Karate Kid von Regisseur Harald Zwart hält sich in wesentlichen Punkten der Geschichte und in der zentralen Aussage an den gleichnamigen Klassiker von 1984. Diesmal aber verschlägt es den Heranwachsenden, der mit seinen zwölf Jahren deutlich jünger ist als im Originalfilm, von Amerika nach China. Dort erhält er Unterricht in chinesischer Kultur und folglich auch im heimischen Kampfsport Kung Fu, nicht im japanischen Karate. Der Coming-of-Age-Film ruht zum großen Teil auf den Schultern des Hauptdarstellerpaars Jaden Smith und Jackie Chan, den Rest übernehmen die stimmungsvollen Drehorte, etwa auf der Chinesischen Mauer.
Aus beruflichen Gründen verlässt die Afroamerikanerin Shelley Parker, gespielt von Taraji P. Henson, die Stadt Detroit mit ihrem Sohn Dre und zieht nach Peking. Der Junge mit den kleinen Zöpfchen, die in seinem Nacken baumeln, ist seit einiger Zeit Halbwaise. Weil er noch nicht genügend Chinesisch gelernt hat, knüpft er in Peking gleich neugierig Kontakte, indem er die Leute auf Englisch anspricht. Sein Glück, dass die meisten das gut können so auch Mr. Han, der Hausmeister der Mietwohnung, die Dre mit seiner Mutter bezieht. Weil Dre von Cheng, einem Jungen aus seiner Klasse, der ins Kung-Fu-Training geht, und von dessen Freunden gemobbt und geschlagen wird, nimmt Mr. Han den verzweifelten Jungen unter seine Fittiche: Er will ihn persönlich trainieren, damit er den aggressiven Schülern auf dem Kung-Fu-Turnier gegenübertreten kann.
Die Kampf-Action, vor allem auch in den Verfolgungsszenen am Anfang des Films, spart nicht mit Brutalität. Und das Kung-Fu-Turnier am Schluss hat, mit seinem großen Publikum und der aufgeheizten Stimmung, Ähnlichkeit mit diesen Street-Fighting-Wettbewerben, die man inzwischen aus dem Kino kennt. Die Trainingsszenen mit Mr. Han jedoch, schön choreografiert und von beeindruckender Vielfalt, haben eine geschmeidige, manchmal meditative Eleganz. Der elfjährige Jaden Smith lernte für seine Rolle Kung Fu bei Chans Stuntkoordinator. Mr. Han bringt, ähnlich wie der Lehrer im Originalfilm, seinem Schützling aber auch bei, dass Kung Fu mehr ist als ein Kampfstil. Dre lernt Philosophisches über die Lebensenergie Chi und er fährt zum Berg der Mysterien, wo er einer großen Meisterin zusieht.
Jackie Chan soll sich persönlich dafür eingesetzt haben, dass das Filmteam an traditionsreichen Orten drehen durfte, wie der Verbotenen Stadt und der Chinesischen Mauer. Der Dreh in China erweist sich wegen der Magie dieser Orte als sehr glückliche Entscheidung der Filmemacher, um den Bildungsprozess des Jungen atmosphärisch anzureichern. Interessantes Lokalkolorit bieten auch Szenen aus den gut besuchten Pekinger Parks und vom romantischen Qixi-Fest.
Jaden Smiths Eltern Will und Jada sind Produzenten dieses Films, und das ist wohl der Hauptgrund, warum der schmächtige Junge zur Rolle des Martial-Arts-Kämpfers kam. Es ist schon ein wenig seltsam, dieses Kind, das so gar nichts von einem harten Burschen hat, als neuen Karate Kid akzeptieren zu müssen. Jaden Smith mit seiner betont coolen und lockeren Art ist leider kleiner als die Darsteller seiner Freundin Mei Ying und seiner Feinde in der Klasse. Andererseits ist die unbeschwerte Frische, die Jaden Smith ausstrahlt und die so gar nichts Feierliches, Würdevolles kennt, ein gutes Gegengewicht für den moralisierenden Ernst, den Mr. Hans Training mit sich bringt. Wenn er mit ironisch-unbekümmertem Optimismus kontert, belebt seine Originalität den ganzen Film.
Fazit: Der schmächtige Jaden Smith sieht nicht prädestiniert aus für die Rolle eines Kung-Fu-Schülers, doch sein quirliger Charme belebt das Remake.