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Dr. Molly & Karl (01. Staffel, 13 Folgen)

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Dr. Molly & Karl (01. Staffel, 13 Folgen): Klinikserie um den Clinch einer ruppigen Neurochirurgin mit einer Psychologin.

Poster

Dr. Molly & Karl (01. Staffel, 13 Folgen)

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Michael Rowitz,
  • Jakob Schäuffelen,
  • Franziska Meyer Price
Produzent
  • Alicia Remirez,
  • Christian Popp
Darsteller
  • Sabine Orléans,
  • Susanna Simon,
  • Michael Rotschopf,
  • Daniel Krauss,
  • Roman Knizka,
  • Collien Ulmen Fernandes,
  • Florian Bartholomäi,
  • Paula Birnbaum,
  • Dominik Bender,
  • Karl-Fred Müller,
  • Marie-Terese Katt
Drehbuch
  • Martin Rauhaus
Kamera
  • Roman Nowocien,
  • Theo Müller,
  • Michael Faust
Schnitt
  • Tanja Petry

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
3 Bewertungen
5Sterne
 
(3)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(0)

Kritikerrezensionen

  • Dr. Molly & Karl (01. Staffel, 13 Folgen): Klinikserie um den Clinch einer ruppigen Neurochirurgin mit einer Psychologin.

    Vermutlich kommen solche Menschen öfter vor, als ihren Mitarbeitern lieb ist: fachlich Koryphäe, im sozialen Miteinander eine Katastrophe. In Serien haben diese Personen traditionell bloß Nebenrollen gespielt, damit der Glanz der Hauptfigur um so besser strahlen konnte; bis Dr. House kam. Der hinkende Mediziner ist genial, aber ein Misanthrop. Gleiches ließe sich mit Fug und Recht auch über Susanne Molberg sagen, aber wer „Dr. Molly & Karl“ als deutsche Antwort auf die US-Serie abtut, wird ihr nicht gerecht.

    Deutsche Serienfiguren sind im Gegensatz zu den amerikanischen Pendants sowieso oft komplexer. Apropos Figur: Dr. Molly dürfte locker doppelt soviel wie Dr. House wiegen. Die ungeheuer talentierte Neurochirurgin wirkt ohnehin, als habe Autor Martin Rauhaus diverse Folgen „Schwarzwaldklinik“ angeschaut und dann einen konsequenten Antitypen zu Professor Brinkmann entworfen: Dr. Molly ist eine korpulente Frau mit soziopathischen Zügen, die im Umgang mit ihren Mitarbeitern sowie den Angehörigen ihrer Patienten völlig unsensibel ist, weil sie das menschliche Dasein auf neurologische Prozesse reduziert. Als sich die Beschwerden häufen, stellt die Klinikleitung der genialen Ärztin die Psychologin Carlotta Edelhardt (Susanna Simon) zur Seite, die Molly beharrlich zu erklären versucht, dass das Leben viel komplizierter ist.

    Folgerichtig lebt „Dr. Molly und Karl“ vor allem von den verbalen Duellen zwischen den beiden Damen. Die Dialoge sind auch das größte Plus dieser Serie, was nicht überrascht; mit einer Paraderolle für Bruno Ganz in dem Film „Ein starker Abgang“ hat Rauhaus gezeigt, wie brillant er sein Metier beherrscht. Noch mehr imponieren allerdings seine Fachkenntnisse der Neurobiologe, ein Resultat intensiver Lektüre und der Kooperation mit Fachkräften. Anfangs, räumt Rauhaus ein, „kam ich mir vor, als würde ich eine Serie über Quantenphysik schreiben“.

    Offenbar ging es dem Publikum ähnlich: Trotz origineller Hauptfigur, sehenswerter Darsteller und einer konzentrierten Inszenierung kam „Dr. Molly & Karl“ zum Start nur auf 9,2 Prozent Marktanteil und hat damit weit unter Wert abgeschnitten. Das ist nicht zuletzt deshalb schade, weil Sat.1 dafür bestraft worden ist, ein gewisses Risiko einzugehen: Der Sender hat dem renommierten Autor („Die Luftbrücke“, „Winterreise“) alle nur denkbaren Freiheiten gegeben. Einzige Vorgabe: Er sollte eine Krankenhausserie mit einer übergewichtigen Ärztin schreiben. Kühn regte Rauhaus an, sein Interesse an Neurobiologie und den modernen Erkenntnissen der Hirnforschung zu vertiefen. Außerdem wollte er die Hauptfigur mit einer gewissen Misanthropie ausstatten, sich dabei aber vom einseitigen Zynismus des Dr. House abgrenzen: „Dr. Molly ist viel ambivalenter“. Tatsächlich öffnen sich, wie Hauptdarstellerin Sabine Orléans es beschreibt, „immer wieder Fenster, die andere Seiten offenbaren. Aber diese Fenster schließen sich auch wieder, die Figur wird nicht erklärt und bewahrt sich auf diese Weise eine gewisse Rätselhaftigkeit“.

    Um so beachtlicher ist das Vertrauen, das Sat.1 seinem Autor entgegenbrachte. Klagen über die Inkompetenz von Redakteuren, die gute Bücher bis zur Unkenntlichkeit bearbeiten lassen, sind ja derzeit stark in Mode. Rauhaus hat völlig andere Erfahrungen gemacht: „Sat.1-Fiction-Chef Joachim Kosack hat sich für die Serie sehr weit aus dem Fenster gelehnt. In den 14 Monaten Entwicklungszeit gab es nicht einen Hauch von Zensur. Ich hatte den größten Freiraum, den man sich nur wünschen kann.“ Rauhaus durfte zu allem seine Meinung sagen, war bei den Castings dabei und stand den Schauspielern jederzeit zur Verfügung, wie Sabine Orléans dankbar feststellt. Ihr imponiert vor allem die Bandbreite der Geschichten: „Humor steht neben Drama, Romantik, Poesie, aber auch Härte.“ Sie ist zwar sicher, dass die Serie polarisieren werde, hofft auch, dass Zuschauer sich freuen: „Endlich mal eine Hauptdarstellerin, die nicht nur 45 Kilo wiegt“.

    Dennoch ist eine derartig exponierte Position des Autors hierzulande alles andere als selbstverständlich, zumal die Zuschauer deutschen Serien gerade bei Sat.1 zuletzt regelmäßig die kalten Schulter gezeigt haben. Entsprechend groß ist laut Rauhaus die Angst bei in den Sendern: „Diskussionen über neue Projekte klingen da schon mal die Tagung eines Haushaltsausschusses, so viele Wenns und Abers bekommt man zu hören.“ Viele dieser Produktionen seien Kopien erfolgreicher amerikanischer Vorbilder gewesen, „aber das ist ein Wettbewerb, den man nur verlieren kann. Hinter den US-Serien stecken die hellsten Köpfe Hollywood, vom vier bis fünf mal höheren Budget ganz zu schweigen. Erfolg hat man aber nur, wenn man den Mut aufbringt, eigene, originelle Geschichten zu erzählen.“

    Auch wenn es in den einzelnen Folgen immer wieder Momente gibt, in denen eine gewisse Rührseligkeit Einzug hält, weil es sich bei Mollys erstem Patienten zum Beispiel um einen kleinen Jungen handelt: In ihrer politischen Unkorrektheit knüpft die neue Sat.1-Produktion nahtlos an „Doctor’s Diary“ an. Auch Rauhaus schätzt die jüngst mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Serie sehr. Autor Bora Dagtekin („Türkisch für Anfänger“) hatte ähnlich großen Einfluss auf die Umsetzung. Die Sender nähern sich mit dieser Arbeitsweise dem amerikanischen „Showrunner“-Prinzip an, das den Schöpfern der Geschichte enormen Einfluss einräumt. Beide Serien beweisen, wozu deutsche Autoren fähig sind, wenn ihre Drehbücher nicht in unendlich vielen Sitzungen weichgespült werden. Um so bedauernswerter, dass das Publikum Sat.1 für seinen Mut nicht belohnt hat. tpg.
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