Nicht von ungefähr hat Shane Black auch gleich Story und Script für sein Regiedebüt Kiss Kiss, Bang Bang mitgeliefert. Denn vor allem als Drehbuchautor hat er sich einen Namen gemacht. Mit Lethal Weapon prägte Black das Subgenre des Buddy-Action-Movies mit, und auch weitere Reißer aus seiner Feder wie Last Action Hero und The Long Kiss Goodnight zeigen, woher der Wind weht. Scheinbar zumindest. Denn neben einer Actionkomödie liefert er gleich einen verzwickten Noir-Krimi mit deutlichen Anleihen bei Raymond Chandler (z.B. mittels Titelzitaten der Zwischenüberschriften) sowie eine Satire auf das Hollywood-Business, gespickt mit einer deftigen Portion selbstreflexiven Humors, mit.
Überbordend, könnte man das nennen, und bei allen brillanten humoresken Ideen, die den Kiss Kiss, Bang Bang durchziehen wie Perlen auf einer Kette, geht der Film insofern in die Hose, als er kein Stück ergibt. Die verschiedenen Elemente heben sich gegenseitig auf: der komplizierte Krimiplot geht in den treffenden Beobachtungen der Traumindustrie unter, die erstaunlich spärliche Action verpufft vor der Liebesgeschichte. Geradezu ärgerlich wird es, wenn das Thema Kindesmissbrauch zuletzt auch noch völlig aufgesetzt und ohne Timing hier und da nachgeschoben wird, um so etwas wie Dramatik vorzutäuschen.
Nichtsdestotrotz glänzt der Film, von Black solide in Szene gesetzt, bei den kleinen Gags. Sei es auf Kosten des Showgeschäfts mit all seinem Zynismus, Falschheit und Ellenbogenmentalität, in dem sich Black offenbar recht gut auskennt, sei es in der Eigenironie, die den Film als solchen ausstellt. Da führt sich Harry selbst als Erzähler ein, verscheucht Figuren, die ihm bei der erzählten Rückblende vor der Kamera stehen und beruhigt zum Epilog aus dem Off: Auch her habe Herr der Ringe Teil 3 gesehen, also keine Angst vor zu ausufernden Enden! Auch sonst versteht es Black, die mit seinen eigenen Erfolgsskripten etablierten Standartelemente auf die Schippe zu nehmen, seien es die coolen Sprüche der Helden oder das Erpressen von Informationen aus mörderischen Halunken. Letztere kommen dabei auch schon mal aus Versehen ums Leben, ganz nach Tarantinos Art, wie auch allerlei garstige wie geschmacklose Späße (wenn Harry, ebenfalls unbeabsichtigt, der Finger abgequetscht wird oder nach der Gefangennahme durch die Gangster per Elektroschocks die Genitalien malträtiert werden) für den Moment funktionieren.
Dann wiederum kann Robert Downey Jr. auch noch so bravourös den großmäuligen Chaoten-Helden mit Herz geben, gegen den Flickenteppich des Skripts kommt er einfach nicht an, denn der färbt leider auch auf die Figuren ab. So ist Harry auf der einen Seite ein Dieb und Aufreißer, dann plötzlich wieder der empfindsame Loser mit moralischem Impetus. Weder für das eine, noch für das andere hat der Film aber ausreichend Zeit oder Interesse. Auch Val Kilmer, der sich als schwuler Private Eye mit lässiger Ruhe und mächtiger (auch körperlicher) Präsenz an John Travolta heranspielt, bekommt nur ungenügend Raum.
Und trotzdem: Auch wenn Kiss Kiss, Bang Bang vor lauter Ideenfülle kaum atmen kann, zu viel auf einmal will und keinen eigenen Ton findet, so entschädigt doch ganz gehörig der beschwingte Enthusiasmus, mit dem da frei von der Leber weg fabuliert wird. Allein der dämliche Titel zeugt von Mut. Und wenn zum Schluss der er-/angeschossene Percy doch wieder auf wundersamer Weise lebt, der Erzähler das als Klischee-Kram erkennt und prompt gleich alle anderen Toten des Films hereinspazieren lässt, darüber hinaus noch Präsident Lincoln und Elvis, dann kann man diesem wüsten Quarkstreifen gar nicht ernsthaft wegen irgendwas böse sein.
Fazit: Drehbuchautor Blacks Regiedebüt will Buddy-Movie-Actionkomödien-Noirkrimi-Showbizsatire sein und bleibt Flickschusterei, die dank der Schauspieler, Verve und sprühender Gags trotzdem Spaß machen kann.