Du sollst hören: Sozialdrama zum Thema Gehörlosigkeit mit Claudia Michelsen als Richterin vor schweren Entscheidungen.
Sozialdrama zum Thema Gehörlosigkeit mit Claudia Michelsen als Richterin vor schweren Entscheidungen.
Didaktisch erzählt, divers besetzt und in vielerlei Hinsicht vorbildlich umgesetzt, versucht dieses überzeugend gespielte und souverän inszenierte Sozialdrama die Welt der Gehörlosen und die vielen Formen ihrer beiläufigen Ausgrenzung einem breiten Publikum nahezubringen. Die kleine Mila ist taub. Aber als festgestellt wird, dass sie mit einem Implantat hören und sprechen lernen könnte, sind ihre gehörlosen Eltern gegen den Eingriff. Der behandelnde Arzt schaltet das Jugendamt ein, und eine Familienrichterin soll entscheiden, ob die Eltern gezwungen werden können. Ein Fall von Kindeswohlgefährdung oder legitime Ausübung des Elternrechts, das ist die Frage. Im Verlauf des sehr beispielhaft konstruierten Falles darf man sich ausgiebig die Argumente beider Seiten anhören. Dabei gibt sich die Produktion viel Mühe, die Situation von Gehörlosen erfahrbar zu machen. Wenn sie sich mit Gebärdensprache unterhalten, liest der Zuschauer mit Schrift im Bild mit. Auch die Tondramaturgie versucht ständig, das Nicht- oder Schlechthören zu veranschaulichen. Damit wir nicht nur einer Gerichtsverhandlung folgen, leidet die Richterin, differenziert gespielt von der dramatischen Rollen stets gewachsenen Claudia Michelsen, an Depressionen und einer uneingestandenen Schuld, so sehr, dass dies die andere Geschichte zeitweise überlagert. Für den dramatischen Effekt sind da noch die Zufälle, dass der Arzt Ex-Mann der Richterin ist und ihr junger Freund in der mit dem Fall befassten Anwaltskanzlei anheuert. Am Ende lernt man, dass Gehörlosigkeit nur aus Sicht der Hörenden eine Behinderung darstellt, und Inklusion die Basis einer humanen Gesellschaft ist. Zu fesselnder Unterhaltung ist das lobenswerte Anliegen nicht geworden.