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Ich und du

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Io e te: Kammerspiel um zwei junge Menschen, in dem sich Altmeister Bernardo Bertolucci zärtlich und kritisch mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens auseinandersetzt.

Poster Ich und Du

Ich und du

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  • Kinostart: 21.11.2013
  • Dauer: 97 Min
  • Genre: Drama
  • FSK: ab 12
  • Produktionsland: Italien
  • Filmverleih: Kool

Handlung und Hintergrund

Das Verhältnis zwischen dem 14jährigen Lorenzo und seiner fürsorglichen Mutter ist nicht das Beste, auch mit den Mitschülern kommt er nicht klar. Als die Klasse in die Ski-Ferien fährt, büxt er aus und versteckt sich im Keller des Mietshauses, will eine Woche nur Musik hören und Bücher lesen, endlich alleine sein. Daraus wird nichts, als plötzlich seine ältere drogensüchtige Halbschwester auftaucht und Unterschlupf sucht. Beide machen auf cool, um ihre Verwundbarkeit zu kaschieren, am Ende keimt Hoffnung, dass sie vielleicht ihren Weg finden.

Darsteller und Crew

  • Bernardo Bertolucci
    Bernardo Bertolucci
  • Jacopo Olmo Antinori
  • Tea Falco
  • Sonia Bergamasco
  • Veronica Lazar
  • Tommaso Ragno
  • Pippo Delbono
  • Niccolò Ammaniti
  • Alessandro Bertolucci
  • Umberto Contarello
  • Francesca Marciano
  • Mario Gianani
    Mario Gianani
  • Lorenzo Mieli
  • Fabio Cianchetti
  • Jacopo Quadri
  • Franco Piersanti
  • Barbara Melega

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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2 Bewertungen
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Kritikerrezensionen

    1. Nach fast zehnjähriger Regiepause knüpft der inzwischen an den Rollstuhl gefesselte Altmeister Bernardo Bertolucci mit "Ich und Du" an seine letzten Kammerspiele wie "Shandurai und der Klavierspieler" oder "Die Träumer" an. Wieder porträtiert er konträre Charaktere, die sich in ihrer Abgeschiedenheit allmählich annähern und gegenseitig Halt verleihen. Mit Ausnahme einiger direkter Dialoge verzichtet der einstige Skandalregisseur in dieser Literaturadaption jedoch auf provokante Einlagen, wie man sie aus früheren Werken kennt. Es fällt auf, dass seine Protagonisten von "Stealing Beauty" über "Die Träumer" bis zu "Ich und Du" immer jünger werden.

      Anfangs wirkt der pickelgesichtige Lorenzo trotz unangenehmer Erfahrungen in seiner Verstocktheit, Trotzigkeit und mangelnden Dialogbereitschaft wenig sympathisch, was bis zu einem gewissen Grad ebenfalls auf seine selbstsüchtige Schwester zutrifft. Erst als sich beide in ihrer Verlorenheit gegenseitig stärken, findet man langsam Zugang zu ihren Nöten. Genauere Details über Olivias Probleme mit ihren Liebhabern, der Familie und dem Drogenentzug fließen erst nachträglich ein, wobei die vollständigen Ursachen für beider Weltschmerz nur vage angerissen werden. Letztlich will Lorenzo nicht nur seinen Mitschülern aus dem Weg gehen, sondern sich gleichzeitig vor der übervorsorglichen Mutter zurück ziehen.

      Ebenso wie ein Inzest-Dialog zu Beginn weckt die Mutter-Sohn-Thematik Erinnerungen an das Drama "La Luna" (1979). Es finden sich noch weitere Verweise auf frühere Bertolucci-Arbeiten: Tea Falco, ebenso eine Neuentdeckung wie ihr Co-Darsteller, wirkt wie eine junge Ausgabe von Liv Tyler, die in "Stealing Beauty" die Hauptrolle spielte. Wie in dem eher aufgeblasenen "Shandurai" finden hier zwei gegensätzliche Figuren zueinander, wobei einige verwinkelnde Kameraeinstellungen erneut wie Einblicke in die Protagonistenpsyche erscheinen.

      Überhaupt setzt Bertolucci von den ersten Minuten an auf eine bewegliche Kamera, um den Zwängen eines theatralischen Kammerspiels zu entgehen. Trotz des klaustrophobischen Ansatzes entdeckt man im Keller immer neue Räume, in denen die beiden Teenager ihre Entwicklung vollziehen können. Irgendwann entlässt Lorenzo seine Ameisenkolonie als Sinnbild seiner Lage in die Freiheit, weil er diese Ablenkung nicht mehr benötigt. Als Handlungskommentar setzt Bertolucci Pop-Klassikern wie "Boys Don’t Cry" von "The Cure" oder "Ragazzo solo, Ragazza sola", die italienische Version von David Bowies "Space Oddity", sowie aktuelle Stücke ein. (Mangels bekannter Darsteller warb man in einigen Ländern sogar mit den Interpreten auf dem Filmplakat.)

      "Ich und Du" mag wie eine beiläufige Fingerübung eines legendären Regisseurs wirken. Dass die Teenager auf Dauer im Keller kein Aufsehen erregen, mag wenig realistisch sein. Doch letztlich hinterlässt Bernardo Bertoluccis cineastische Rückkehr in seine italienische Heimat einen stimmigeren, geschlosseneren Eindruck als viele seiner Werke aus den Neunzigern. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht seine finale Arbeit bleiben wird.

      Fazit: Bernardo Bertoluccis "Ich und Du" ist eine psychologisch stimmige, sezierende Adoleszenzstudie, die dank lebendiger Kameraarbeit theatralische Ansätze hinter sich lässt.
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    2. Ich und du: Kammerspiel um zwei junge Menschen, in dem sich Altmeister Bernardo Bertolucci zärtlich und kritisch mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens auseinandersetzt.

      Altmeister Bernardo Bertolucci setzt sich in diesem unspektakulären Kammerspiel zärtlich und kritisch mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens auseinander.

      Kein missbrauchter Apfelkuchen wie in „American Pie“, auch kein tabuloser Sex wie in „Ken Park“ oder wilde Rammelei wie in vielen Teenagerfilmen, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit pubertärer Unsicherheit und Identitätsfindung, Isolation und Dickköpfigkeit in diesem Alter. Darum geht es in Bernardo Bertoluccis von Zärtlichkeit geprägter Betrachtung eines Jungen aus gutem Hause.

      Lorenzo zofft sich gerne mit der fürsorglichen Mutter und ist bei den Mitschülern nicht unbedingt beliebt. Statt in den Skikurs begibt er sich in den Keller des Mietshauses, zwischen Sperrmüll, Ameisenkolonie im Glaskasten und reichlich Lebensmittel will er es sich für eine Woche gemütlich machen, seine Musik hören und Bücher lesen. Daraus wird nichts. Plötzlich taucht seine drogensüchtige ältere Halbschwester auf, die er kaum kennt. Die stellt ihn vor die Wahl: Entweder darf sie bleiben oder sie verpetzt ihn. Bertolucci, der glaubte, im Rollstuhl sei seine Zeit als Filmemacher vorbei, drehte nach 30 Jahren erstmals wieder auf italienisch und erzählt eine sehr persönliche Geschichte über die Sehnsüchte, Enttäuschungen, Kämpfe und Träume zweier junger Menschen, beschäftigt sich mit ihren Emotionen, allerdings ohne die wilde Kraft und Intensität von „Die Träumer“ im Pariser Frühling des Jahres 1968. Hier schottet sich ein nicht gerade sympathischer 14jähriger von der Umwelt ab, flüchtet sich in Poesie und Fantasie, selbst wenn er am Handy seiner Mutter aus den Ski-Ferien vorlügt und ihr von einem gefrorenen Wasserfall erzählt, „als sei die Zeit eingefroren“, eine Allegorie auf den Stillstand in seinem Leben, vielleicht auch in Italien. Nicht umsonst fühlt sich der picklige Jüngling in den Überbleibseln einer vergangenen Zeit wohl, darunter eine Mussolinibüste und eine Soldatenuniform.

      Es passiert wenig, während sich die Halbgeschwister annähern. Die Kamera wandert in Nahaufnahme über Haare, Mund oder das ganze Gesicht, fängt minimale Gefühlsverlagerungen und versteckte Erotik ein. Die beiden unbekannten Schauspieler Jacopo Olmo Antinori und Tea Falco kaschieren in ihren Rollen ihre Verwundbarkeit hinter einer coolen Fassade. Wenn David Bowie aus „Space Oddity“ auf englisch und italienisch „Ground Control to Major Tom“ singt und die Geschwister tanzen, liegt Magie in der Luft und das Versprechen auf Befreiung von inneren Fesseln. mk.
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