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Koi no tsumi: Kultregisseur Sion Sono porträtiert drei Frauen die mit bürgerlichen Normen brechen und dabei in soziale, emotionale und sexuelle Grenzbereiche vorstoßen.

Handlung und Hintergrund

Die schüchterne Izumi langweilt sich in ihrer zur Routine verkommenen Ehe. Aus (sexueller) Frustration lässt sie sich von einer vermeintlichen Mode-Agentin zu einer Fotosession überreden, die sich als Pornodreh entpuppt. Bald verkauft Izumi ihren Körper an Fremde, im Rotlichtviertel Tokios trifft sie auf die Literaturdozentin Mitsuko, die Nachts als Prostituierte arbeitet. Ungefähr zur selben Zeit wird in einem verlassenen Haus eine verstümmelte Frauenleiche gefunden. Kommissarin Kazuko, auch eine Gefangene ihres Doppellebens, begibt sich auf Spurensuche.

Die schüchterne Izumi langweilt sich in ihrer zur Routine verkommenen Ehe. In ihrem Frust lässt sie sich von einer vermeintlichen Modeagentin zu einer Fotosession überreden, die sich als Pornodreh entpuppt. Bald verkauft Izumi ihren Körper an Fremde, im Rotlichtviertel Tokios trifft sie auf die Literaturdozentin Mitsuko, die des Nachts als Prostituierte arbeitet. Ungefähr zur selben Zeit wird eine verstümmelte Frauenleiche gefunden. Kommissarin Kazuko, auch sie Gefangene eines Doppellebens, begibt sich auf Spurensuche.

Eine junge Frau auf der Suche nach sexuellen Abenteuern gerät ans Rotlichtmilieu und ins Visier eines Killers. Sex, Gewalt, schwarzer Humor und Kulturzitate von Kafka bis Kubrick in einem entfesselten Arthouse-Thriller.

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Besetzung und Crew

Regisseur
  • Shion Sono
Produzent
  • Kenjiro Toba,
  • Nobuhiro Iizuka
Darsteller
  • Megumi Kagurazaka,
  • Miki Mizuno,
  • Makoto Togashi,
  • Kanji Tsuda,
  • Ryo Iwamatsu,
  • Ryuju Kobayashi,
  • Hisako Ohkata,
  • Kazuya Kojima,
  • Satoshi Nikaido,
  • Shingo Gotsuji,
  • Motoki Fukami,
  • Chika Uchida,
  • Marie Machida
Drehbuch
  • Shion Sono
Musik
  • Yasuhiro Morinaga
Kamera
  • Sohei Tanikawa
Schnitt
  • Junichi Ito
Casting
  • Mayumi Fukuda

Kritikerrezensionen

    1. Sion Sono ist wohl einer der interessantesten Regisseure nicht nur in Japan, sondern weltweit. In seinen Filmen mischt er Liebe, Horror, schrägen Humor, Surreales, Groteskes, Hochemotionales zu einem ganz eigenen bizarren Stil. Melodram wird zu Trash, unversehens mischen sich diverse Symbole ein, die in Realität überführt werden, und man erkennt, dass es mehr Dinge zwischen Sex und Tod gibt, als sich unsere Schulweisheit träumt.

      „Guilty of Romance“ bewegt sich genau in diesem Spannungsfeld, wir sehen zu Anfang eine nackte Frau beim harten Sex, bis ihr Handy klingelt und sie zu einem Tatort gerufen wird: Sie ist Polizistin und bekommt es mit einem heftigen Fall zu tun, mit einer Frauenleiche, deren Körper halb durch Teile aus Schaufensterpuppen ersetzt wurde. Das ist eine dieser surrealen und packenden Szenen, verstörend und faszinierend – Sion Sono ist ein Meister in der Erfindung solcher Konstellationen, in denen das Normale pervers oder das Perverse normal erscheint.

      Die Ermittlungen der Polizistin – die durchaus selbst einiges zu verbergen hat, gerade auch vor ihrem Ehemann – ist die eine Erzählebene. Die andere geht in die Vergangenheit, zu jemand ganz anderem: zur braven Hausfrau Izumi mit ihrem pedantisch korrekten Ehemann, für den allabendlich um neun Uhr die Hausschuhe millimetergenau am Hauseingang stehen müssen, der Wert legt auf exakte Einhaltung der Rituale seines Haushaltes. Izumi will raus, und ihr Gatte gestattet dies: Sie darf arbeiten gehen, „wir sind ja nicht in Ibsens ‚Puppenhaus’“. Also verkauft sie Würstchen im Supermarkt. Und kommt alsbald vom Symbol zum richtigen Phallus, wird Nacktmodell, Sexdarstellerin, Prostituierte – damit lebt sie die Lust aus, die sie zuhause – ausgerechnet bei ihrem Ehemann, der wollüstige Liebesromane schreibt – nicht mehr empfinden kann.

      Die Hausfrau, die zur Edelhure wird, die Polizistin, die insgeheim perverse Phantasien realisiert – Sion Sono belässt es natürlich nicht bei einer derartigen schmierig-schmutzigen Trashhandlung, sondern wertet sie auf: durch unglaubliche visuelle Phantasie – nicht nur ein Zuhälter, der mit orangenen Farbbeuteln um sich wirft –, durch die Kraft, die in den starken, verdrehten, melodramatischen, unendlich verdichteten Situationen steckt, aber auch durch diverse literarisch-kulturelle Verweise, die über oberflächliche Andeutungen hinausgehen. „Das Schloss“ steht in Blut oder Farbe an die Wand des Tatorts gemalt, in einer billigen, abbruchreifen Absteige – es geht um die Sehnsucht nach dem kafkaesk Unerreichbaren, für das man alles tut, sich beispielsweise tagsüber als Literaturprofessorin mit Studenten und Gedichten beschäftigt und abends im Rotlichtviertel die berühmt-berüchtigte Hure sein. „Rose is rose is rose“ steht auf einer Einkaufstüte, das immer selbe, das seine Bedeutung nie ganz ergründet, ist ein Motiv des Films: Zwischendrin ergeht er sich anhand eines Gedichtes („Hätte ich Worte nie gelernt...“) in extensivem Bezeichnungsnihilismus und Bedeutungsabsolutismus.

      Natürlich ist dies kein intellektueller Diskursfilm. Natürlich geht es immer um das Körperliche, um das Sinnliche; um Sex und Gewalt und die vielschichtige Darstellung unterbewusster Gefühlsströmungen im echten Leben der Filmfiguren. Im Gegensatz zu einigen seiner früheren Filmen wirkt „Guilty of Romance“ dabei weniger dicht, mehr vergeistigt; und irgendwie stimmt auch das Gleichgewicht der beiden Erzählebenen nicht, die Hurengeschichte scheint überbetont, von der Story um die Polizistin hätte man gerne mehr gehabt... Doch immer wieder gibt es unglaubliche Szenen, abartige Telefonspielchen während eines Ficks, oder ein Abendessen bei der Mutter mit unflätigsten Beschimpfungen in freundlichstem Tonfall, oder eine Beschreibung, wie man jemanden zwingt, einen zu erwürgen. Das sind Säulen, auf denen der Film fest steht; verdrehte, verzwirbelte, verbogene Säulen, so, wie es sich bei Sion Sono gehört.

      Fazit: Ein überbordender, perverser, witziger, melodramatischer, bizarrer Film von Sono Sion. Im Vergleich zu seinen vorherigen Werken allerdings etwas schwächer.
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    2. Guilty of Romance: Kultregisseur Sion Sono porträtiert drei Frauen die mit bürgerlichen Normen brechen und dabei in soziale, emotionale und sexuelle Grenzbereiche vorstoßen.

      Kultregisseur Sion Sono porträtiert drei Frauen die mit bürgerlichen Normen brechen und dabei in soziale, emotionale und sexuelle Grenzbereiche vorstoßen.

      Mit „Guilty of Romance“ schließt Sion Sono, einer der innovativsten, umstrittensten Regisseure des zeitgenössischen japanischen Kinos, nach „Love Exposure“ und „Cold Fish“, seine „Hass“-Trilogie ab. Um die sozialen Zwänge, denen seine Protagonistinnen durchs Diktat des Patriarchats ausgesetzt sind, geht es in diesem wüst-verwegenen Mix aus Psychodrama, (S)Exploitation, Serialkiller-Thriller und literaturwissenschaftlicher Abhandlung. In fünf Kapiteln porträtiert der Filmemacher drei Frauen - eine gelangweite Hausfrau (Megumi Kagurazaka), eine Literaturdozentin (Makoto Togashi), die Nachts als Prostituierte arbeitet, und eine masochistische Polizistin (Miki Mizuno), die in einem bizarr-brutalen Mordfall ermittelt - , die sich aus ihrem bürgerlichen Korsett zu befreien versuchen und dabei in soziale, emotionale und sexuelle Grenzbereiche vordringen.

      Als transtextueller Verweis auf die extreme Identitätssuche dient Sono Franz Kafkas Schlüsselroman „Das Schloss“, in dem die Hauptfigur das Titel gebende Gebäude vergeblich zu erreichen versucht. „Schloss“ steht mit roter Farbe - Blut vielleicht - an eine Wand des Tatorts geschrieben. Ein Hinweis von dem die Frauen nicht wissen, was er meint oder ob dieser Ort überhaupt existiert. Der Beginn einer Reise, die in Exzess, Überschreitung und Perversion mündet. Erinnerungen an Luis Buñuels „Belle de jour“ werden wach, de Sade kommt einem in den Sinn, der Poststrukturalist Michel Foucault und die Filme von Catherine Breillat („Romance“) und anderen Vertretern des New French Extremism.

      Wobei hier die Grenzen zu Kunst, Porno und Splatter nicht überschritten werden. Sono bleibt „bieder“, filmt den Geschlechtsverkehr kinotypisch verhalten, alles „Extreme“ müssen die glaubwürdigen Darstellerinnen in Wort und Spiel vermitteln - so wird dem Voyeurismus kein Vorschub geleistet. Die verschachtelte Erzählform erinnert an den Film Noir, am ehesten verorten lässt sich das Werk im genuin japanischen Erotik-Genre Pink Eiga. Die Radikalität der Arbeit, die inszenatorische Wucht findet primär in der Optik ihren Ausdruck. Sono versteht es, die Grenzerfahrungen seiner Heldinnen zu bebildern. Form, Farbe und Sprache lösen sich aus ihren semantischen Kokons, unkonventionell sind die Kamerawinkel, originell ist die Beleuchtung, musikalisch dramatisiert wird die Tour de force von klassischen Stücken Gustav Mahlers. Ein aufschlussreicher Einblick in die (filmische) Subkultur Nippons. geh.
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