Grand jeté: Drama nach preisgekrönter Romanvorlage um eine Inzestbeziehung zwischen einer strengen Balletlehrerin und ihrem exzentrischen Sohn.
Besetzung und Crew
Regisseur
Darsteller
- Sarah Grether,
- Emil von Schönfels,
- Susanne Bredehöft
Kritikerrezensionen
Grand Jeté Kritik
Grand Jeté: Drama nach preisgekrönter Romanvorlage um eine Inzestbeziehung zwischen einer strengen Balletlehrerin und ihrem exzentrischen Sohn.
Der titelgebende „Grand Jéte“ ist ein anspruchsvoller Spagatsprung im Ballett, an dessen Umsetzung ein Leben lang gearbeitet werden kann. Der Spagat, gleich gut Frau und Mutter zu sein, steht dann auch bei Isabelle Stevers neuem Film im Mittelpunkt, der seine Weltpremiere heute im Panorama feiert. Es ist die enigmatisch erzählte, ödipale Geschichte der gestrengen Berliner Ballettlehrerin Nadja (Sarah Nevada Grether), die bei ihrem Sport von einem gewissen Hang zur körperlichen Selbstzerstörung getrieben ist. Davon zeugen blutige Füße, eingerissene Nägel, der verspannte Rücken und ein Ekzem, das sich am Hals ausgebildet hat. Teils muss die noch in Augenblicken jugendhaft aussehende Nadja schon einen Gehstock verwenden. Sie taumelt in eine spätpubertäre Phase mit dem eigenen Sohn Mario (Emil von Schönfels), den sie nicht wirklich kennt, weil der bei der Großmutter aufwuchs. Denn als junge Mutter war sie damals von der Situation überfordert.
Aber anstatt, dass die beiden zusammen ins Kino oder auf Konzerte gehen, gehen sie lieber ins Bett. Mario ist dabei aber kein Opfer oder der passive Part, sondern allgemein exzentrischer Partygänger, der auch mal die Nacht unter der Brücke schläft und die Art von Sohn, die sich bei einem Wettbewerb auch mal ein Kilogewicht an das erigierte Glied hängen lässt - und dann auch noch gewinnt. Stevers Adaption von Anke Stellings Roman „Fürsorge“ hat dabei etwas Somnambules, vor allem in der mutigen und in Teilen exzentrischen Darstellung von Sarah Nevada Grether, die zwar eine Erwachsene spielt, die sich aber noch nicht richtig gefunden hat. Das gilt genauso für die Inszenierung, in der Gedanken, Träume, Alpträume und Realitäten ineinanderfließen. Und einmal ganz abgesehen von dem Tabu-beladenen Inzestthema ist das auch sonst eine doppelt befremdliche Beziehung, in der eine Schere und ein Gehstock zur Penetration zweckentfremdet werden. Stever hat sowohl einen erotisch fixierten Blick auf den Körper des Jungen wie auch eine empathische Kamera mit vielen Naheinstellungen auf den geschundenen Frauenkörper. Letztlich ist das ein Film über die gleichzeitige Angst vor und Sehnsucht nach der Mutterschaft - und wie diese das eigene Leben zum Spagat zwingt.
Michael Müller.
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