Greenfingers: Charmante, im Revier von "Grasgeflüster" wildernde Komödie über harte Jungs, die im Knast zu leidenschaftlichen Gärtnern werden.
Der Mörder ist immer ein Gärtner in dieser Komödie über harte Jungs, die in einem britischen Reformgefängnis durch floristische ABM-Maßnahmen besänftigt und resozialisiert werden sollen. Schwarzen Humor oder das schrullige Figurenpersonal wesensverwandter Inselkomödien sucht man hier vergebens. „Greenfingers“ ist sanft, missionarisch, eine Vertrauenserklärung an das Gute im Menschen und setzt zum geplanten Starttermin am Valentinstag auf ein Publikum, das sich für harmlos-sympathische Liebesgeschichten mit Schmunzelcharme begeistern kann.
Autor-Regisseur Joel Hershman, hier zu Lande mit seinem Indie-Erstling „Hold Me, Thrill Me, Kiss Me“ 1993 nur auf dem Filmfest München präsent gewesen, basierte sein Drehbuch auf einem 1998 erschienenen New-York-Times-Artikel über Häftlinge, die mit ihren Gartenprojekten tatsächlich Preise gewonnen hatten. Daraus entwickelte er die Geschichte eines Mannes, der nach einer tödlich verlaufenden Affektentgleisung ins Gefängnis wanderte und sich mit folgender Gleichgültigkeit gegenüber seinem restlichen Leben als brummiger Einzelgänger selbst zu strafen begann. Seine Verlegung in ein Reformgefängnis, das mit minimalen Sicherheitsvorkehrungen Vertrauen aufbauen will, bewirkt den Totalstopp seiner Selbstaufgabe. Ein versöhnlicher Gedanke, der den märchenhaften Ton dieser Komödie verdeutlicht, in der die härtesten Jungs das Herz eines Teddys haben und auch tyrannische Wärter oder Direktoren von mitfühlenden Gutmenschen abgelöst sind. Clive Owen, durch das Inzestdrama „Close My Eyes“ und „Der Croupier“ bekannt geworden, spielt diesen vermeintlich hoffnungslos Gestrandeten mit der gebremsten Leidenschaft, die im Grunde die gesamte Besetzung vermittelt. Seine Rückkehr in die Gesellschaft begleiten Vorzeige-Ire David Kelly, der Owens Blumenleidenschaft weckt, Bühnen-, TV- und Film-Aktrice Helen Mirren, die als leicht exzentrische Gartendesignerin sein Talent erkennt, und schließlich deren Tochter, die Owen in Liebe erblühen lässt. Unaufgeregt, charmant, aber auch etwas reibungsarm, formiert sich der Plot weitgehend aus den unterschiedlichen Gartenprojekten, garniert von Kleinkonflikten (Mirrens Bienenallergie, ihre Distanz zur Gattenwahl der Tochter), die nicht weiter verfolgt werden. Was bleibt, ist das Schmunzeln über den Kontrast zwischen dem zarten floristischen Objekt und seinem untypischen Pflegepersonal. Zyniker dagegen, die das Verhältnis von harten Männern und Blumen in Boris Karloffs Flussszene aus „Frankenstein“ komischer verewigt sehen, finden hier kein Zuhause. kob.