Kai Rabe gegen die Vatikankiller: Spaßiges, mit Comic-Gewalt und -Humor bestückte Genre-Spiel über den Dreh eines Genre-Films.
In einem Blitzstart nach Maß legte Thomas Jahn sein Regiedebut „Knockin‘ on Heaven’s Door“ hin. Mit seinem zweiten Film beweist er, daß er keine Eintagsfliege ist. In einer Mischung aus Sex, Crime und schwarzem Humor decouvriert er die glamouröse Filmbranche als Hort des Bösen, in der jeder gegen jeden kämpft und im wahrsten Sinne des Wortes die Messer wetzt. Schließlich geht es nicht um das Gute im Menschen, sondern nur um Geld.
„Film ist Krieg, mein Freund“ hieß es in Helmut Dietls „Rossini“, bei Thomas Jahn geht es schon rabiater ans Eingemachte, lautet die Devise „Film ist Mord“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Am Set von Regisseur Rufus Lindner (Stefan Jürgens) geht es zu wie im Irrenhaus. Ein deutscher Star namens Kai Rabe („Noch“-Schimanski-Assi Steffen Wink), der mehr Jack Daniels im Blut hat als rote Blutkörperchen, bringt durch Nuschelei den Tonmann zur Verzweiflung, eine junge Nachwuchsdarstellerin wird bestialisch ermordet, Kommissar Krüger (als liebenswerter Loser Klaus J. Behrendt) führt die Ermittlungen, kann aber nicht verhindern, daß Kai Rabe vor laufender Kamera mit scharf geladener Waffe für einen zweiten Mord sorgt. Damit nicht genug, heuert der um sein Leben fürchtende Rabe zwei israelische Bodyguards an, die nichts Besseres zu tun haben, als zwei Groupies ins Jenseits zu befördern. Produzent und Sex-Maniac Lütter (Heinz Hoenig) reibt sich die Hände, Mord belebt das Geschäft, da spart man Werbung, auch wenn Rabes Agentin (Hannelore Elsner) den letzten Pfennig aus ihm herauspreßt. In diesem Sodom und Gomorrha erscheint der versoffene Kommissar Krüger, der sich mit roten Ohren und klopfenden Herzen in die Hauptdarstellerin (Sandra Speichert) verliebt, noch als hehre Lichtgestalt. Ob die Vatikankiller, die schon Marilyn Monroe, Malcom X, Jim Morrison und Janis Joplin abmurksten, ihre Hände im Spiel haben, der berühmte Gärtner, oder ein Crew-Mitglied, bleibt bis zum Ende offen.
Thomas Jahn haut fest auf den Putz, benutzt Klischees und führt sie gleichzeitig ad absurdum, seine Typen sind Prototypen. Dabei schlachtet er genußvoll Heilige Kühe, kennt keine Tabus - vor allem nicht sprachlich. Da wimmelt es von „Kultkrähen“, „four letter words“ und von Sprüchen wie „Wer was werden will, geht immer durchs Unterholz“. Besonders Heinz Hoenig läßt kein verbales Fettnäpfchen ungenutzt, kommt auch taktil schnell zur Sache. „Kai Rabe“ gewinnt sicherlich keinen Preis für subtile Zwischentöne, sondern startet einen populären Angriff auf das Zwerchfell mit einer Mischung aus Klamauk und Komik, die sich teilweise zur Satire und zur zynischen Abrechnung mit dem Filmgeschäft entwickelt - außen hui, innen pfui. Hervorragend die Schauspieler: Allen voran Hannelore Elsner, die - hier mehr Beast als Beauty - alle raffiniert finanziell über den Tisch zieht, Heinz Hoenig, der als skrupelloser Produzent nur Dollarzeichen sieht und über Leichen geht, und Klaus J. Behrendt, der als ehrliche Haut aus seiner Tatort-Vergangenheit schöpft. Die Melange aus bekannten Stars und Newcomern (Sönke Wortmann hat einen Cameo-Auftritt) verleiht der kruden Komödie neben schrägen Dialogen den notwendigen Pep. Rund 50 Prozent des Stabes waren schon bei „Knockin'“ mit von der Partie, auch Knockin‘-Veteranen wie Thierry von Werveke, Huub Stapel oder Jan Josef Liefers geben sich ein Stelldichein. Feinsinnigen Zeitgenossen bereitet dieses 100%ige Popcorn-Movie unter dem Motto Tarantino meets Rodriguez sicherlich Qual, bei den Kids im Saturday-Night-Fever sollte es einschlagen wie eine Bombe. Lütters alias Hoenig im Film geäußerte Prognose „Die Kinokassen tanzen Tango“ könnte in Erfüllung gehen. mk.