Die Masche mit der Liebe: Romantische TV-Familienkomödie um eine alleinerziehende Schneiderin, die sich erfolgreich gegen einen betrügerischen Geschäftemacher wehrt.
Selbst wenn es die Wahrheit ist: Man sollte seinem Chef einfach nicht sagen, dass man ihn für ein „abgebrühtes Arschloch“ hält, denn dann ist der Job meist recht schnell weg. Also steht Eva Kovac wieder mal vor dem Nichts. Und dann unterschreibt sie auch noch einen Knebelvertrag: Jetzt besitzt die Berliner Schneiderin zwar eine Strickmaschine, aber das hilft ihr auch nicht weiter; bis sie merkt, dass andere Mütter die Pullover, die sie ihren Kindern gestrickt hat, für teure Markenware halten.
Edgar von Cossart und Annette Simon erzählen im Grunde eine ganz einfache Geschichte: Eine Frau lässt sich nicht unterkriegen. Und weil diese Frau aussieht wie Anja Kling, ist auch von Anfang an klar, dass es sich um ein Märchen handelt, zumal Eva Kovac offenbar ohnehin übermenschliche Kräfte hat. Sie schuftet Tag und Nacht, ist aber immer schön wie der junge Morgen und selbst dann noch bester Dinge, wenn wieder mal alles zusammen kommt: keine Arbeit mehr, die blöde Strickmaschine am Hals, der Ex klaut ihr die Ersparnisse, die halbwüchsige Tochter hat ständig was zu meckern, und der doofe Drachen aus dem Hort ist mit seinen Sticheleien auch keine große Hilfe.
Zum Glück ist die Rettung ganz nahe. Natürlich weiß jeder, wie die Geschichte enden wird, als Eva einen Blaumann im Treppenhaus für den verspäteten Elektriker hält und ihm erst mal, wie es ihre Art ist, einen ordentlichen Rüffel verpasst. Der Gute tut zwar, wie ihm befohlen, ist aber der neue Nachbar Jan Richter und wird außerdem von Henning Baum gespielt, spätestens seit „Mit Herz und Handschellen“ (auch Sat.1) ein geschätzter Darsteller von Männern mit großer Präsenz; und der perfekte Sympathieträger. Deshalb funktioniert der Film auch trotz aller Klischees und diverser kleiner Fehler: Man will, dass Eva Kovac und Jan Richter ein Paar werden. Das Happy End mag zwar vorhersehbar sein, doch da es sich um die Einlösung eines Versprechens handelt, ist das völlig in Ordnung.
Außerdem steht die Liebesgeschichte gar nicht im Mittelpunkt des Films, denn das Buch kombiniert geschickt Romanze und Sozialdrama; auch wenn der Begriff „Drama“ nicht recht passt, weil Eva Kovac allem Ungemach zum Trotz nie wirklich bedroht ist und im Gegensatz zu den diversen anderen verkrachten Existenzen, deren Weg sie noch kreuzt, ein vergleichsweise unbeschwertes Leben führt. Aber auch wenn sich die Inszenierung (Thomas Nennstiel) aller märchenhafter Attribute enthält: Natürlich fügt sich alles auf wundersame Weise. Eva kann die anderen Kundinnen des windigen Strickmaschinenverkäufers Henrik Henichen (Michael Brandner) dazu überreden, ihre Entwürfe umzusetzen, und auf diese Weise den Strickwarenmarktführer aus den Regalen eines Modehauses verdrängen.
Zeichnet sich Eva Kovac durch bemerkenswerte Hartnäckigkeit aus, so ist Jan Richter von engelsgleicher Geduld. Selbst ihre schroffesten Auftritte haben keinen Einfluss auf seine Hingabe. Irgendwann aber ist auch seine Langmut erschöpft, und Eva muss endlich über ihren Schattens springen und sich bekennen. Anderen würde man so viel Gleichmut vielleicht nicht abkaufen, aber Baum ist derart die Ruhe selbst: Das passt einfach. Ein richtig schöner Kuschelfilm. tpg.