30 Jahre, nachdem auf der Bühne der ursprünglichen Fernsehshow das Licht zum letzten Mal angemacht wurde und die Puppen tanzten, und über 10 Jahre nach dem letzten Kinofilm melden sich Jim Hensons Muppets zurück, um sich einer neuen Generation von Zuschauern zu präsentieren. Und weil Relaunches von bekannten Unterhaltungsmarken derzeit so en vogue sind, heißt der neue Film ganz unbescheiden Die Muppets ganz so, als hätte es nicht bereits fünf äußerst erfolgreiche TV-Staffeln, sechs Spielfilme und diverse Spin-offs gegeben.
Ein großes Erbe, das die neuen Muppets da antreten, immerhin gilt das Original als Kult. Jeder kennt Kermit, den wortgewandten Stofffrosch, wie er als Conférencier seiner kleinen, aber feinen Varieté-Show jeden Act mit einem euphorischen Applaus, Applaus, Applaaaus! ankündigt. An seiner Seite fanden sich immer die ganz großen Namen der Unterhaltungsbranche: In jeder der 120 Folgen Muppet Show, die von 1976 bis 1981 ausgestrahlt wurden, trat ein prominenter Gaststar auf. Peter Sellers, Julie Andrews, Johnny Cash, Shirley Bassey oder Roger Moore die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Daran hat sich auch im neuen Film nichts geändert. Jason Segel, den viele aus der TV-Serie How I Met Your Mother kennen dürften und der als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und ausführender Produzent wohl so etwas wie die treibende Kraft hinter dem Projekt war, hat zahlreiche Kollegen eingeladen, eine Gastrolle in Die Muppets zu übernehmen. Und viele sind der Einladung gefolgt: sein Sitcom-Kumpel Barney alias Neil Patrick Harris, Nirvana-Drummer David Grohl, Whoopi Goldberg, Alan Arkin und nicht zuletzt Jack Black, der es als Anti-Aggressionstrainer von Tier, dem wilden Schlagzeuger der Muppets-Band, nicht immer leicht hat.
Die eigentlichen Stars sind aber natürlich die von Jim Henson und Frank Oz erschaffenen Puppen. Und die neuen Muppets sind auch als Disney-Figuren ganz die alten: immer noch chaotisch, immer noch anarchisch, äußerst musikalisch und allzu menschlich.
Vor allem aber ist der Film herrlich selbstreflexiv. Als Kermit anfangs zu bedenken gibt, dass die meisten Muppets dem Showbusiness den Rücken gekehrt haben, meint Amy Adams lakonisch: Das wird dann wohl ein kurzer Film. Später, nachdem sie wie könnte es anders sein die ersten Muppets im Boot haben, beschließen sie kurzer Hand, die übrigen Kollegen per Montage-Sequenz einzusammeln, weil das einfach schneller geht. Und als sie vor dem Problem stehen, dass Miss Piggy mittlerweile in Frankreich arbeitet, was von L.A. aus mit dem Auto bekanntermaßen nur schwer zu erreichen ist, beschließen sie kurzerhand, per Landkarte zu reisen eine sehr effiziente Art der Fortbewegung, die leider nur im Film zum Einsatz kommt.
Die Selbstreflexivität wird allerdings nicht nur für ein paar wirklich gelungene Gags genutzt. Der Film wirft darüber hinaus eine wichtige Frage auf: nämlich die, ob die Muppets und ihre Form der Unterhaltung heutzutage noch zeitgemäß sind. Der Fiesling des Films, Tex Richman, denkt das natürlich nicht. Er will eine Konkurrenzveranstaltung auf die Beine stellen, die Moopets, einen, wie er sagt, harten, zynischen Act für eine harte, zynische Welt. Als Zuschauer fühlt man sich an dieser Stelle regelrecht ertappt, falls man anfangs noch im Angesicht der zuckersüßen Kleinstadtidylle von Smalltown genervt die Augen verdreht hat. Hier werden Konflikte eben in einem einzigen Song aufgelöst warum auch nicht? Spott und Humor, der unter die Gürtellinie oder auf Kosten anderer geht, gibt es schließlich genug in unserer schönen, neuen Medienwelt. Sollen Waldorf und Statler schimpfen, soviel sie wollen: die Muppets machen ihre Sache schon ganz gut. Damals wie heute.
Fazit: Die Muppets sind so gut wie eh und je ein großer Spaß für alte und zukünftige Fans der chaotischen Stoffpuppen.