Jenseits der Mauern: Gewagte Liebesgeschichte zwischen einem Barmann und einem Gast. Bei der Kritikerwoche in Cannes ausgezeichneter Debütfilm.
Das belgische Schwulen-Liebesdrama zeichnet zärtlich den Verlauf einer Romanze von Anfang bis Ende auf.
Auf den Spuren der jüngsten Gay-Independent-Erfolge „
Keep the Lights On“ und „Weekend“ verfolgt der belgische Drehbuchautor David Lambert bei seinem in Cannes ausgezeichneten Regieerstling mit ganz eigener Poesie die Intimitäten einer großen Liebe, die vom Schock einer Zwangstrennung unheilbar zerrissen wird. Die Leidenschaft der beiden Hauptdarsteller fesselt und evoziert magische Momente, die leger-minimalistische Geschichte kann die Empathie aber nicht ganz aufrechterhalten, als eine melancholische Wende beide distanziert.
Lambert eröffnet entspannt mit dem betrunkenen Paulo (Matila Malliarakis), den der schwule Kellner Ilir (Guillaume Gouix) aus seiner Brüsseler Bar direkt in sein Bett abläd. Am nächsten Morgen beginnt eine erstaunliche Annäherung, obwohl Paulo mit Anka (Melissa Desormeaux Poulin) liiert ist, die pikiert auf sein Fremdgehen reagiert. Paulo verhält sich wie ein rücksichtsloser Rebell, der einem kindlichen Ausbruchsverlangen folgt. Als Anka ihn daraufhin vor die Tür setzt, klingelt er bei Ilir, der zunächst wenig begeistert ihn dennoch aufnimmt. Eine geradezu schwebende Lovestory beginnt ihren Lauf, dezent begleitet von einem Indie-Score aus behutsamen Klängen.
Das Pärchen stellt zärtlich-verliebten Unsinn an, poetische Augenblicke beim Pillow Talk oder im Stummfilmkino geben den unstet Suchenden kurzzeitige Erfüllung. Beide, besonders Paolo, haben etwas Juveniles an sich, sind verspielt bis selbstvergessen. Den beiden Darstellern gehört jede Szene und das mehr als zu Recht. Lambert rückt ihnen nie zu nah auf den mitunter nackten Leib, wahrt ihre Würde, auch als Ilir eine folgenschwere Dummheit begeht.
Er wird mit Haschisch im Gepäck verhaftet und zu 18 Monaten verurteilt, was Paulo aus heiterem Himmel trifft. Als er Ilir besucht, verlangt der Unmögliches von ihm - die Beziehung geht in die Brüche. Als sich die beiden später in Freiheit wieder sehen, ist das Feuer erloschen. Daraus macht Lambert kein großes Drama, schildert nur leise melancholisch das Vergehen der Liebe nachdem er zuvor ihre Vitalität gefeiert hat.
tk.