellschaft, von vielen als Abfall betrachtet. Monika Treut, bisher primär durch Gender-Filme bekannt wie „Female Misbehavior“ oder „Gendernauts“ entwirft nicht nur das Porträt einer erstaunlichen Persönlichkeit, sondern zeichnet gleichzeitig das Schicksal brasilianischer Kinder, die von ihren Ängsten und Sehnsüchten erzählen, wie beispielsweise ein Überlebender des Massakers von 1993, ein HIV-positiver 13-Jähriger oder ein Mädchen, das von einer Zukunft als Anthropologin träumt. Sie alle fanden in den drei Häusern des Projekts Schutz, lernen Lesen und Schreiben, erhalten Schularbeiten-Hilfe und Aufklärung über Drogen und Safer Sex. Ein „Dritte-Welt-Thema“ wird hier nicht in üblicher Larmoyanz und Betroffenheit behandelt, sondern als Aufruf, im Kleinen die Welt zu verändern. Kästner hatte schon Recht: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. mk.