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Endstation der Sehnsüchte

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Endstation der Sehnsüchte: Heimatfilm der kuriosen Art um die Bewohner eines deutschen Dorfs in Südkorea von der Regisseurin von "Full Metal Village".

Poster

Endstation der Sehnsüchte

Handlung und Hintergrund

In den 70er Jahren kamen Young-Sook, Woo-Za und Chun-Ja als Gastarbeiterinnen nach Deutschland. Dafür mussten sie ihre Familien und Kinder zurücklassen. Jahrzehnte später wurde ein Traum für sie wahr: Sie durften mit ihren deutschen Ehemännern in ein eigens für sie errichtetes „deutsches Dorf“ auf einer der Südküste vorgelagerten Insel zurückkehren. Sie wohnen in properen Fachwerkbauten mit roten Ziegeln in einem Ort, der als beschaulicher teutonischer Themenpark zur Touristenattraktion wurde.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Cho Sung-Hyung
Produzent
  • Helge Albers,
  • Roshanak Behesht Nedjad
Darsteller
  • Armin Theis,
  • Young-Sook Theis,
  • Willi Engelfried,
  • Chun-Ja Engelfried,
  • Ludwig Strauss-Kim,
  • Woo-Za Strauss-Kim
Drehbuch
  • Cho Sung-Hyung
Kamera
  • Axel Scheppat,
  • Ralph Netzer,
  • Stefan Grandinetti,
  • Stefan Grandenetti
Schnitt
  • Cho Sung-Hyung

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Die koreanische Regisseurin Sung-Hyung Cho sorgte in Deutschland bereits 2007 mit ihrer Dokumentation „Full Metal Village“ für Aufsehen. Jetzt hat sie in ihrer Heimat drei deutsch-koreanischen Ehepaaren über die Schulter geschaut, die im „Deutschen Dorf“ als Rentner leben. Die drei koreanischen Frauen kamen wie viele ihrer Landsleute in den siebziger Jahren nach Deutschland, um als Krankenschwestern zu arbeiten. Sie heirateten deutsche Männer, mit denen sie nun ihren Lebensabend in Südkorea verbringen. Das Dorf mit den so deutsch aussehenden schmucken Häusern wurde zwischen den Bergen und der Küste auf einer malerischen Anhöhe errichtet, damit die ehemaligen Gastarbeiter im Alter unter sich sein können.

      Vor seinem Haus erklärt Armin, wie ein deutscher Handwerker die Terrasse abdichtet und zeigt seine aus Deutschland mitgebrachte Betonmaschine. Armin aber bringt noch mehr Heimat an die südkoreanische Küste: Er verkauft selbstgemachte Würste. Wenn man dem Perfektionisten und Tatenmenschen eine Weile zuhört, wähnt man seine Frau in seinem Schatten, doch weit gefehlt: Alle drei koreanischen Rentnerinnen können sich neben ihren Männern wortstark behaupten.

      Die Filmemacherin porträtiert die drei Paare in ihrem Alltag sehr unterhaltsam, lässt die Eheleute einzeln Stellung beziehen zu den kulturellen Unterschieden in Deutschland und hier und fängt viele witzige Situationen ein, in denen die deutschen Männer freimütig kommentieren, was sie von der koreanischen Bauweise, dem Alltag im Dorf und den fremden Bräuchen halten. Der Blick der Ehemänner, der sowohl distanziert, als auch wohlwollend über die Umgebung schweift, sorgt dafür, dass es viel zu lachen und zu schmunzeln gibt.

      Armins Frau singt auch in Südkorea deutsche Lieder und bäckt Brötchen, deren Gewicht genauestens stimmen muss. Sie sagt, sie denke längst mehr deutsch als koreanisch. Ludwigs Frau führt ihn in einen buddhistischen Tempel und ein Schwitzhaus, und feiert koreanisches Neujahr mit einer Zeremonie, bei der alle vor der Sitzgarnitur auf dem Boden Platz nehmen. Willis Frau redet nur mit ihm Deutsch, aber wenn sie sich mit einem Gast unterhält, versteht Willi kein Wort. Das schmucke Dorf ist, durchaus nicht zur Freude seiner Bewohner, längst zur Touristenattraktion geworden: Koreaner fahren hierher, um sich vor den weißen Häusern und in den Vorgärten zu fotografieren.

      Ganz nebenbei durchzieht ein zweites Thema die Dokumentation, in der die alten Leute so bereitwillig tiefe Einblicke in ihr Privatleben gewähren: wie gut sich die Ehepartner ergänzen und wie gelungen ihre Beziehung ist. Sie ist der lebendige und manchmal erstaunliche Beweis, dass kulturelle Unterschiede zur Nebensache werden, wenn Menschen einen emotionalen Draht zueinander haben. Dem Dokumentarfilm mit den zauberhaften Stimmungsbildern und den treffenden Kommentaren der Protagonisten hätte etwas mehr Information, zum Beispiel über die Entstehung des Dorfes, gutgetan.

      Fazit: Drei deutsch-koreanische Rentnerpaare geben humorvoll und offen Einblicke in ihren Alltag im „Deutschen Dorf“ in Südkorea.
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    2. Endstation der Sehnsüchte: Heimatfilm der kuriosen Art um die Bewohner eines deutschen Dorfs in Südkorea von der Regisseurin von "Full Metal Village".

      Weiterhin kuriose Heimatkunde betreibt Sung-Hyung Cho („Full Metal Village“), die ein deutsches Dorf in Südkorea besucht und dort die tragikomischen Gefühle einer Kulturkollision aufspürt.

      2007 porträtierte Cho mit Augenmaß Kühe und Klampfen beim Wacken-Open-Air-Festival. Die famose Doku gewann zahlreiche Preise und beachtlich viele Zuschauer. Ihr Nachfolgeprojekt darf erneut als Heimatfilm der kuriosen Art begriffen werden und scheint der aus Südkorea stammenden Regisseurin persönlich näher zu stehen; finden sich doch in ihrer Biografie Übereinstimmungen mit den drei Landsfrauen, die sich auf die Suche nach ihrer Heimat gemacht haben.

      In den 70er Jahren kamen Young-Sook, Woo-Za und Chun-Ja als Gastarbeiterinnen nach Deutschland. Dafür mussten sie ihre Familien und Kinder für immer zurücklassen - ein schmerzvoller Lebenseinschnitt. Jahrzehnte später wurde ein Traum für sie wahr: Sie durften mit ihren deutschen Ehemännern in ein eigens für sie errichtetes „deutsches Dorf“ auf einer der Südküste vorgelagerten Insel zurückkehren. Nur, um festzustellen, dass dieses Südkorea nicht mehr ihres war. Nun wohnen sie in properen Fachwerkbauten mit roten Ziegeln und genießen als gut situierte Rentner ihr Dasein, in einem abgeschotteten Küstendorf, das als beschaulicher teutonischer Themenpark zur Touristenattraktion wurde. Für ein Übermaß an pedantischem Spießertum sorgen ihre schrulligen Gatten, die nicht zu jedermanns Freude kaum ein Wort koreanisch beherrschen und im Lebensabend auf Ordnung, Bratwürste und Bier pochen.

      Die schlingernde Gleichzeitigkeit von Gartenzwerg und Buddhastatuen evoziert viele humoristische Situationen, die von einem bizarren kulturellen Spagat künden. Cho fängt solche Pointen besser ein als die melodramatischen Gefühle der Biografien. Da sie nie die Perspektive der drei Pärchen verlässt, bleiben manche Zusammenhänge ungeklärt, Vorwürfe wie zur Korruption vor Ort bloße Behauptungen und politische Hintergründe ausgeklammert. Hier hätte man sich mehr gewünscht als einen aus der Hüfte geschossenen Streifzug, der nicht ganz so frisch und spannend wie obiger Überraschungserfolg ausfällt, aber dennoch einen charmanten, sehr offenen Einblick in eine skurrile Story gewährt. tk.
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      1. In Südkorea liegt Dogil Maeul, das „Deutsche Dorf“, das für koreanische Gastarbeiter errichtet wurde, die nach über 30 Jahren in Deutschland zurück in ihre alte Heimat gezogen sind. Von drei Koreanerinnen und ihren deutschen Ehemännern im Rentenalter berichtet Dokumentarfilmerin Sung-Hyung Cho (Full Metal Village) auf ihre gewohnt amüsante und sensible Weise ohne dabei die Tragik der einzelnen Schicksale außen vor zu lassen. Ihr „Heimatfilm“ findet grandiose Sinnbilder für deutsche Traditionen zwischen Würstchen, Pünktlichkeitsanspruch und Schrankwänden sowie für die Möglichkeiten und persönlichen Grenzen eines ungewöhnlichen Kulturaustausches. Dabei sind es vor allem die liebenswürdigen und manchmal etwas schrulligen Protagonisten, die den Zuschauer mit ihrer unverfälschten Offenheit fesseln.

        Jurybegründung:

        Es hat ein wenig was von einem „Teutonic Park“ - dieses kleine Dorf auf einer südkoreanischen Insel, in dem ein paar typisch deutsche Häuschen gebaut wurden, in die ein paar typisch deutsche Männer mit ihren koreanischen Frauen eingezogen sind. Als solch ein Themenpark wird es offensichtlich auch von jenen Koreanern verstanden, die es an den Wochenenden in Strömen besuchen, dabei die schönen Vorgärten zertrampeln und ihren Kindern gestatten, die Bewohner als „Langnasen-Opas“ zu bezeichnen. Diese Ebene der Geschichte hat Sung-Hyung Cho mit einigen hochkomischen Sequenzen eingefangen, aber am Anfang des Films scheint sie selber ja auch das dort gefundene skurrile Deutschtum auszustellen.

        So zeigt der Handwerker stolz seine Betonmischmaschine, deutsches Brot und deutsche Wurst werden gefertigt und ein Autofahrer singt sein Klagelied über „Frauen am Steuer“. Als eine in Deutschland lebende Koreanerin hat die Regisseurin natürlich einen genauen Blick für diese Details und wenn da koreanische und deutsche Befindlichkeiten aufeinanderstoßen, ist sie eine der wenigen, die sich in beide Seiten hineinversetzen kann. Zudem hat sie soviel Talent und Selbstbewusstsein, dass sie ihre Aufnahmen für sich sprechen lassen kann, also ganz auf eine Erzählerstimme im Off verzichtet. So muss der Zuschauer wohl oder übel genau hinsehen und hören, wenn etwa ein deutscher Rentner mit seinem angeheirateten koreanischen Verwandten auf dem Sofa sitzt und beide keine gemeinsame Sprache sprechen, so dass das Ganze in eine absurde Angel-Pantomime mündet.

        Bei all diesen Szenen versucht Sung-Hyung Cho nie zu kaschieren, dass sie mit dabei ist und es diese Situationen ohne die Kamera so gar nicht geben würde. Dies macht sie schon mit einer der ersten Einstellungen deutlich (der alte Koreaner fragt angesichts der Kamera: „Macht ihr hier Messungen?“ ) und seltsamerweise wirkt der Film gerade deshalb so ehrlich.

        Eine kluge, dramaturgische Entscheidung war es auch, mit den, einem deutschen Publikum eher vertrauten, deutschen Männern anzufangen und erst in der zweiten Hälfte des Film die koreanischen Frauen ihre zum Teil sehr berührenden Geschichten erzählen zu lassen. Hier wird dann auch die Komplexität der Situation dieser drei Paare immer deutlicher. Wenn die Frauen davon erzählen, was ihnen in Deutschland widerfahren ist, spiegeln sich diese Erfahrungen in ihrem jetzigen Leben, weil nicht nur ihre Männer in Korea offensichtlich Fremde sind und bleiben werden sondern auch sie selber jetzt als Fremde in ihrer Heimat leben.

        Diese tragikomische Entwurzelung kann wohl nur eine in Deutschland lebende und arbeitende Koreanerin so vielschichtig und einfühlsam vermitteln. Deshalb ist das Dorf am Schluss des Films keine Kuriosität mehr, sondern tatsächlich eine Endstation der Sehnsüchte.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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